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Psychologie von Scheldler, und

liehen Organismus mit der Seele behält er sich noch einer spä-
teren Nachweisung vor; auch den Unterschied zwischen der thie-
rischen und menschlichen Seele betrachtet er als einen nur gra-
duellen. Ref bezieht sich in Rücksicht dieser Ansichten auf das
oben gegen Scheid ler Bemerkte.
Das 3te Rap. handelt von der »Stellung des Menschen
im Universum und auf der Stufenleiter der Wesen,«
und hier entwickelt der Verf. mit Geist die bekannte Idee von
dem Menschen als Mikrokosmus der gesammten organischen Natur.
Hierauf folgt (Kap. 4-) eine interessante Untersuchung über die
»Substantialität der Seele,“ worin er die vollständige Wirk-
lichkeit der Seele sehr geschickt theils gegen den Materialismus,
der ihre Selbstständigkeit, theils gegen den Idealismus und Pan-
theismus, der ihre Wirklichkeit bestreitet, vertheidigt. Von dem
Verdachte des Materialismus reinigt sich der Verf. durch diese
Bestreitung vollkommen ; allein es wird dabei doch zugleich auch
sichtbar, dafs er sich selbst durch seine Annahme eines nur gra-
duellen Unterschiedes zwischen Körper und Geist einigermafsen
die Hände gegen den Materialismus gebunden hat. Er sieht sich
daher zu dem GeständniPs genüthigt, dafs dem Materialismus, als
einem in Mangel an innerer Beobachtung bestehenden geistigen
Mangel nicht durch Vernunftgründe, sondern nur durch psycho-
logische Zucht bei/ukommeu seyn. Nach der Widerlegung des
Idealismus und des Pantheismus folgt noch eine Bern theilung einer
Denkart, die er Realismus des Allgemeinen nennt, und
worunter er die Behauptung versteht, daPs das Allgemeine, der
Gedanke, der Begriff als solcher Realität habe: also in Beziehung
auf den Menschen, dafs die Gattung, die Menschheit das Wirk-
liche sey, die einzelnen Individuen nur Erscheinungen jener. Der
Verf. beweist auch hier seine Neigung zur Hypostasirung der
Begriffe, indem er diesen Realismus des Allgemeinen in Rück-
sicht substantieller Wesen für richtig hält, mithin der Menschheit
als Gattung, obgleich nur ein Product der Abstraction, doch
Wirklichkeit für sich zugesteht.
Das 5te Kap. ist von dem »Sitz der Seele« überschrie-
ben. Der Verf. spricht sich hier zwar etwas paradox zu Gunsten
eines Sitzes der Seele aus, allein bei näherer Erklärung darüber
findet man nichts Anderes als die gewöhnliche, und nach Ref.
Ansicht richtige, Ansicht. Die Seele, sagt er, wohnt zunächst
im Körper, ist aber immanent, d. h. in gegenseitiger Durch-
dringung mit diesem verbunden. Diesen Begriff der Immanenz
 
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