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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0170

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Konrad Bayer
plötzlich ging die sonne aus

plötzlich ging die sonne aus wie eine gaslaterne

und ein rauchpilz zischte auf. es war nicht gar so ferne.

dann trocknet mir das rückgrat ein. ich denk mir, das wird

heiter,

das kann doch bloss der anfang sein, da ging's auch

fröhlich weiter.

der mond fiel auf die erde drauf mit kosmischem geknalle.
der horizont schob sich zuhauf, jetzt sitz' ich in der falle.

mir platzt das dritte äderchen. das blut schiesst aus den

ohren.

ich denk mir, liebes Väterchen, gleich kommt es aus den

poren.

und während mir die haut abgeht und ich mich sacht

verkrümme

und rechts und links die weit vergeht, da hör' ich eine

stimme:

liebster, sag mir, liebst du mich? sag mir, lass michs wissen,
ich, du weisst es, liebe dich, und ich will dich küssen.

Günther Anders
Wir sind die Herren der Apokalypse

Das heutige Unendliche sind wir - Faust ist tot

Wenn es im Bewußtsein des heutigen Menschen etwas gibt,
was als absolut oder als unendlich gilt, so nicht mehr Gottes
Macht, auch nicht die Macht der Natur, von den angeblichen
Mächten der Moral oder der Kultur ganz zu schweigen. Son-
dern unsere Macht. An die Stelle der, omnipotenzbezeugenden,
creatio ex nihilo ist deren Gegenmacht getreten: die potestas

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