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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0214

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Rafael Alberti
Die Engel der Ruinen

Endlich aber kam der Tag, die Stunde der Schaufeln und

Eimer.
Das Licht erhoffte nicht, daß die Minuten niederstiegen;
denn es lenkt im Meer das Erdenheimweh der

Ertrunkenen ab.
Niemand erhoffte, es würden die Himmel aus Disteln erblühen
oder die Engel über den Menschen Gestirn aus Grünspan

verscheuchen.
Die Kleider erwarteten nicht so bald den Auszug der Leiber.
Auf einer schiffbaren Morgenfrühe entwich aus den

Flußbetten die Dürre.

Man spricht von Benzin,

von Katastrophen, hervorgerufen durch unerklärliche

Versäumnisse.
Man raunt am Himmel vom Verrat der Rose.
Ich erkläre mit Nachdruck den heimlichen Schmuggel des

Pulvers
an der linken Seite des Leichnams einer Nachtigall, meiner

Freundin.
Nähert euch nicht.

Nie dachtet ihr, daß euer Schatten wieder zu Schatten würde,

träfe eine Revolverkugel mein Schweigen.

Schließlich kam diese Sekunde doch,

als Nacht vermummt, die einen Epitaph erwartet.

Lebendiger Kalk ist's, der den Entwurf der Toten bewegt.

Ich habe euch gesagt, ihr sollt euch nicht nahen.

Ich habe euch um etwas Abstand gebeten:

groß genug, einen Traum zu begreifen,

und ein richtungsloser Ekel soll Blumen sprengen und Kessel.

Der Mond vor den Gewalttätigkeiten war recht zärtlich

gewesen
und pflegte durch die Schornsteine der Fabriken zu den

Schmelzöfen herabzusteigen.

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