bestritten maßgebend war. Er ist denn auch DerEntwurfzudemandernLandhaus(Abb.21,
in der Anpflanzung treu befolgt. Zugleich Seite 125), rührte von Friedrich Gilly, Schinkels
diente die einstige Ruhestätte Jean Jacques großem Lehrer und Freunde, her, dem der für
Rousseaus im Schloßpark des Marquis Girardin die architektonische Gestaltung Berlins so maß-
zu Ermenonville als Vorbild. Die unter hohen gebend gewordene Architekt viel verdankte.
Erlen aufgestellte Urne war als Zeichen der Denn Gilly war der Bahnbrecher der antikisie-
Erinnerung an den 1778 verstorbenen Philoso- renden Richtung in Berlin. Er starb in jungen
phen gedacht. (Abb. 19, Seite 125). Jahren und zu früh, als daß seine feine Kunst
Diese Reproduktion zeigt die Partie noch ein- unmittelbar hätte zur Geltung kommen können,
mal mit vollerem Wuchs der Bäume. Die Vorlage Nur einige Bauten von Privathäusern in unserer
ist etwa zwanzig Jahre jünger. Die heutige Stadt und in der Provinz schuf er. Auch bei
Rousseauinsel ist übrigens größer. Die Erwei- diesem Bild sind die gärtnerischen Anlagen be-
terung erfuhr sie, als seit dem Jahre 1831 Lenne achtenswert. „
den Tiergarten nun wieder nach einem neuen Stil, 9
als dessen Schöpfer er selbst und der Fürst von Einen Ausschnitt nur aus der mannigfaltigen
Pückler-Muskau anzusehen sind, umschuf. Erst Entwicklung der Gartenkunst Berlins konnte
von Lenne wurde er in einen eigentlichen diese Betrachtung geben. Aber schon sie liefert
Volkspark umgewandelt. Mit Recht benannte eine neue Bestätigung des Kreislaufes aller Dinge,
man daher die Straße, die jetzt am südlichen Ich wies daraufhin, wie im 16. und 17.Jahrhun-
Rand des Parks beginnt, noch zu seinen Leb- dert sich Gärten nur in den Vorstädten Berlins
zeiten nach ihm. Nachdem aber der südliche befanden. Heute sind wir wieder dahin gelangt,
Teil des Tiergartens der vornehmere geworden indem aus dem Innern unserer Stadt Gärten so
war, begannen begütertere Bewohner der Stadt gut wie verbannt sind. Auch erweist sich, wenn
sich hier an seinem Saum Landhäuser bauen zu ich die Zeichen richtig deute, der modernste
lassen. Das sind die Anfänge der heutigen Tier- Gartenstil mit seiner Bevorzugung der Beete und
gartenstraße. Zwei dieser Villen, die noch vor freier niedrig bepflanzter Strecken demjenigen
Ablauf des 18. Jahrhunderts errichtet wurden, einigermaßen verwandt, der in jenen Zeiten bei
seien noch im Bilde vorgeführt, damit sie zeigen, uns herrschte: dem französischen. Freilich die
wie sich in dieser Zeit Architektur und Garten- gegenwärtig so beliebte Verwendung weit aus-
kunst zueinander verhielten. gedehnter Rasenflächen eignete ihm nicht. Das
Der Besitzer der einen, Oberbaurat Becherer, heutige Berlin verhält sich also vom Standpunkt
in der heutigen Tiergartenstraße, war der Er- der Gartenkunst aus dem alten der von mir
bauer der schönen Alten Börse am Lustgarten hauptsächlich geschilderten Epoche gegenüber gar
(Abb. 20, Seite 125). Der Entwurf zu dem Land- nicht so fremd. Aber eins besaß unsere Stadt
haus stammt wohl von ihm selbst. Sie zeigt den weder im 17. noch im 18. Jahrhundert: die schön
klassizistischen Stil des Empire. Da dieser gegen- bepflanzten Plätze, die das einförmige Straßen-
wärtig mit Vorliebe gern verwendet wird, sind bild der Stadt so angenehm unterbrechen,
die gärtnerischen Anlagen vor der Front von Ich nenne hier nur den Dönhoffsplatz, Belle-
besonderem Interesse. allianceplatz, Gendarmenmarkt. Diese Anlagen
Der Leipziger Platz um 1825.
