das vergebliche Bestreben nach irgend einer
Illusion ganz aufzugeben. Wo ein regelrechter
Steingarten bei den gegebenen Verhältnissen
nicht möglich ist, sollte man sich immer mit einer
Trockenmauer oder ähnlichem begnügen. Sehr
wohl geeignet für einen Steingarten ist aber jede
höhere Böschung von einiger Ausdehnung, wie
sie häufig durch Stufung abfallenden Geländes
entsteht; auch natürliche Hänge oder Talwände,
namentlich da wo Wasser vorhanden ist, lassen
sich oft gut zu solcher Anlage benutzen, ebenso
wie künstliche Einschnitte bei Wegeanlagen wohl
dafür geeignet sind.
Im allgemeinen wird man nicht vergessen
dürfen, — und dies ist wohl der Grund, weshalb
die Engländer so zäh an ihren malerischen An-
lagen festhalten — daß die Eigenart der Felsen-
und Alpenpflanzen mit ihren verschiedenartigen
Bedürfnissen, ihrer durchaus malerischen Haltung
und ihren Überquellen der Formen eine allzu
geregelte Art der Anordnung und damit auch des
Steingartens verbietet. Aber auch eine Böschung
oder ein Hang bieten die Möglichkeit, den Pflan-
zen die zusagenden Bedingungen zu schaffen;
man kann die Linie der Böschung vor- und zu-
rücktreten lassen und auf die Weise sonnige und
mehr schattige Plätze erzielen; man kann Steine
verschiedener Form und Größe und verschiedene
Gesteinsarten verwenden; Geröllfelder lassen
sich einrichten, Rinnsale und Wasserlöcher, moo-
rige Plätze und kleine Grünflächen können ange-
bracht'werden. Zum Bau sollte man nie zu kleine
Steine verwenden; je größer und schöner der
einzelne Stein ist, einen desto besseren Eindruck
wird die Gesamtanlage machen. Am besten, wo
man sie haben kann, sind zweifellos die Find-
lingssteine, von denen jeder für sich fast schon
ein schönes Bild ergibt, das uns etwas Gewor-
denes und Fertiges zeigt. Aber freilich ist für
manche Zwecke besonderes Gestein, also etwa
Schiefergeschiebe oder Kalk notwendig. •
Es ist fast selbstverständlich, beim Bau eines
Steingartens die größeren und schwereren Steine
Grundrißskizze zu den Abbildungen Seite 231.
am Fuß der Anlage zu verwenden und nach oben
hin kleiner und leichter zu werden. Die Steine
dürfen dem Erdreich nicht nur aufgelegt, sondern
müssen gut versenkt und eingebettet werden;
eine sichere und für das Auge angenehmere Lage
wird außerdem durch Neigung im Sinne der
Böschung erreicht. Man sollte auch hier die
Steine lagerhaft verwenden, nur selten einmal
einen aufrecht hinstellen, überhaupt alles Ge-
zackte und Gezwungene vermeiden. Im allge-
meinen wird man, natürlich ohne strenge Durch-
führung und mit gelegentlidien Unterbrechungen,
die schon die verschiedene Form und Art der
Steine ergibt, den Steingarten gewissermaßen
in Stockwerken aufbauen, zwischen denen mög-
lichst wagerecht liegende Erdnester entstehen;
die einzelnen Steine müssen nach der Seite eng
zusammenstehen, so daß schmaleRitzen entstehen
und damit das Ausschwemmen des Erdreichs ver-
hindert wird. Daß alle Löcher und Zwischen-
räume sorgfältig mit geeignetem Erdreich aus-
zufüllen sind, versteht sich von selbst.
Es wurde schon daraufhingewiesen, daß man
für Steinwege im Freien den Bruchstein am be-
sten ohne Mörtel verwendet. Wennman genügend
große und flache oder wenigstens auf einer Seite
ebene Bruchsteine hat und mit ihnen einen dicht-
belegten Weg herstellen will, bei dem zwischen
den einzelnen Steinen möglichst schmale Fugen
stehen bleiben, so empfiehlt es sich sehr, die
Steine in ein Bett von gutem Sand zu verlegen
und die Fugen mit Sand zu füllen; dem Sandbett
noch eine Unterlage von Steinschotter zu geben,
wird in den meisten Fällen nicht nötig sein. Ge-
eignet für solche Wege sind vor allem ziemlich
große Steine mit unregelmäßigen ebenen Flächen,
die gut ineinander gepaßt werden müssen; das
gibt ein lebendiges Bild, während für eine recht-
winklige Zeichnung der Fugen der Bruchstein
seiner ganzen Art nach sich kaum eignet. Wenn
man nur einzelne, größere Steine als Pfad etwa
in den Rasen legen will, so werden sie in Schritt-
weite — von Mitte zu Mitte gemessen und nicht zu
reichlich — derartig ins Erdreich versenkt, daß
sie mit ihm gleich liegen.
Für Einfassungen ohne Mörtelverwen-
dung braucht man Bruchsteine in flachen, riemen-
artigen Stücken; kleine Steine sehen gewöhnlich
unruhig aus, und es empfiehlt sich überdies, die
Steine nicht senkrecht als Abschluß des Beetes
aufzurichten, sondern sie in halber Neigung (von
45 °) gegen den Weg und so ein wenig unter das
Beet zu verlegen, daß bis an die obere Kante der
schmalen Schrägfläche das Beet reicht, an der
unteren Kante aber der Weg beginnt.
Bei Fahrwegen ist auch die sogenannte Ham-
burger Kante aus Pflastersteinen, deren Köpfe
nach dem Weg hin zeigen, brauchbar und nicht
unschön. Victor Zobel.
