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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 16
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Kiehl, Walter: Ein Strauch- u. Primelgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0254

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Pillar, die auffallend rasch wächst, die schöne
rosa Euphrosyne. Die beste aller weißen
Schlingrosen „Gruß an Zabern", die sehr schöne
Rubin, dann die dritte der drei Grazien „Thalia",
weiter meine ganz besondere Lieblingsrose
„Dorothy Perkins" mit ihren schönen ladisrosa
Blüten und dem nie kranken Laub, dann die
beiden schönen und sich sehr ähnlich sehenden
Delight und Hiawatha, einfach leuchtend rot
blühend, Minnehaha, leuchtend dunkelrosa, eine
der schönsten Schlingrosen, Ruby Queen leuch-
tend rot mit weißer Mitte, Trier mit kleinen
weißen Blumen in großen Büscheln, auffallend
durch die dunkelgelben Staubfäden, sehr lange
bis in den Herbst hinein blühend. Aus der Klasse
der wiederholt blühenden Rankrosen: „Exzellenz
von Schubert", dunkelrosa, „Exzellenz Kuntze",
gelblichweiß, Geheimrat Dr. Mittweg mit dunkel-
roten Blumen und weißer Mitte, die noch wenig
bekannten Schlingrosen „Hauff" mit bläulich-
roten und „Adrian Reverchon" mit leuchtend rosa
Blüten.

Vor den Rankrosen fanden meine ganz be-
sonderen Lieblinge, die alten schönen Garten-
rosen, ihren Platz, darunter Rosa gallica splen-
dens mit leuchtend karminroten Blüten, die alte
weiße Bauernrose, die echte Centifolie, weiße
und rosa Moosrosen, die schottische Zaunrose
und die eigenartige Kapuzinerrose, die bei Neu-
züchtungen jetzt so mancher Rose Vater oder
Mutter gewesen ist, die prachtvolle Rugosa
„C. F. Meyer" mit großen Blüten, in der Farbe
der alten La France ähnlich, die fast verschwun-
dene leuchtend gelbe Persian Yellow, die noch
neue orange-kupfrige „Artur G. Goodwin", auch
ein Kind der Kapuzinerrose, die ebenfalls noch
seltene „Gartenstadt Liegnitz" mit leuchtend
violettroten Blüten und kräftig gelben Staub-
fäden, die ganz wunderschöne „Gräfin Henriette
Chotek" mit leuchtend karminroten Blüten und
die sehr früh und reich blühende „Mad. Sancy
de Parabere". Ein Rosensortiment wie man es
selten zusammen finden wird! Alle sollen den
Vorzug haben, vollständig winterhart zu sein.
Die lang andauernde Kälte von 15—18 Grad in
diesem Winter soll die Probe gebracht haben.

Auf den Streifen G wurden fast nur alte Be-
kannte geflanzt, der alte liebe Hollunderbusch
in die Ecke an der Scheune, in die andere Ecke
sein Vetter der Traubenhollunder mit seinen
leuchtend korallenroten Beeren, Goldregen, Blut-
johannisbeere,rotblättrigeBerberitze,Forsyfhien,
Exochorda grandiflora, der Salzstrauch Halimo-
dendron argenteum, der Sanddorn Hippophae
rhamnoides, Kerria jap. fl. pl., Staphylea colchica
und drei Sträucher, die mit ihrer prächtigen
Herbstfärbung getrost mit jedem Blütenstrauch
konkurrieren können, Acer Ginnala, Aronia
floribunda und Evonymus latifolia.

Auf die Rasenflächen verteilte ich teils ein-

zeln, teils in kleinen Trupps folgende Sträucher:
Nr. 1 die zu jeder Zeit schöne kleine Berberis
Thunbergi, im Frühjahr übersät mit kleinen gel-
ben Glöckchen; im Sommer sind es die roten
Beeren und im Herbst kommen die bunten Blätter
dazu; Nr. 2 das so selten gesehene Johannis-
kraut, Hypericum Moserianum mit seinen strah-
lenden gelben Blüten; Nr. 3 die während des
ganzen Sommers schön blau blühende Säckel-
blume Ceanotus hybrid. „Gloire de Versaille" ;
Nr. 4 verschiedene Hibiscus, von denen ich die
einfach blühenden vorziehe; Nr. 5 Rubus delicio-
sus, im Frühjahr bedeckt mit großen weißen Blü-
ten und im Sommer zierend durch die saftig grü-
nen Blätter an den roten behaarten im leichten
Bogen wachsenden Trieben; Nr. 6 und 7 Tama-
rix hispida aestivalis und Tamarix gallica, zwei
vornehme schöne Blütensträucher; Nr. 8 Spiraea
ariaefolia, die man auch so selten in den Gärten
sieht, und die doch in ihrem Blütenschmuck so
schön ist; Nr. 9 Cotoneaster pyracantha Lalandii,
der Feuerdorn, im Juni mit zierlichen, weißen
Blütenrispen, im Sommer das dunkelgrüne Laub,
im Herbst und Winter übersät mit korallenroten
Beeren; dazu das bis zum Frühjahr haftende
Laub, dieser Strauch im Winter bei Rauhreif im
glitzernden Sonnenschein oder auch bei trübem
Nebeltag mit seinen brennend roten Beeren und
dem düsteren Laub; dieser Farbenpracht kommt
kein noch so schönes Schmuckstück gleich.

Nr. 10 die japanische Quitte Cydonia japonica;
Nr. 11 die ganz verpönte Schlehe, Prunus spinosa,
diese beiden Sträucher sind mir zum Vasen-
schmuck unentbehrlich. Ich habe in meiner Bilder-
sammlung eine Aufnahme, ein paar blühende
Schlehenzweige in einer tief dunkelblauen Vase
vor einem hellblauen Wandteller mit kleinen
weißen Punkten, das ist ein Bildchen von unver-
gleichlicher Grazie. Und wer die Schlehe in ihrer
freien ungebändigten Schönheit auf den Hängen
im Saaletal gesehen hat, der wird sie immer
lieben. Die Schlehe ist wie ein wildes Naturkind,
das sich keinem Zwang fügt, dann wieder so mild,
wenn die sanften weißen Blüten es einhüllen,
und dann wieder so trotzig im Schmuck der herben
schwarzblauen Beeren. Nr. 12 die allbekannte
Hydrangea paniculata grandiflora. Nr. 13 das
so alte und doch so seltene Desmodium penduli-
florum, das so wertvoll ist, weil es so spät blüt.
Nr. 14 die schönen neuen Buddleia variabilis-
Varietäten, von denen B. var. magnifica, superba,
nivea und Veitchiana wohl die schönsten sind.
Nr. 15 und 16 die schönen noch seltenen Hy-
drangea arborescens grandiflora alba und cinerea
sterilis, beide mit großen hortensienähnlichen
Blütenbällen. Nr. 17 der Schneeflockenbaum
Chionanthus virginica.

In diesem Strauchgarten gibt es vom Früh-
jahr bis in den Winter hinein stets den einen
oder anderen Strauch, der mit Blüten bedeckt

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