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Ginzrot, Johann Christian
Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und Römer und anderer alten Völker (Band 1) — München, 1817

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https://doi.org/10.11588/diglit.5289#0236

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Geripp von Fischbein zusammengefügt ist. Die Chinesen haben dergleichen
leichte Schiffchen, wovon das Gestell von Bambusrohr und auswendig mit Leder
überzogen ist. Dafs diese Art Schiffe uralter Erfindung seyn müssen, kann
man aus den Worten des Propheten Jesajas Cap. 18 abnehmen, wenn er ausruft:
„Wehe dem Volke, das Böthschaften auf dem Meere sendet und in Rohr-
schiffen auf dem Wasser fährt." Ihrer Leichtigkeit wegen konnten viele sol-
che Fahrzeuge zugleich auf ein Fuhrwerk geladen und über Land geschafft, oder
wohl gar von einigen Männern auf den Schultern über Berg und Thal getragen
werden, wie man in einer Stelle Justins Cap. XXXII. v. 3 lieset, wo die Kol-
chier, die Spur der Argonauten verfolgend, ihre Schiffe auf den Schultern über
den Rücken der Berge bis zu dem Adriatischen Meere trugen, weil sie erfuh-
ren, dafs die Argonauten wegen der Länge ihres Schiffes, dasselbe vorher ge-
than hatten." Vermuthlich hatte die Mündung des Flusses Save, welche sie
beschifften, viele Krümmungen und Sandbänke und sie fanden es sicherer und
kürzer, ihre Schiffe eine gewisse Strecke über Land zu tragen. Es scheint,
dafs diese Schiffe nicht schwer waren, weil man sie so weit tragen konnte
und die Alten machten es in diesen Stücken wie wir, was sie nicht fortbringen
konnten, liefsen sie liegen. Von der Art Schiffchen (Trabaria s^und trabs),
welche sie aus gehöhlten Baumstämmen meistens in der Gegend machten,
wo sie über einen Flufs setzen wollten, finde ich nicht, dafs man sie auf Wä-
gen nachführte, weil man dergleichen überall machen konnte5 die Grieöhen hat-
ten schon dergleichen, welche sie Ploia Monoxila oder Autoxyla nannten.
Alle Schiffchen auf den Bay-ersehen Land - Seen sind noch von eben der Art und
heifsen Oanbaum (Einbaum), wie Tab. VIR. Fig. 9. Ammian Marceil. Lib. XVII.
Cap. 13 sagt von den Illyrischen Soldaten, dafs sie dicke Baumstämme aus-
höhlten, um über die Flüsse zu setzen und andere sich mit der Brust auf ihre
hohlen Schilde legten und hinüberschwammen. Von solchen Einbau m-
Schiffen scheint Horat. in Carm. I. Cap. I. v. 13 zu sprechen: „(ut-trabe
cypria Myrtoum pavidus nauta secet mare)." Dafs der furchtsame Schiffer auf Cy-
prischem Einbaum das Myrtoische Meer durchschneide5 und Virgil. Aen. L. III.
r. 191: „vastumque cava trabe currimus aequor," und im hohlen
Stamme durchliefen wir das unermefsliche Meer." Livius Lib. XXI. v. 26 sagt :
„Die Gallier höhlten eine Menge neuer Schiffe aus einzelnen Stämmen (novas-
que naves Galli cavabant ex singulis arboribus)." Neuere Uebersetzer der Alten
scheinen aus Wichtkenntnifs des deutschen Wortes, Einbaum und jene Bedeutung
von Trabs, letzteres nur immer durch das bedeutungslose Wort, Balken, über-
setzt zu haben. Die Römischen Dichter brauchen das Wort Trabs, sowohl für
Stamm, Balken, als auch für Baum $ so nennt Virgil einen düstern A h o r n h a i n,
 
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