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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0143

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Wladystaw Szlengel
Es ist Zeit

Zeit ist es, Zeit!

Lang genug hast du uns mit dem Tag der Vergeltung

geschreckt!
Leid sind wir nun der Gebete und Bußen.
Heute nun stehst du vor unserm Gericht,
Mußt unser Urteil in Demut erwarten.
Lästerlich blutige Anklage hämmern
Mit einem Felsblock wir tief in dein Herz.

- Mit der Schärfe der Axt, dem Klirren der Säbel
Dringt in den Himmel sie ein wie einst zu Babel der

Turm.
Großer Verurteilter droben, du wirst
Dort in der furchtbaren Stille zwischen den Sternen
Jegliches Wort von uns hören; mit ihm
Klagt dich das Volk, das erwählte, klagt es dich an:

- Keine Vergebung gibt es, keine Vergebung!!!
Daß du uns irgendeinmal vor Zeiten

In unser Land aus Ägypten geführt hast -

Nicht das geringste vermag es zu ändern!

Nein! Und nicht länger verzeihen wir dir,

Daß du uns preisgabst den Händen der Häscher -

Weil wir dir stets im Äon des Jahrtausends,

Weil wir wie treue Kinder dir waren.

Mit deinem Namen endete jeder von uns

In den Arenen des Kaisers, in Neros Arena.

An den Kreuzen der Römer, in Spaniens Autodafes

Hart geschlagen, geschmäht und mißhandelt.

In die Hand der Kosaken hat du uns gegeben,

Die deine Heilige Schrift zu Fetzen zerrissen.

Für all die Qualen des Gettos, Gespenster der Galgen:

Wir, die Erniedrigten, wir, die Gequälten -

Unter der Peitsche gekrümmt, für den Tod in Treblinka

Üben Vergeltung wir! Vergeltung, Vergeltung!!

- Und du entgehst deinem Ende nicht mehr!
Von uns geführt an die Stätte der Marter,
 
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