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N= /4. Heidelberger 1821.

Jahrbücher der Literatur.

V* Hallerisches Schreiben gepnift v> Panlus etc#

(B e s c h l uss.)

»"Wie wit dem Dogma, so war’s mit dem ßitus. Auch die-
ser hatte viel heidnisches in sich aufgenommen und war in ei-
nen Geremoniendienst ausgeartet, weicher mehr die Erwerbung
der göttlichen Huld und die Abwendung zeitlicher und ewigec
Strafe durch die Kraft der heiligen Handlung als die Erhebung
des Geinüths zu reiner Andacht und die Stärkung der from«
rrien und sittlichen Gesinnungen hezweckte. Die Messe, ein
Opferdienst, von welchem das Evangelium nichts weiss, war
der Mittelpunkt des Gottesdienstes geworden. Indem die ße-
formation die Ansichten, in denen ein solcher Cultus gegriin-
det war, zerstörte, musste sie auch den Gottverehrungsanstalten
eine andere Gestalt geben. Das Wort der Bildung und Ermah-
nung ward wieder eingesetzt in seine ßechte, das Mössopfer
hörte auf, nebst Anrufung der Heiligen, und Adoration der Bil-
der. Das Gebet, die Predigt und der Gesahg wurden die Ele-
mente des Gottesdienstes, welchen der Protestantismus in sei-
ner Gemeinde stiftete* Wohl verlor dadurch der Gultus an
Mannigfaltigkeit und similichem Reitze, allein er gewann aa
geistiger Kraft und ward geeigneter ein Beförderungsmittel deü
sittlichen Pieligiosität zu werden, welche das Christenthum.
in den Gemüthern seiner Bekenner gründen wi-11; Und eben
dieses führt zum höchsten Ziel, zur Geistesbildung im Denken
und Wollen überhaupt.

Ohne Ruhmsucht für seine Geistes - Verwandfce musste dei:
Verf, auch über diesen schwierigen Punkt freimüthig sich aus-
sprechen, da v# H, auch die Wissenschaft der katholischen Kir-
che höber als die der proteslaniischen slellt.

«Dankbar wird, wer die Qeschichte kennfc, die Verdienste
der Kirche des Mittelalters, um die Bildung der europäischen
Völker ehren* Von ihr sind fast aile ihrer Pslege bestimmte In-
stitute ausgegangen. Auch wird Niemand zu läugnen verlan-
gen, dass die katholische Kirche der drei letzten Jahrhunderte
viele und ausgezeichnete Geiehrte heryorgebracht hat, Jedoch

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