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iooö Erbauuugs - Scliriften.

und der Gläubige gerechlfertigt , der Geist Gottes bewirkt
und \oliendet in derselben das neue, gottgefällige Leben —
alie diese Hauptlehren beziehen sich auf die Vereinigung rnit
Ghristus irn Glauben, und die evangel. * Lehre von dem heil,
Abendmahle fasst sie zur Einheit auf, so dass sie in derselben
gleichsam wie in der Spitze zusammengehen, Ja, man könnte
sie nach diesercü tiefen Blicke unserer Reforrnatoren die Haupt-
lehre, vorzugsvv6ise, nennen, wenn nicht die spätere Schola-
stik durch ihre avticulos sundamentales et non - sundämentdes
den Gesichtspunkt verrückt, und Missverständniss hereingebracht
hätte. So sehr nun die Geisteskraft und Wahrheitsliebe in je-
ner Trennung zu loben ist, so wahr und erfreulich ist auch,
tvas die Urkunde weiter sagt: »doch umschlang beide selhst in
»dieser Trennung Ein Band, der Glaube an Jesus Christus und
}>an seine ewige, den Menschen mit Gott versöhnende Liebe;
wund Ern Geist war es, der beide belebte, der Geist seiner
»Forschung in der unversiegbaren Quelle dieses Glaubens, in
»der heil. Schrift, Und eben in diesem gemeinsamen Glauben
»und Geiste war von Anfang und blieb die Möglichkeit, aus
»der Trennung heraus zur Vereinigung und Einheit zu gelan-
»gen.«

Als Luther und Zwingli sich in jenör Lehre trennten
so mochten vvohl in beiden Geistesmännern achtungswerthe
Besorgnisse wirken; in jenem: die Zvvinglische Lehre fiihre
von dem Glauben an dis Vereinigung mit Christus weiterhin
immer mehr ab; in diesem ; die Lutherische führe durch das
Festhalten am Buchstaben von dem Geistigen dieses Glaubens
zurück* In der nun einrnal angeregten Entwicklung trat schon
Calvin auf den höhern Standpunkt und sornit in die Mitte; er
hielt an der geistigen Vereinigung mit Christus fest. Melan-
ckthon vermoehte in jenen leidigen Streitigkeiten, wo kleinliche
Ansichten die grossartigen der Reformajoren zurückdrängten,
nicht durchzudringen, sonst wäre die Einheit in der Abend-
mahlslehre sehon damals gewonnen worden. Denn der Heidel-
bevger Katechismus hatte noch nicht diese Entzweiung, die nun
erst, und namentlich durcli die Goncordienformel, die Evan-
gelischen in zwei Kirchen völlig spaltete. Indessen auch hier
dürfen wir nicht in das Jammern über yenes Getrenntseyn ein-
stimmen. denn es musste die Jahrhunderte hindurch zu allsei-
tiger Bearbeitung und desto gründlicherer Vereinigung führen.
Darura sagt die Urkunde weiter: »Die Trennung selbst aber
»hatte die segenreiche Wirkurig, dass bei fortgesetzten Forschun-
»gen , betrefsend jene Hauptlehre, der Glaube an die Vereini-
»gung des Menschen rnit Jesus Christus, dem Heiland der
»Welt, im heil# Abendmahl immer bestimmter hervorgeUeten/
 
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