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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0205

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grund zu blicken, kann auch eine Art Bekehrung erleben. In
beiden Fällen befreit man sich aus der Selbsttäuschung und
fühlt sich mitverantwortlich. Wer seinen Widerstand überwin-
det und unangenehme Wahrheiten anerkennt, verwandelt sein
Wissen von einem dunklen Schatten in eine Stütze für redliches
Denken und konstruktives Handeln.

8. In seinem persönlichen Bemühen versucht jeder einzelne von
uns, seine beruflichen und kreativen Interessen mit dem Kampf
gegen die Atomwaffen zu verbinden.

Wir müssen die Trennung zwischen Akademiker und Atom-
waffengegner überwinden und jederzeit beides sein. Unser Be-
rufsleben hat sich an der nuklearen Bedrohung zu orientieren,
und wir brauchen alles verfügbare Fachwissen, um die Gefahr
abzuwenden. Auf diese Weise nähern wir uns auch der inneren
Einheit.

Wenn Wissenschaftler und Ärzte versuchen, ihr Fachwissen
und ihre Erfahrung für den Kampf gegen die Atomwaffen zu
nutzen, so können alle Berufe, akademischen Disziplinen und
Sparten das gleiche tun. Architekten, Fabrikarbeiter, Histori-
ker, Polizisten und Pfarrer - sie alle können mit ihrer Erfah-
rung und Tradition einen wichtigen Beitrag leisten, um das
menschliche Leben zu erhalten.

Einer der größten Skandale unserer Zeit besteht darin, wie
wenig Mittel mobilisiert werden, um das entscheidende Pro-
blem unserer Zeit zu lösen. Zwar ändert sich dieser Zustand
allmählich, aber sehr langsam. Heute gibt es Anzeichen für das
längst überfällige Umdenken in den Wissenschaften, Künsten,
Akademien, akademischen Berufen und Institutionen der
Volkskultur.

9. Durch die Beteiligung an diesem Kampf bekennen wir uns
nicht zu Untergang und Düsternis - Hoffnungslosigkeit und
Verzweiflung -, sondern zu einem reicheren Leben.

Indem wir uns bewußt mit der Bedrohung auseinanderset-
zen, statt in der Abstumpfung zu verharren, fühlen wir uns
lebendiger und spüren die menschlichen Bindungen stärker.
Wir öffnen uns für Schönheit, Liebe,. Spiritualität und Sinn-
lichkeit.

Verzweiflung ist etwas anderes als Depression, die gewöhn-
lich mit einem erlittenen oder drohenden Verlust zu tun hat

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