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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 11
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Heicke, C.: Gartenbauausstellungen in Nord und Süd
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0181

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Audi wer sich freizuhalten weiß von dem Ein-
fluß solcher Stimmungsumstände, wer sachlich
prüfend dem Gebotenen gegenübertrat, konnte
mit Genugtuung feststellen, daß hier tüchtige
Arbeit geleistet und trotz der Kürze der Zeit und
anderer Schwierigkeiten Beachtenswertes ge-
schaffen ist. Die Schwierigkeiten lagen haupt-
sächlich im Gelände: Ein alter Privatpark, in
seiner Anlage ganz zugeschnitten auf die per-
sönlichen Bedürfnisse des Besitzers, angelegt
nach Grundsätzen, die vor fünfzig Jahren Geltung
hatten, dann übergegangen in den Besitz der
Stadt und als öffentliche Anlage eingerichtet, und
nun bestimmt, einer Ausstellung zu dienen, deren
eigentliche Bestimmung es sein müßte, neuzeit-
liche Errungenschaften in fortgeschrittenster Form
vorzuführen! Kein Mensch kann aus seiner Haut
heraus und solch ein Park eigentlich noch weniger.
Daß da Konzessionen gemacht werden mußten,
ist ohne weiters verständlich. Man kann höchstens
verschiedener Meinung sein hinsichtlich ihres
Maßes. Herr Oberbürgermeister Schnackenburg
sprach sich darüber in seiner Begrüßungsrede
bei der Ausstellungseröffnung eingehend aus.
Er sagte unter anderem:

Einzigartig darf das Ausstellungsgelände gerade
für die Betätigung der Gartenkunst bezeichnet wer-
den. Besitzt es auf der einen Seite der Flottbeker
Chaussee einen Teil, auf dem jeder Baum und jeder
Strauch neu gepflanzt werden mußte, auf dem für
die Gartenkunst also völlig freie Bahn gegeben war,
so ist das Terrain an der anderen Seite der
Flottbek er Chaussee schon für sich allein ein
gärtnerisches Ausstellungsobjekt aller-
ersten Ranges. In diesen schönen alten Parks, unter MittelteildesSondergartensSchnackenberg&Siebold,
diesen herrlichen alten Baumen hatte die Garten- Gartenarchitekten, Hamburg,
kirnst sich nach dem Satz zu betätigen: „In der Be- Gartenbauausstellung Altona 1914.
schrankung zeigt sich erst der Meister . Zu zeigen, wie

sich die Gartenkunst diesen eigenartigen Terrains durch Treppen und Überbrückungen miteinander zu
anzupassen versteht, wie sie die vorhandenen verbinden. Ich bedauere es lebhaft, daß wir das
Schönheiten betonen und ihnen neue hinzuzufügen Terrain in seinem früheren Zustande nicht haben
vermag, war eine gärtnerische Aufgabe von beson- photographisch aufnehmen lassen, damit die Besucher
derer Schwierigkeit, aber auch besonderem Reize. einen Einblick in die gewaltigen Schwierigkeiten, die
Begreiflicherweise war daher die gärtnerische Fach- überwunden worden sind, gewinnen können. Jetzt
weit von Anfang an geradezu begeistert von dem wird zuweilen nur ein sehr aufmerksamer und ver-
Ausstellungsterrain, und gerade diese fachmännische ständnisvoller Beobachter sich ein Bild davon madien
Begeisterung hat über die Bedenken und Befürch- können, was im Einzelfalle der Ingenieur, der Archi-
tungen, die gegen das Terrain in anderer Beziehung tekt, der Gartenkünstler tatsächlich geleistet hat.
mit Recht erhoben wurden, hinweggeholfen. Denn Man darf dem Herrn Oberbürgermeister
leider mußten auch wir die Wahrheit des Wortes i_• • • i r> • i J-a l .n
erfahren: „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten". h,ler vieler Beziehung Recht geben, muß
Ich glaube nicht, daß bei irgend einer anderen Aus- aber dodl audl einige Vorbehalte machen. Daß
Stellung verhältnismäßig so große Schwierig- der Donnerpak große Schönheiten und Reize be-
keiten zuüberwinden waren wie bei unserer sitzt, und für eine Gartenbau-Ausstellung ein Be-
Gartenbau-Ausstellung, Schwierigkeiten, die um so . _j i___i. r> •• L •■ -La :_x

0jt.1v. j ;i : a: n „„.',1 . j_7 stand herrlicher alter Baume sehr erwünscht ist,

fühlbarer wurden, weil wir die Ausstellung nicht .

von langer Hand vorbereiten konnten, sondern sie lst onne weiteres richtig. Daß aber gerade ein
in ganz unverhältnismäßig kurzer Zeit durchführen solches schon für sich allein ein gärtnerisches
mußten. Zunächst zeigte sich alsbald, daß das Terrain, Ausstellungsobjekt allerersten Ranges sei, kann

das zuerst in Aussicht qenommen war, viel zu klein , _i i x n j u..„„

■m ,__,. , V. . ' , j nur sagen, wer stark beweqte Bodenqestaltung,

sei. .Nur das liebenswürdige Entgegenkommender ,3 ' ,. . .. ...

benachbarten Gartenbesitzer, die ihre Gärten ent- alte Baume und buschwerkumsaumte Rasenhange
weder zur Ausstellung direkt oder zur Herstellung für ausreichend hält, die Voraussetzungen eines
von Wegeverbindungen zur Verfügung stellten, madi- solchen zu erfüllen. Der Durchführung einer Aus-
ten die Durchführung des Planes überhaupt möglich. s{ell steU sie oft unüberwindliche Schwierig-
Sodann machte es außerordentliche Schwierigkeiten, ? , . . 3,
die drei getrennt liegenden Teile der Ausstellung, keiten in den Weg. Diejenige Ausstellung wird,
Donnerspark, Stadtpark und Donnersche Weide, rein theoretisch betrachtet, die besten Ergebnisse

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