DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0071
William Blake
Ein Freiheitslied
1. Die Große Mutter stöhnte! Es wurde auf der ganzen Erde
gehört.
2. Albions Küste ist krank und stumm, Amerikas Weiden
sind kraftlos.
3. Schatten von Prophezeiung erzittern längs der Seen und
Flüsse und murmeln über den Ozean.
Frankreich, reiße deinen Kerker nieder!
4. Goldenes Spanien, sprenge die Barrikaden des alten Rom!
5. Wirf deine Schlüssel, o Rom, in die Tiefe. Laß sie fallen, bis
hinab in die Ewigkeit fallen.
6. Und weine.
7. Sie nahm den neugeborenen Schrecken in ihre zitternden
Hände und klagte:
8. Auf jenen endlosen Bergen des Lichtes, die nun durch den
Atlantik unzugänglich sind, stand das neugeborene Feuer
vor dem gestirnten König.
9. Schlaff vor graubrauigem Schnee und donnergesichtig
wehten die eifersüchtigen Schwingen über der Tiefe.
10. Die speertragende Hand brannte zum Himmel, der Schild
war losgeschnallt. Die Hand der Eifersucht kam unter dem
flammenden Haar hervor und wirbelte das neugeborene
Wunder durch die Sternennacht.
11. Das Feuer, das Feuer fällt!
12. Sieh auf! Sieh auf! O Bürger Londons, erweitere dei-
nen Blick! O Jude, laß das Goldzählen sein! Kehre zu
deinem Ol und Wein zurück! O Afrikaner! Schwarzer
Mann aus Afrika! (Geh, beflügelter Gedanke, weite seine
Stirn.)
13. Die feurigen Glieder, das flammende Haar stürzten wie die
sinkende Sonne in das westliche Meer.
14. Erwacht aus seinem ewigen Schlaf, floh grollend das eis-
graue Element.
15. Vergeblich mit seinen Schwingen schlagend, fiel der eifer-
süchtige König, und mit ihm seine graubrauigen Räte, don-
nergesichtigen Krieger, lockenköpfigen Veteranen zwischen
Ein Freiheitslied
1. Die Große Mutter stöhnte! Es wurde auf der ganzen Erde
gehört.
2. Albions Küste ist krank und stumm, Amerikas Weiden
sind kraftlos.
3. Schatten von Prophezeiung erzittern längs der Seen und
Flüsse und murmeln über den Ozean.
Frankreich, reiße deinen Kerker nieder!
4. Goldenes Spanien, sprenge die Barrikaden des alten Rom!
5. Wirf deine Schlüssel, o Rom, in die Tiefe. Laß sie fallen, bis
hinab in die Ewigkeit fallen.
6. Und weine.
7. Sie nahm den neugeborenen Schrecken in ihre zitternden
Hände und klagte:
8. Auf jenen endlosen Bergen des Lichtes, die nun durch den
Atlantik unzugänglich sind, stand das neugeborene Feuer
vor dem gestirnten König.
9. Schlaff vor graubrauigem Schnee und donnergesichtig
wehten die eifersüchtigen Schwingen über der Tiefe.
10. Die speertragende Hand brannte zum Himmel, der Schild
war losgeschnallt. Die Hand der Eifersucht kam unter dem
flammenden Haar hervor und wirbelte das neugeborene
Wunder durch die Sternennacht.
11. Das Feuer, das Feuer fällt!
12. Sieh auf! Sieh auf! O Bürger Londons, erweitere dei-
nen Blick! O Jude, laß das Goldzählen sein! Kehre zu
deinem Ol und Wein zurück! O Afrikaner! Schwarzer
Mann aus Afrika! (Geh, beflügelter Gedanke, weite seine
Stirn.)
13. Die feurigen Glieder, das flammende Haar stürzten wie die
sinkende Sonne in das westliche Meer.
14. Erwacht aus seinem ewigen Schlaf, floh grollend das eis-
graue Element.
15. Vergeblich mit seinen Schwingen schlagend, fiel der eifer-
süchtige König, und mit ihm seine graubrauigen Räte, don-
nergesichtigen Krieger, lockenköpfigen Veteranen zwischen