N= 77. Heidelberger 1821.
Jahrbücher der Literatur.
Tristan, herausgegcten von E. v* Groote.
(B e s c h l u f *♦)
§• 7* Tristrem und Ysonde die zweite.
Oiese ist nach Thomcis von Erceldoune die Tochter des ITerzog«
Floventiii von Bretagne^ dessen Namen mit Flur einigen Zusam-
menhang hat. Die Ehe Tristans mit ihr ist ungliicklich durch
den Ring oder sein heiliges Amulet, das ihm immerfort seine
frühere Liehe erneuert, Diese zweite Ysonde ist eine Sage von
mehr einfachen und ältern Mysterien in Gallien, an denen der
ausschweifende Sinn des Kornwallischen Priesters (Tristans) kein
Geniigen fand, und folgende Sage giebt uns einen Wink übec
den Fehler, den Tristan darin angetroffen. Er empfieng nam-
lich als Mitgift einen Landstrich, der an die Besitzungen des
Riesen Beliagog gränzte, und Florentin hatte ihm genau einge-
schärf«, in dem Lande dieses Unholds, welcher ein Bruder zu
Morganj Urgan und Moraunt war, niemals zu )agen, d. h. My-
stenen zu feiern. 1 rotz dem aher jagt Tristan im fremden Ge-
hege, überwindet den Riesen und macht ihn zum Lehnsmann*
Da nun Beli die Sonne heisst, so mag wohl Beliagog mifc dem
Walisischen Beli a gwg dasselbe seyn. Diess heisst der strenge
oder grollende Beli und ist der Belenus der neuern Druiden in
Armoricaj den Ausonius ausdrücklich für den Phoebus oder Apollo
erkiätt. Der Riese also, der so sehr von den ursprünglichen
Priestern in Bretagne gehalst wurde, hatte doch einige Ver-
bindung mit dem Kornwallischen Glauben und war der Son-
nengott* Man bemerkt in allen Triaden und mythologischen Sa-
gen, dass wenn ein Verderbniss der Druidenlehre beschrieben.
wird, allemal Anspielungen auf die Sonnenverehrung vorkom-
men oder auf dieSymbole, die damit zusarnmen hängen* Die-
ser Giauben erscheint bereits in den Liedern unserer ältesten
Barden vermischt und eirtverleibt mit der flutigen Sagenlehre,
nnd die eifrigern Anhängerdes Sonnendienstes hatten denSchimps-
namen Beirdd Belij Barden des Beh.
Wenn wir die gallische Sage zu Casars Zeit bedenken, dass
die djmalige Druidenlehre von Brittannien ausgegangen,
mögen aucU solgende Umstände yon Bedeutung seynt Tristan
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Jahrbücher der Literatur.
Tristan, herausgegcten von E. v* Groote.
(B e s c h l u f *♦)
§• 7* Tristrem und Ysonde die zweite.
Oiese ist nach Thomcis von Erceldoune die Tochter des ITerzog«
Floventiii von Bretagne^ dessen Namen mit Flur einigen Zusam-
menhang hat. Die Ehe Tristans mit ihr ist ungliicklich durch
den Ring oder sein heiliges Amulet, das ihm immerfort seine
frühere Liehe erneuert, Diese zweite Ysonde ist eine Sage von
mehr einfachen und ältern Mysterien in Gallien, an denen der
ausschweifende Sinn des Kornwallischen Priesters (Tristans) kein
Geniigen fand, und folgende Sage giebt uns einen Wink übec
den Fehler, den Tristan darin angetroffen. Er empfieng nam-
lich als Mitgift einen Landstrich, der an die Besitzungen des
Riesen Beliagog gränzte, und Florentin hatte ihm genau einge-
schärf«, in dem Lande dieses Unholds, welcher ein Bruder zu
Morganj Urgan und Moraunt war, niemals zu )agen, d. h. My-
stenen zu feiern. 1 rotz dem aher jagt Tristan im fremden Ge-
hege, überwindet den Riesen und macht ihn zum Lehnsmann*
Da nun Beli die Sonne heisst, so mag wohl Beliagog mifc dem
Walisischen Beli a gwg dasselbe seyn. Diess heisst der strenge
oder grollende Beli und ist der Belenus der neuern Druiden in
Armoricaj den Ausonius ausdrücklich für den Phoebus oder Apollo
erkiätt. Der Riese also, der so sehr von den ursprünglichen
Priestern in Bretagne gehalst wurde, hatte doch einige Ver-
bindung mit dem Kornwallischen Glauben und war der Son-
nengott* Man bemerkt in allen Triaden und mythologischen Sa-
gen, dass wenn ein Verderbniss der Druidenlehre beschrieben.
wird, allemal Anspielungen auf die Sonnenverehrung vorkom-
men oder auf dieSymbole, die damit zusarnmen hängen* Die-
ser Giauben erscheint bereits in den Liedern unserer ältesten
Barden vermischt und eirtverleibt mit der flutigen Sagenlehre,
nnd die eifrigern Anhängerdes Sonnendienstes hatten denSchimps-
namen Beirdd Belij Barden des Beh.
Wenn wir die gallische Sage zu Casars Zeit bedenken, dass
die djmalige Druidenlehre von Brittannien ausgegangen,
mögen aucU solgende Umstände yon Bedeutung seynt Tristan
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