230
Illusion ganz aufzugeben. Wo ein regelrechter
Steingarten bei den gegebenen Verhältnissen
nicht möglich ist, sollte man sich immer mit einer
Trockenmauer oder ähnlichem begnügen. Sehr
wohl geeignet für einen Steingarten ist aber jede
höhere Böschung von einiger Ausdehnung, wie
sie häufig durch Stufung abfallenden Geländes
entsteht; auch natürliche Hänge oder Talwände,
namentlich da wo Wasser vorhanden ist, lassen
sich oft gut zu solcher Anlage benutzen, ebenso
wie künstliche Einschnitte bei Wegeanlagen wohl
dafür geeignet sind.
Im allgemeinen wird man nicht vergessen
dürfen, — und dies ist wohl der Grund, weshalb
die Engländer so zäh an ihren malerischen An-
lagen festhalten — daß die Eigenart der Felsen-
und Alpenpflanzen mit ihren verschiedenartigen
Bedürfnissen, ihrer durchaus malerischen Haltung
und ihren Überquellen der Formen eine allzu
geregelte Art der Anordnung und damit auch des
Steingartens verbietet. Aber auch eine Böschung
oder ein Hang bieten die Möglichkeit, den Pflan-
zen die zusagenden Bedingungen zu schaffen;
man kann die Linie der Böschung vor- und zu-
rücktreten lassen und auf die Weise sonnige und
mehr schattige Plätze erzielen; man kann Steine
verschiedener Form und Größe und verschiedene
Gesteinsarten verwenden; Geröllfelder lassen
sich einrichten, Rinnsale und Wasserlöcher, moo-
rige Plätze und kleine Grünflächen können ange-
bracht'werden. Zum Bau sollte man nie zu kleine
Steine verwenden; je größer und schöner der
einzelne Stein ist, einen desto besseren Eindruck
wird die Gesamtanlage machen. Am besten, wo
man sie haben kann, sind zweifellos die Find-
lingssteine, von denen jeder für sich fast schon
ein schönes Bild ergibt, das uns etwas Gewor-
denes und Fertiges zeigt. Aber freilich ist für
manche Zwecke besonderes Gestein, also etwa
Schiefergeschiebe oder Kalk notwendig. •
Es ist fast selbstverständlich, beim Bau eines
Steingartens die größeren und schwereren Steine
Grundrißskizze zu den Abbildungen Seite 231.
am Fuß der Anlage zu verwenden und nach oben
hin kleiner und leichter zu werden. Die Steine
dürfen dem Erdreich nicht nur aufgelegt, sondern
müssen gut versenkt und eingebettet werden;
eine sichere und für das Auge angenehmere Lage
wird außerdem durch Neigung im Sinne der
Böschung erreicht. Man sollte auch hier die
Steine lagerhaft verwenden, nur selten einmal
einen aufrecht hinstellen, überhaupt alles Ge-
zackte und Gezwungene vermeiden. Im allge-
meinen wird man, natürlich ohne strenge Durch-
führung und mit gelegentlidien Unterbrechungen,
die schon die verschiedene Form und Art der
Steine ergibt, den Steingarten gewissermaßen
in Stockwerken aufbauen, zwischen denen mög-
lichst wagerecht liegende Erdnester entstehen;
die einzelnen Steine müssen nach der Seite eng
zusammenstehen, so daß schmaleRitzen entstehen
und damit das Ausschwemmen des Erdreichs ver-
hindert wird. Daß alle Löcher und Zwischen-
räume sorgfältig mit geeignetem Erdreich aus-
zufüllen sind, versteht sich von selbst.
Es wurde schon daraufhingewiesen, daß man
für Steinwege im Freien den Bruchstein am be-
sten ohne Mörtel verwendet. Wennman genügend
große und flache oder wenigstens auf einer Seite
ebene Bruchsteine hat und mit ihnen einen dicht-
belegten Weg herstellen will, bei dem zwischen
den einzelnen Steinen möglichst schmale Fugen
stehen bleiben, so empfiehlt es sich sehr, die
Steine in ein Bett von gutem Sand zu verlegen
und die Fugen mit Sand zu füllen; dem Sandbett
noch eine Unterlage von Steinschotter zu geben,
wird in den meisten Fällen nicht nötig sein. Ge-
eignet für solche Wege sind vor allem ziemlich
große Steine mit unregelmäßigen ebenen Flächen,
die gut ineinander gepaßt werden müssen; das
gibt ein lebendiges Bild, während für eine recht-
winklige Zeichnung der Fugen der Bruchstein
seiner ganzen Art nach sich kaum eignet. Wenn
man nur einzelne, größere Steine als Pfad etwa
in den Rasen legen will, so werden sie in Schritt-
weite — von Mitte zu Mitte gemessen und nicht zu
reichlich — derartig ins Erdreich versenkt, daß
sie mit ihm gleich liegen.
Für Einfassungen ohne Mörtelverwen-
dung braucht man Bruchsteine in flachen, riemen-
artigen Stücken; kleine Steine sehen gewöhnlich
unruhig aus, und es empfiehlt sich überdies, die
Steine nicht senkrecht als Abschluß des Beetes
aufzurichten, sondern sie in halber Neigung (von
45 °) gegen den Weg und so ein wenig unter das
Beet zu verlegen, daß bis an die obere Kante der
schmalen Schrägfläche das Beet reicht, an der
unteren Kante aber der Weg beginnt.
Bei Fahrwegen ist auch die sogenannte Ham-
burger Kante aus Pflastersteinen, deren Köpfe
nach dem Weg hin zeigen, brauchbar und nicht
unschön. Victor Zobel.
230