1162 V. Haller. Schreib. geprüst v. Paulus, Krug, Tschirner.
Theologen, welche (um nur Verstorbene zu erwähnen) einern
Mosheim, Ernesti, Semler, Reinhard und Herder zur Seite ge-
stellt werden könnten, hat die teutsche kathoiische Kirche nicht
hervorgehra(ht, und die heiligen Reden von Cramer, Jerusa-
salem ,”Spa]ding, Reinhard und Zolikofer sind in den Schrif-
ten ihrer Asceten nicht erreicht. Ein Wolf und ein Kant hat
weder in Wien noch zu Prag gelehrt; eirles Gesner’s und der
durch alle unsere Wissenschaften wie ein goldener Faden fort-
laufenden philosophisch-kritischenStudien können nur wdrun?
xiümien, und vms gehört Schlözer an, Spittler, Schrökh und
Johannes von Müller. Die theologische Wissenschaft nicht al-
lein, sondern auch die Philo^ophie, die kritische und äst-
hetische Phiiologie und die Geschichte stehen im protestami-
schen Deutschlande höher als im katholischen; und zwar un-
streitig darum, weil sie dort im freyen Geiste des Protestantis-
mus behandelt werden; denn Freiheit heisst die Pflegerin der
Wissenschasten.
»Dieses alles nun könnte v* H. seinem Katholicismus un-
heschadet, zugehen. Allein er giebt es nicht zu; denn alles fin-
det er an der katholischen Kirche gut und herrlich, an der pro-
testantischen verwerflich und schlecht, w reil ihrn der Protestan-
tismus als ein Abfall von der wahren Kirche, und nicht als ein
Ergebniss der Selbstentwicklung des menschlichen Geistes, ]a blos
als die Ausgeburt einiger unruhigen Köpfe, und als ein yer«
derblicher Trrthum erscheint.
»Ein grosser IVachtlieii zwar ist von dem Beispiele und von
solchen Urtheilön des von H,##. sicher nicht zu besorgen.
Wer so , wie er sich selbst hios stellt, so nämlich , dass man
weder den Vertheidiger wilikührlicher Zwingherrschaft, noch
den dunkelhaften Schwärmer, noch den Feigen und Schwache/i,
welcher erst nothgedrungen und nicht mit freyem und fröhli-
chem Muth, sondern unter Seufzern, Thränen und Klagen sei-
nen Glauben bekennt, in ihm verkennen kann, der ist nicht
geeignet, um Bessere tur Nachfolge einzuladen. Ausser eini-
gen dermalen im deutschen Vaterlande durch ihre Thaten noch
nicht bekannten Fürstensöhnen, welche man in Rom zu gewin-
ncn wusste, nebst eioigen Bellehisten und Schöntednern vom
zweiten und dritten Range, weiche lieber eine Mythologie als
eine J heologie hahen, und den Gottesdienst in ein ergötzli»
ches, svmbolisches Schauspiel Verwandein möchten, auch etwa
einigen Menschen von zweideutigem Charakter, v^elche, nach-
dem sie in der Heimath ihr Glück nicht machen konnten, in
eincm katholischen Staale Unterkommen suchten , sind wenige
Convertiten bekannt geworden, (Und selbst diese Uebergetre-
tenen, wodurch haben sie Aufnahme gesunden, wudurch ma-
Theologen, welche (um nur Verstorbene zu erwähnen) einern
Mosheim, Ernesti, Semler, Reinhard und Herder zur Seite ge-
stellt werden könnten, hat die teutsche kathoiische Kirche nicht
hervorgehra(ht, und die heiligen Reden von Cramer, Jerusa-
salem ,”Spa]ding, Reinhard und Zolikofer sind in den Schrif-
ten ihrer Asceten nicht erreicht. Ein Wolf und ein Kant hat
weder in Wien noch zu Prag gelehrt; eirles Gesner’s und der
durch alle unsere Wissenschaften wie ein goldener Faden fort-
laufenden philosophisch-kritischenStudien können nur wdrun?
xiümien, und vms gehört Schlözer an, Spittler, Schrökh und
Johannes von Müller. Die theologische Wissenschaft nicht al-
lein, sondern auch die Philo^ophie, die kritische und äst-
hetische Phiiologie und die Geschichte stehen im protestami-
schen Deutschlande höher als im katholischen; und zwar un-
streitig darum, weil sie dort im freyen Geiste des Protestantis-
mus behandelt werden; denn Freiheit heisst die Pflegerin der
Wissenschasten.
»Dieses alles nun könnte v* H. seinem Katholicismus un-
heschadet, zugehen. Allein er giebt es nicht zu; denn alles fin-
det er an der katholischen Kirche gut und herrlich, an der pro-
testantischen verwerflich und schlecht, w reil ihrn der Protestan-
tismus als ein Abfall von der wahren Kirche, und nicht als ein
Ergebniss der Selbstentwicklung des menschlichen Geistes, ]a blos
als die Ausgeburt einiger unruhigen Köpfe, und als ein yer«
derblicher Trrthum erscheint.
»Ein grosser IVachtlieii zwar ist von dem Beispiele und von
solchen Urtheilön des von H,##. sicher nicht zu besorgen.
Wer so , wie er sich selbst hios stellt, so nämlich , dass man
weder den Vertheidiger wilikührlicher Zwingherrschaft, noch
den dunkelhaften Schwärmer, noch den Feigen und Schwache/i,
welcher erst nothgedrungen und nicht mit freyem und fröhli-
chem Muth, sondern unter Seufzern, Thränen und Klagen sei-
nen Glauben bekennt, in ihm verkennen kann, der ist nicht
geeignet, um Bessere tur Nachfolge einzuladen. Ausser eini-
gen dermalen im deutschen Vaterlande durch ihre Thaten noch
nicht bekannten Fürstensöhnen, welche man in Rom zu gewin-
ncn wusste, nebst eioigen Bellehisten und Schöntednern vom
zweiten und dritten Range, weiche lieber eine Mythologie als
eine J heologie hahen, und den Gottesdienst in ein ergötzli»
ches, svmbolisches Schauspiel Verwandein möchten, auch etwa
einigen Menschen von zweideutigem Charakter, v^elche, nach-
dem sie in der Heimath ihr Glück nicht machen konnten, in
eincm katholischen Staale Unterkommen suchten , sind wenige
Convertiten bekannt geworden, (Und selbst diese Uebergetre-
tenen, wodurch haben sie Aufnahme gesunden, wudurch ma-