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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0200

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Was steht uns bevor? Es ist müßig, auf Einzelheiten einzu-
gehen. Nur eines läßt sich genauer angeben: All diejenigen, die
dafür die Verantwortung tragen, daß der Materie in ihrem
Innersten Gewalt angetan wurde, all die Komplizen Prome-
theus', die Anstifter eines kosmischen Durcheinanders, kurz
die sogenannten Zivilisationsmenschen, sie werden als erste die
Folgen davon tragen müssen.

Manchmal wünscht man sich, daß nicht nur sie, sondern daß
das ganze Menschengeschlecht vernichtet werde, und sei es
nur, damit man ihm nachtrauern kann.

Welch rabiate Wollust, sich unter diesen Umständen als
Überlebender vorzukommen!

Lassen wir unsere Phantasien, unsere Gewißheiten und un-
sere Ängste hinter uns, seien wir für mehr als für einen Au-
genblick skeptisch, sogar zuversichtlich.

Nichts ist sicher auf dieser Welt, nicht einmal das Weltende.

Robert J. Lifton
Wider den nuklearen Weltuntergang

1. Wir stehen vor einer neuen Dimension der Vernichtung —
nicht im Sinne von Katastrophen oder Kriegen -, sondern auf
das totale Ende bezogen: das Ende aller menschlichen Zivilisa-
tion, vielleicht der ganzen Menschheit.

Dieser Gedanke verstößt gegen unsere herkömmlichen Vor-
stellungen von der Kontinuität des menschlichen Lebens. Zwar
können wir uns ausmalen, daß einzelne Kulturen weitgehend
oder ganz vernichtet werden, aber wir gehen davon aus, daß
sich die Menschheit wieder erholt und überlebt. Die Befunde
über mögliche Auswirkungen eines nuklearen Winters geben
jedoch der Idee des Weltuntergangs eine konkrete Gestalt und
lassen uns so tief in den grausigen Abgrund blicken, den wir
überwinden müssen.

2. Wir lehnen den nuklearen Weltuntergang ab und treten für
den stetigen Strom des menschlichen Lehens sowie für die
Schöpfungen der menschlichen Phantasie ein.

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