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in der Anpflanzung treu befolgt. Zugleich Seite 125), rührte von Friedrich Gilly, Schinkels
diente die einstige Ruhestätte Jean Jacques großem Lehrer und Freunde, her, dem der für
Rousseaus im Schloßpark des Marquis Girardin die architektonische Gestaltung Berlins so maß-
zu Ermenonville als Vorbild. Die unter hohen gebend gewordene Architekt viel verdankte.
Erlen aufgestellte Urne war als Zeichen der Denn Gilly war der Bahnbrecher der antikisie-
Erinnerung an den 1778 verstorbenen Philoso- renden Richtung in Berlin. Er starb in jungen
phen gedacht. (Abb. 19, Seite 125). Jahren und zu früh, als daß seine feine Kunst
Diese Reproduktion zeigt die Partie noch ein- unmittelbar hätte zur Geltung kommen können,
mal mit vollerem Wuchs der Bäume. Die Vorlage Nur einige Bauten von Privathäusern in unserer
ist etwa zwanzig Jahre jünger. Die heutige Stadt und in der Provinz schuf er. Auch bei
Rousseauinsel ist übrigens größer. Die Erwei- diesem Bild sind die gärtnerischen Anlagen be-
terung erfuhr sie, als seit dem Jahre 1831 Lenne achtenswert. „
den Tiergarten nun wieder nach einem neuen Stil, 9
als dessen Schöpfer er selbst und der Fürst von Einen Ausschnitt nur aus der mannigfaltigen
Pückler-Muskau anzusehen sind, umschuf. Erst Entwicklung der Gartenkunst Berlins konnte
von Lenne wurde er in einen eigentlichen diese Betrachtung geben. Aber schon sie liefert
Volkspark umgewandelt. Mit Recht benannte eine neue Bestätigung des Kreislaufes aller Dinge,
man daher die Straße, die jetzt am südlichen Ich wies daraufhin, wie im 16. und 17.Jahrhun-
Rand des Parks beginnt, noch zu seinen Leb- dert sich Gärten nur in den Vorstädten Berlins
zeiten nach ihm. Nachdem aber der südliche befanden. Heute sind wir wieder dahin gelangt,
Teil des Tiergartens der vornehmere geworden indem aus dem Innern unserer Stadt Gärten so
war, begannen begütertere Bewohner der Stadt gut wie verbannt sind. Auch erweist sich, wenn
sich hier an seinem Saum Landhäuser bauen zu ich die Zeichen richtig deute, der modernste
lassen. Das sind die Anfänge der heutigen Tier- Gartenstil mit seiner Bevorzugung der Beete und
gartenstraße. Zwei dieser Villen, die noch vor freier niedrig bepflanzter Strecken demjenigen
Ablauf des 18. Jahrhunderts errichtet wurden, einigermaßen verwandt, der in jenen Zeiten bei
seien noch im Bilde vorgeführt, damit sie zeigen, uns herrschte: dem französischen. Freilich die
wie sich in dieser Zeit Architektur und Garten- gegenwärtig so beliebte Verwendung weit aus-
kunst zueinander verhielten. gedehnter Rasenflächen eignete ihm nicht. Das
Der Besitzer der einen, Oberbaurat Becherer, heutige Berlin verhält sich also vom Standpunkt
in der heutigen Tiergartenstraße, war der Er- der Gartenkunst aus dem alten der von mir
bauer der schönen Alten Börse am Lustgarten hauptsächlich geschilderten Epoche gegenüber gar
(Abb. 20, Seite 125). Der Entwurf zu dem Land- nicht so fremd. Aber eins besaß unsere Stadt
haus stammt wohl von ihm selbst. Sie zeigt den weder im 17. noch im 18. Jahrhundert: die schön
klassizistischen Stil des Empire. Da dieser gegen- bepflanzten Plätze, die das einförmige Straßen-
wärtig mit Vorliebe gern verwendet wird, sind bild der Stadt so angenehm unterbrechen,
die gärtnerischen Anlagen vor der Front von Ich nenne hier nur den Dönhoffsplatz, Belle-
besonderem Interesse. allianceplatz, Gendarmenmarkt. Diese Anlagen
Der Leipziger Platz um 1825.
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