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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0117

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•welche sich um runde Achsenspindeln dreheten; diese befanden sich meistens
an dem plaustrum majus, oder dem vierrädrigen Bauermvagen. An andern
p 1 austris waren nur die Vorderräder auf diese Art angefügt, damit sich das
Vordergestell leichter hin- und herwenden liefs, welches mit den feststeckenden
Tympanen nur mit grofser Gewalt herumgedrehet werden konnte.

Weil aber diese Scheibenräder keine Naben hatten, und die Dicke der
Breter nicht hinlänglich war, um das Rad gerade an der Achse zu erhalten; so
wurden sie in der Mitte , wo die Spindel der Achse durchgieng, auf der auf Sern,
und auf der iiinern Seite mit dicken Belegen von hartem Holze verstärkt, und
durch hölzerne Zapfen oder eiserne Nägel mit dem Rade vereinigt. Diese
Verdickung bildete die Nabe, und verhinderte, dafs die Radscheibe an der Ach-
senspindel nicht hin- und hergauckeln konnte, sondern gerade laufen mufste.
Die Form dieser aufgenagelten Verstärkungsscheiben konnte rund oder vier-
eckig seyn, diefs that zur Sache nichts} wenn nur das Nab enl o ch, worein
man die runde Achscnspindel einschob, genau in der Mitte, und gerade durch-
gebohrt war.

Auf alten Monumenten sieht man viel dergleichenTymp an a mit runden
Nabenlöchern und mit Vorstecklohncn in] den Achsen; wie man auch in diesem
Werke abgebildet finden wird. Einige wollen behaupten, diefs sey ein Fehler der
Bildhauer, allein sie irren sich; es gab wirklich solche Räder, und sie waren eine
Abart von den ursprünglichen Tympanen oder Scheibenrädern. Die
wahre Gestalt dieser letztern sieht man auf Tab. VI. Fig. i. und Tab. VIII. Fig. 5
. und 6. Diese Räder waren aber nicht immer aus geraden Brettern zusammenge-
fügt, sondern auch auf manchcrley Weise mit Querleisten, Schwingen und
Felgen verbunden, wie Tab. VI. Fig. 2 und Tab. VII. Fig. 5 zu sehen ist. Alle diese
Arten von Rädern wurden nur an den plaustris, oder den gemeinen Karren und
Bauernwägen gebraucht. Daher sagt Virgil in Georg. II. „Hier haben sich die
Speichen an den Rädern gerieben, dort die Tympanen an den Plaustris."
Diese Räder machten einen grofsen Lärm und ein starkes Geknarre} theils weil
man nicht leicht damit wenden konnto, indem beyde Räder an der nämlichen
Achse verbunden sich immer einander widersetzten, so bald man auf die Seite
oder in einem Kreise fahren mufste5 theils auch, weil es zu beschwerlich war,
sie an ihrem Reibcpu nete einzuschmieren} sie blieben daher auch meistens u n-
geschmiert. Ovid und Virgil nennen sie deswegen, [stridentia plaustra,
die knarrenden [Karren.

Probus sagt bey Virgil. \G e o r g. I.: „Die Räder an dem Plaustrum
},smd nicht gespeicht, sondern es sind Tympana, die mit der Achse zusammen-
 
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