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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 18
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Heicke, C.: Die Gartenkunst in deutschen Mittel- und Kleinstädten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0282

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Die einzelnen Anlag enteile, durch welche die
große Allee sich erstreckt, haben unter Betonung
einer gewissen Regelmäßigkeit in der Grund-
rißanordnung eine verschiedenartige Ausgestal-
tung im Einzelnen erhalten. Rosen- und Stau-
denanpflanzungen erfreuen an verschiedenen
Stellen den Spaziergänger, schulgartenmäßige
Anpflanzungen dienen zur Belehrung.

Die größere viereckige Spielwiese in dem am
weitesten nach Westen gelegenen Geländeab-
schnitt kommt erst imLaufe der nächsten Jahre zur
Ausfuhrung, ebenfalls der Teil der Anlagen außer-
halb der Allee, die den nordwestlich vom Tannen-
wald gelegenen Geländestreifen durchzieht.

Limburg, das in seiner näheren Umgebung,
wie schon gesagt wurde, arm an größeren Wald-
flächen ist, erhält hier eine großzügige Anlage,
von der aus weiterhin eine Verbindung nach dem
„Diezer Hain" und „Schloß Oranienstein" geplant
ist. Die Anpflanzungen sind in der Hauptsache
ohne viel Künstelei in einfachen Zügen gehalten
und bestehen größtenteils aus Waldgehölzen
schlichten Charakters.

Die letzte der bisher zur Ausführung ge-
kommenen Anlagen ist der im Südosten der
Stadt am Ende der Kasselbachanlagen an der
Landstraße nach Wiesbaden geschaffene Eduard
Horn-Park (Lageplan Seite 271). Er ist 3'/ä
Hektar groß und verspricht eine hochinteressante
Anlage zu werden. Sein Gelände hat eine stark
bewegte Oberfläche mit Höhenunterschieden von
146 Meter bis zu 167 Meter über Null. Ein Teil
besteht aus früheren Steinbrüchen, deren senk-
recht abfallende Felswände geschickt zur Schaf-
fung malerischer Bilder benutzt worden sind. Die
Felsen steigen schroff aus dem Kasselbachtal
mit seinen Wiesen auf, das sich weiterhin zu
einer geräumigen im Halbkreis mit Bäumen
umpflanzten Spielwiese ausweitet. Der eine Zu-
gang zum Park wird durch eine Lindenallee ge-
bildet, die von der Wiesbadener Landstraße ab-
zweigt und oberhalb der Spielwiese auf einer
platzartigen Erweiterung endigt. Ihre Achse
wird fortgesetzt über die Spielwiese hinüber und
an der anderen Talseite in die Höhe, wo eine
Allee von Douglasfichten zu einem hochgelegenen
Aussichtsplatz führt.

Die Kosten der Parkausführung sind nicht
unbedeutend und wurden ebenfalls von einem
geborenen Limburger, Herrn Eduard Horn in
Buenos Aires, gestiftet. Zieht man einen Ver-

gleich zwischen den Umfang aller dieser Ar-
beiten und den aufgewendeten Mitteln, so be-
kommt man ein richtiges Bild von der haus-
hälterischen Art, mit der die Leitung des
Verschönerungsvereins ihre Unternehmungen
durchzuführen versteht. Die Ausführung muß
sich dabei natürlich auf das Allernotwendigste
beschränken, zu den meisten Anpflanzungen
konnte nur ganz junges Pflanzenmaterial ver-
wendet werden, und es muß der Zukunft manches
für den endgültigen Ausbau überlassen bleiben.

Auf der Höhe oberhalb des Parkes ist ein
Landhausviertel geplant, dessen Wegenetz und
Baustelleneinteilung mit dem Park im engsten
Zusammenhange stehen. Der Hornpark steht mit
dem Eschhofener Wäldchen und den Greifenberg-
anlagen durch das Kasselbachtal im Zusammen-
hang, und es wird durch einen breiten Allee-
straßenzug eine Verbindung nach der Egenolf-
anlage und dem Stephanshügel für später geplant.
Die Weiterführung derselben nach dem Schafs-
berg hin ist leider voraussichtlich für immer aus-
geschlossen, weil dazwischen der Eisenbahn-
körper und ausgedehnter bahnfiskalischer Besitz
mit Werkstättenanlagen u. dergl. liegt.

Zum Schluß sei noch kurz daraufhingewiesen,
daß neben diesen großen Aufgaben man es nicht
an der erforderlichen Kleinarbeit hat fehlen
lassen, um die älteren Teile der Stadt auch mit
Grün zu durchsetzen, ohne jedoch dabei in stören-
der Weise das schöne Stadtbild des alten Lim-
burg durch unangebrachte Grünanlagen zu ver-
unzieren. Im allgemeinen hat man sich darauf
beschränkt, hier und da einige Einzelbäume oder
Baumgruppen an passender Stelle anzupflanzen,
gleichzeitig aber auch die Erhaltung vorhandener
alter Bäume, wo es sich irgend ermöglichen ließ,
und andere Aufgaben des Heimatschutzes erfolg-
reich im Auge gehabt.

Wirft man auf alles, was hier in wenigen
Jahren und, wie nicht oft genug betont werden
kann, mit geringen Mitteln geschaffen ist, einen
zusammenfassenden Blick, so muß man den
Männern, welche hier Mittel und Arbeitskraft
in vorbildlicher Weise in den Dienst des Gemein-
wesens gestellt haben, alle Anerkennung zollen.

Diese kam auch rückhaltlos zum Ausdruck,
als vor einigen Wochen Mitglieder der Gruppe
Hessen-Nassau der D.G.f.G. unter Führung ihres
Gruppenvorsitzenden den Limburger Anlagen
einen Besuch abstatteten.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürti A. G., Würzburg.
 
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