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ißo Bilder d. Natur u. d. Menschenlebens v. Braun.

Schale der Dichtung, ausstellen? — Hätte der Verf# seiner-
seits rnanclie seiner Empfindungen und Gedanken besser ge-
würdiget, er whrde ihre Unpoesie gewiss selbst erkannt und
sie sornit entweder gar nicht, oder auf anderm Wege ais dem
der Dichtkunst seinen Freunden und detn Publikom mitgetheill;
hdben. Viele unter den au?ge*tellten Bildern würden uns als-
dann inniger und reiner ansprechen, manche wirklich poeti-
sche Situation wiirde ergreifender wirken, mancher, wahr-
haft schöner, Ton würde tieser in die Seele klingen und be- i
geisternder die Brust durchbeben.

Doch die Hinweisung auf Einzelnes mag den Leser ia
Stand setzen, selbst zu vergleichen und zu urtheilen,

Gleich das erste Bild, welches sich unter der Aufschrift
»die drei Schwestern« als Idylle ankündiget, kann unsere Bö-
hauptung bewähren. An sich ohne bedeutenden Gehait erman-
geit es, urn eben zu seyn, wofür es sich am giebt, aller Natur,
IJnbefangenheit und wahrhaft ansprechenden Gemüthiichkeit,
Der Ton ist weder einfach, noch naiv und leicht, die Weri-
dungen sind meistens erstrebt, der Ausdruck oft gesucht und
hart. Dazu kommt, dass das wenige Leben, welches ini Gan-
zen waltet, durch Reflexionen, die überdies mehr oder min-
der gezwungen und gewöhnlich sind, alle Augenblicke un-
terbrochen wird. Fast gleiches Urtheil muss über eine andere
Darstellung gefällt werden , die sich unter dein Titel »des Ed-
len Denhnala gleichfalls eine Idylle nennt und ähnlichen In-
haits lst, Doch offenbart sich ;hier mehr Leben und Haudlung,
als dort In der Idylle »die Brüder« (nach L. Locilius und
Claudian ) ist der Ton nocli am richtigsten getroffen und ge-
haiten, nur erscheint die plötzliche Verähnlichung des Schick*
sals des Hirts Anachi mit dern der beiden Brüder des Alter-
thurns, so wie auch die Gleichheit des Narnens mit dem Eines j
jener Brüder zu weit hergeholt und zu unnatürlich gezwungen.
Ausserdem macht es eben keirien ästhetischen Effect, dass der
Hirt seinen alten Vater, wenn auch a\>f dessen Gebot, dem
Lavastrorne preis giebt, sich rettet und in den Armen eines *
holden Weibes stirbt. — » Das Kloster« ebenso »die Karthausw l
sind Ergiessungen von Empfindungen, die auf keinen künstie-
rischen Werth Anspruch machen können. Aus«erdem sind die
ausgedrückten Gedanken und Gesühle oft unklar und sich selbst
wideisprechend.

Das lyrische Gedicht ist dem Verf. im Ganzen besser g&-
slungen, als die Darsteilungen in Prosa, als welchen es.an det
Sklassischen Gediegenheit, Reinheit und Ausbiidung felilt. Be-
c conders angesprochen hat Rec, »der Mittag « ein kurzes, aber
(vieileicht eben deswegen) treffendes und schönes Geinälde»
 
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