turleben nicht Maße und Energien, sondern die
Reinheit der Idee und die Konzentration bei
ihrer Verwirklichung machen, davon geben meine
Städte hier ein leuchtendes Beispiel. Da sehen
wir, wie Leipzigs schlichte Arbeitervorstadt
Schönefeld ihrer braven Pflegemutter ein ganz
aus der Art gefallenes Grünkind vor die Tür setzt
und darüber hinaus noch auch den mehr orien-
tierteren deutschen Metropolen gegenüber einen
leicht revolutionären Ton anzuschlagen wagt mit
ihrem Park: errichtet mittels Erbbaurechts. Da
sehen wir die intimere Großherzoglich
Oldenburgische Residenz einen öffent-
lichen Garten planen, der die eigenartige Mischung
ihres Bürgertums von behäbiger Sättigung und
doch wieder geistig gelenker Art ganz umschrei-
ben soll. Da sehen wir endlich Rüstring en,
die neue Stadt, wie ein junges, feuriges aber gut
gerittenes Roß einherstürmen. Wo ist die deutsche
Großstadt, die es im Verhältnis aufnähme an
Mut und Vermögen mit dieser zukunftsreichen
Fünfzigtausender, die mit ihrer tatsächlich er-
rungenen Bodenfreiheit, mit ihren überlegenen
Bau- und Verkehrsplänen und nicht zuletzt ihrer
weitsichtigen Grünpolitik sich zu einem neuen,
diesmal städtebaulichen Weimar zu ent-
wickeln den Ehrgeiz hat. Und wie unaufhaltsam
das Gefühl von Verantwortung, die mit allen
Gartensachen heute verbunden ist, vorschreitet,
belegt zum Überfluß das Beispiel, das die Olden-
burgische Eisenbahnverwaltung gab,
als sie für den Bau des neuen Bahnhofs in
Oldenburg auch einen Gartenmann hinzuzog.
Daß diese Verantwortung, diese neue Mission
der Städte je überschätzt werden könnte, ist
kaum möglich. Denn unsere Bewegung haftet
ja nicht am rein Körperlichen und Meßbaren.
Auch die Realität der Seele möchte uns
inmitten dieser Arbeit wieder offenbar werden.
Die alte menschliche Seele, die in unseren Tagen
im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder
gekommen schien. Dasselbe, was sich mani-
festieren will, wenn die Jugend helläugig und
herb der Allmutter-Natur Zärtlichheit erweist,
wenn eine Menge Volks den Strand der Flüsse
und Seen erobert, sich und ihre Brut lebendig
zu erhalten, wenn sich die Köpfe aller Klassen
mehren, die Religion erstreben, — dasselbe Un-
aussprechliche sehe ich auch zum Lichte drängen
im neuen gemeinsamen Garten.
Ich sehe in der neuen Grünarbeit der Städte
ein drastisches und Erfolg versprechendes
Medium, das beste was wir haben: den Ange-
hörigen des 20. Jahrhunderts die Augen
zu öffnen darüber, wie doch das Vergan-
gene trotz Wissen und Macht so voller
Hilflosigkeit, so voll Armut und Rück-
gang an eigentlich schönem Menschen-
dasein war.
Deshalb liebe ich ihn, diesen besonderen ethi-
schen Garten der Kommunen, so wie ich ihn
fordere:
„Der Garten des 20. Jahrhunderts darf nicht
„nur eitel Grün und Glanz sein. Den Kindern
„dieser Welt voll Technik und Verkehr soll er
„vielmehr ein Tempel für Spiel und Tanz sein.
„Sie zu führen aus der Frohn der Arbeit und der
„Enge ihrer Städte hin zur Ruhe hoher Bäume
„und zum Kranz der Blumen: dazu soll der Garten
„da sein."
192
Reinheit der Idee und die Konzentration bei
ihrer Verwirklichung machen, davon geben meine
Städte hier ein leuchtendes Beispiel. Da sehen
wir, wie Leipzigs schlichte Arbeitervorstadt
Schönefeld ihrer braven Pflegemutter ein ganz
aus der Art gefallenes Grünkind vor die Tür setzt
und darüber hinaus noch auch den mehr orien-
tierteren deutschen Metropolen gegenüber einen
leicht revolutionären Ton anzuschlagen wagt mit
ihrem Park: errichtet mittels Erbbaurechts. Da
sehen wir die intimere Großherzoglich
Oldenburgische Residenz einen öffent-
lichen Garten planen, der die eigenartige Mischung
ihres Bürgertums von behäbiger Sättigung und
doch wieder geistig gelenker Art ganz umschrei-
ben soll. Da sehen wir endlich Rüstring en,
die neue Stadt, wie ein junges, feuriges aber gut
gerittenes Roß einherstürmen. Wo ist die deutsche
Großstadt, die es im Verhältnis aufnähme an
Mut und Vermögen mit dieser zukunftsreichen
Fünfzigtausender, die mit ihrer tatsächlich er-
rungenen Bodenfreiheit, mit ihren überlegenen
Bau- und Verkehrsplänen und nicht zuletzt ihrer
weitsichtigen Grünpolitik sich zu einem neuen,
diesmal städtebaulichen Weimar zu ent-
wickeln den Ehrgeiz hat. Und wie unaufhaltsam
das Gefühl von Verantwortung, die mit allen
Gartensachen heute verbunden ist, vorschreitet,
belegt zum Überfluß das Beispiel, das die Olden-
burgische Eisenbahnverwaltung gab,
als sie für den Bau des neuen Bahnhofs in
Oldenburg auch einen Gartenmann hinzuzog.
Daß diese Verantwortung, diese neue Mission
der Städte je überschätzt werden könnte, ist
kaum möglich. Denn unsere Bewegung haftet
ja nicht am rein Körperlichen und Meßbaren.
Auch die Realität der Seele möchte uns
inmitten dieser Arbeit wieder offenbar werden.
Die alte menschliche Seele, die in unseren Tagen
im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder
gekommen schien. Dasselbe, was sich mani-
festieren will, wenn die Jugend helläugig und
herb der Allmutter-Natur Zärtlichheit erweist,
wenn eine Menge Volks den Strand der Flüsse
und Seen erobert, sich und ihre Brut lebendig
zu erhalten, wenn sich die Köpfe aller Klassen
mehren, die Religion erstreben, — dasselbe Un-
aussprechliche sehe ich auch zum Lichte drängen
im neuen gemeinsamen Garten.
Ich sehe in der neuen Grünarbeit der Städte
ein drastisches und Erfolg versprechendes
Medium, das beste was wir haben: den Ange-
hörigen des 20. Jahrhunderts die Augen
zu öffnen darüber, wie doch das Vergan-
gene trotz Wissen und Macht so voller
Hilflosigkeit, so voll Armut und Rück-
gang an eigentlich schönem Menschen-
dasein war.
Deshalb liebe ich ihn, diesen besonderen ethi-
schen Garten der Kommunen, so wie ich ihn
fordere:
„Der Garten des 20. Jahrhunderts darf nicht
„nur eitel Grün und Glanz sein. Den Kindern
„dieser Welt voll Technik und Verkehr soll er
„vielmehr ein Tempel für Spiel und Tanz sein.
„Sie zu führen aus der Frohn der Arbeit und der
„Enge ihrer Städte hin zur Ruhe hoher Bäume
„und zum Kranz der Blumen: dazu soll der Garten
„da sein."
192