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674 Morgenländische Alterthümer von Dorowv

nicht Opfer, ihre ganze Verehrung beschränkt sich vielmehr
darauf, dass rrian in geheiligten Teichen und Flüssen untet
zahlreichen, durch ein aussührliches Ritualgesetz mit der gröss-
ten Genauigkeit Töstimmten Gebräuchen hadet. Darum ist
auch hier die Rede von den Badeörtern, zu denen fromme Pii.
ger aus allen Winkeln Hindostans herbeyströmen, um durch
das sühnende Wasser sich von ihrer Sündenscbuld zu reimgen,
besonders der Ganges, der heilige Urstrom, dessen Wasser )ene
Sühnungskraft in vorzüglichem Grade besitzen, ist es, zu des-
sen Ufer hin jährlich, blos im Wassant, d# i. in der Frühlings-
zeit, eine Million solcher Glauhigen wallen. Sovvohl die Zeit
des Badens, tAs die einzelnen Punkte, wo der Ganges iriehr
oder minder heilig ist, sind priesterlich genau bestimmt. (AengsU
iiche Pünctlichkeit im Ceremonienriienst gehört zur Pädagu-
gik der staunenden Glaubensandacht.) Ueber dies Alles nuu
iindet der Leser hiervonHrn.G. genauennd völiständige Anga-
ben, und in Wahrheit wären über andere Theile der indischen
Mythologie gleich genaue Zusammensteliungen zu wünschen.
.1 n die Nachbarschaft von Benares, dieses Hauptsitzes Brachina-
nischer Gelehrsamkeit und Religion, die sich hier bisweilen
in schrecklichem Fanatismus zeigt (s4 S. 52.) verlegt Gr. den
Ort, den der Künstler vorliegenden Werkes zu seiner Darstel-
lung ausgewählt habe, Den indischen Naturdienst selber lei-
tet er von den unzähligen Vortheilenab, die der Gangestrom dem
Lande gewährt$ mussten nicht, wie bey dem Nil, diese wohl-
thä'tigen Ersahrungen, den sanften Hindus bey dem Mangel hö-
herer Erkenntniss, zuin Naturdienst gegen die in dem Strome
verborgetien Kräfte hinleiten?

So bildete sich die tVerehmng dcr Gangcij die Sage von ihr
und ihren Gespielinnen, welche bald sieben, bald acht. Sie
sind nichts anders als die kleinern Flüsse, vvelche sich in den
Ganges ergie9sen# Aus diesem reich gesponnenen Gewebe von
Sagen schöpft Gr. Erläuterungen fiir einzelne Theile des Ge-
mäldes, welche mit Bemerkungen über Kleidung, Tracht, kör-
peiliche Bildung der Hindus, und das Schönheifgefühl dersel-
hen schliessen* Giebt gleich dieses Gemälde einen deutlichen
Beweis von dem Schönheitgefühl der Indier, so scheint doch
der Satz unnmstösslich, dass dieses Gefühl im Ganzen der In-
dischen Kunst nicht durchdringen konnte und nur etwa in
einzelnen DarstePungen zu erkennen ist, da die Kunst stets
auf die Religion gewendet war und nur in religiösen Darstel-
lungen sich versuchte, eben deswegen aber den Charakter des
Ungemessenen, der jener Religion eigen ist (das Bestreben
durch die Menge von Attributen u# dgl. mehr, kurz durch das
Ungemessene, durch Uebertreibung, die Unendlichkeit und ÜH'*
 
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