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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0188

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nicht mehr der Ordnung des Wissens unterliegt), wem die
apokalyptische Sendung zukommt, sie springt von einem
Sende-Ort zum anderen (und ein Ort wird immer im Ausgang
[ä partir] vom mutmaßlichen Senden bestimmt), sie geht von
einer Bestimmung, von einem Namen und einem Ton zum an-
deren, sie verweist immer auf den Namen und den Ton des an-
deren, der da ist, aber als derjenige, der da gewesen ist und
noch kommen muß, der in der Gegenwart der Erzählung nicht
mehr da oder noch nicht da ist.

Und es ist nicht gesichert, daß der Mensch die Zentrale die-
ser Telephonleitung oder das Terminal dieses endlosen Com-
puters ist. Man weiß in der Apokalypse nicht mehr genau, wer
seine Stimme oder seinen Ton dem anderen leiht, man weiß
nicht mehr genau, wer was an wen richtet. Aber durch eine
katastrophische Umwälzung, die hier notwendiger denn je ist,
kann man auch genau denken: Von dem Augenblick an, wo
man nicht mehr weiß, wer spricht oder wer schreibt, wird der
Text apokalyptisch. Und wenn die Sendungen immerzu auf
andere Sendungen ohne entscheidbare Bestimmung verweisen,
wobei die Bestimmung immer zukünftig bleibt, ist diese gänz-
lich engelhafte Struktur, d.h. diejenige, der johannitischen
Apokalypse, nicht auch die eines jedes Schauplatzes der Schrift
im allgemeinen? Das ist eine der Anregungen, die ich Ihrer
Diskussion unterbreiten möchte: Ist das Apokalyptische nicht
eine transzendentale Bedingung eines jeden Diskurses, selbst
jeder Erfahrung, jeder Markierung oder jeder Spur? Und die
Gattung der im strengen Sinne „apokalyptisch" genannten
Schriften wäre also nur ein Beispiel, eine exemplarische Offen-
barung dieser transzendentalen Struktur. In diesem Fall, wenn

Was stark war, verschanzte sich in den wüsten Wäldern, auf
Ackern, einzeln, meist in Kampfgenossenschaften, würgte was
sich näherte, war hart wie Knochen, jagte Tiere. Die Ausschüt-
tung und Überschwemmung des europäischen Kontinents, die
ungeheure Katastrophe, war in einem Jahr in ihrem ersten
Schwall beendet. Das Verschieben der Massen, Hin- und Her-
drängen, Überwallen und neues Verschütten dauerte noch
lange an.

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