Harth, Dietrich [Hrsg.]: Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang (München, 1999)

Wirst du den Wärter des Bads mit der goldenen
Sonne des 100-Dollarscheins gewiß nicht bestechen.
Und wenn der Henker dich antreibt und dich
Stößt in die Dampfdruckkammer hinein,
Hinter dir schließend den luftdichten Deckel,
Wenn dich der heiße Dampf zu ersticken beginnt,
Wenn du, laut schreiend, auf Flucht sinnst -
Wenn schon ein Ende nehmen die Qualen des Sterbens,
Schleppen sie, werfen sie dich in die entsetzliche Grube,
Reißen die Sterne dir aus - die goldenen Zähne -
Und dann verbrennen sie Dich.
Und du wirst zu Asche.

(Warschau 1942/43)

Czeslaw Milosz
Lied vom Weltende

Am Tag des Weltendes
Summt um die Kapuzinerkresse eine Biene,
Flickt der Fischer das glitzernde Netz,
Springen im Meer die lustigen Delphine,
Junge Sperlinge krallen sich an der Rinne fest,
Und die Haut der Schlage ist golden, wie sich das

gehört.

Am Tag des Weltendes

Gehen Frauen unter Sonnenschirmen übers Feld,

Schläft der Säufer am Rasenrand ein,

Rufen Gemüsehändler auf der Straße

Und das Boot mit gelbem Segel vor der Insel ist bestellt,

Der Klang der Geige hängt in der Luft

Und die Sternennacht fliegt vorbei.

Und die auf Blitze und Donnerschläge gewartet haben
Sind enttäuscht.

Und die auf Zeichen und Posaunen der Erzengel gewartet

haben