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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 18
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Heicke, C.: Die Gartenkunst in deutschen Mittel- und Kleinstädten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0272

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.-. /~ "v^"^v wenigstens in dem gut erhaltenen

f r )\ alten Kern, würden das redit-

_' ' ^ "* ^ \jiixtt ))] fertigen. Aber sie glaubt es dem

fz/ra/M/pta mit flgrW/e« V_ JJJ Fremdenverkehr schuldig zu sein,

\_^=yV_0-o-Kol2p/oßt/imt(d<!a<fe//ea verhältnismäßig viel Geld für

" " gärtnerische Verschönerungen

—s auszugeben, sie veranstaltet so-

gar städtebauliche und garten-
künstlerische Wettbewerbe, und
muß es sich deshalb gefallen
lassen, daß ihre Leistungen ein-
mal einer genaueren Betrachtung
unterzogen werden.

Man findet nicht viel erfreu-
liches. Jedes Eckchen, wo dem
Verkehr ein paar Quadratmeter
abgerungen werden können, er-
hält ein Grünpflaster; nicht ein
Grundriß-Skizze zu Bild 2 und 3 (Seite 263) paar Bäume, die in der Regel, so-

fern wenig stens die örtlichen Ver-
nehmen Bewußtsein nach Hause geht, daß alles hältnisse eine leidliche Entwicklung zulassen, in
aufs beste bestellt ist und die angehörte Kritik unregelmäßigen alten Stadtteilen eine gute Zu-
nur andere trifft. Viel wirksamer ist die Wieder- fallswirkung haben; Teppichrasen, Blumenbeete
gäbe tatsächlicher Verhältnisse in Bild und und die üblichen Vorgartensträucher dürfen nicht
Wort, und es kann auf diese Methode der Be- fehlen. Kinder und Hunde haben vor ihnen
kämpfung von Mißständen durch Gegenbeispiele wenig Achtung, wahrscheinlich weil sie instinkt-
nicht verzichtet werden, so wenig Freude man mäßig empfinden, wie wenig diese Dinge da am
daran auch persönlich haben mag. Platze sind; infolgedessen müssen sie durch Ein-

Mich führte der Weg vor einigen Monaten friedigungen geschützt werden. Die Formen,
in eine vom Reiseverkehr stark besuchte deutsche welche man hierfür wählt, sind ja bekannt. Man
Mittelstadt, deren Anziehungskraft in der un- betrachte daraufhin unsere erste Abbildung auf
gewöhnlichen Schönheit ihrer Umgebung und in Seite 263.

den geschichtlichen Erinnerungen beruht, die sich Ein bei der neuen Fluchtlinienfestsetzung

auf Schritt und Tritt aufdrängen. Wenn diese ausgefallener Geländezipfel ist mit Rasen, zwei
Stadt vollständig darauf verzichten würde, irgend Stiefmütterchenbeeten und einem halben Dutzend
etwas zu ihrer Verschönerung im Sinne dieser Ziersträuchern besetzt, die zu alten Häuschen
Betrachtungen zu tun, so wäre das gerechtfertigt, wie die Faust aufs Auge passen. Eine Schutz-
Ihre Lage, nicht minder ihr städtebauliches Bild, barriere von llh cm starken Pfosten und 3 Vi cm
\ > starkem Rundeisen soll sie schützen. Natürlich

\ / ist die Form für den beabsichtigten Zweck un-

------------- geeignet. Es mußten nachträglich unterhalb des

q V?\ Rundeisens noch zwei Streifen Bandeisen und

oben darüber noch ein regelrechter Verhau von
Stacheldraht angebracht werden. Wenn man
von der Scheußlichkeit dieser Schutzvorrichtung
absehen will, muß doch die Frage gestellt wer-
den, ob ihre Kosten auch nur im annähernden
Verhältnis stehen zu den Werten, die dadurch
geschützt werden sollen.

An solchen verschmitzten Hindernissen für
den Betätigungsdrang der Jugend ist die Stadt
außerordentlich reich. Auf einem geräumigen,
durch seine Höhenunterschiede und die ihn um-
gebenden Gebäude an sich recht malerischen
Platz hat man ein Kriegerdenkmal aufgestellt,
die übliche Germania mit dem Lorbeerkranz in
der Hand auf hohem Sockel (Abb. 2 u. 3 Seite 263).
Eine Anzahl Lindenbäume beleben den Platz und
würden alles andere entbehrlich machen. Aber
Grundriß-Skizze zu Bild 4 (Seite 264) dem Sockel des Denkmals durfte der übliche

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