Naturlehrc der Seele von Fischer.
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hebt der Verf. mit besonderem Nachdruck hervor, und Ref. fin-
det ihn allerdings hier sehr passend, ohne ihn jedoch als einen
für dieses Verhältnis ganz neuen, von ihm oder sonst Jemand
erst kürzlich entdeckten betrachten zu können. Die Wohnung
der bewufsten Seele, fährt der Verf. fort, ist das Nerven-
system, und zwar das ganze, doch so, dafs sich die Seele hier
an gewissen Punkten mehr sammelt. In alie dem stimmt der
Verf. ganz mit der gewöhnlichen Ansicht zusammen. Eigenthüm-
lich ist nur die Ansicht von der Identität der vegetativen Le-
benskraft mit der Seele, die er hier näher entwickelt Die Seele
nämlich als unbewufste ist die Lebenskraft und diese ist die
durch die Vereinigung mit dem Körper ganz an diesen gebun-
dene Seele, wie sie auch in den Pflanzen schon lebt. Die Seele
als bewufste ist der Geist, und dieser ist gleichsam der Ueber-
schufs der Seele über die Lebenskraft, die von dem Körper
ungebundene Seele, wie in den Thieren und Menschen. Der
Sitz der ungebundenen, bewufsten Seele ist allein in dem Ner-
vensystem , das der gebundenen unbewufsten in dem ganzen Körper.
Es folgt (Kap. 6.) die Darstellung der Vermögen der Seele.
Der Verf. theilt sie nach einem doppelten Princip ein 1) ihrem
Product nach: theoretische — Erkenntnifs, ästhetische — Ge-
fühl, praktische — Begehren; 2) ihrer Natur nach, die oben
genannten drei Entwickelungsstufen der Lebenskraft, Seele, Geist.
Ref. stimmt der Einthcilung bei, doch scheint ihm die Eintheilung
richtiger bezeichnet 1) der Qualität, 2) den Entwickelungsgraden
nach. Die ersteren drei Grundvermögen glaubt er noch auf die
einfacheren Elemente des Bewufstseyns uod des Willens reduciren
zu können, was nur durch die gewöhidiche Verkennung der ur-
sprünglichen Qualität des Gefühls geschehen konnte, das er nur
als die gleichmäfsige Mischung jener beiden Elemente betrachtet
und worunter er nur die blofse Zuständlichkeit oder Subjekti-
vität des Geistes versteht. — Im yten Kap. wird endlich noch die
»Einfachheit oder Zusammengesetztheit der Seele«
untersucht. Streng genommen gehört der Begriff der Einfach-
heit nicht in die Psychologie als Naturlehre der Seele, sondern
sie ist nur eine Eigenschaft des idealen Wesens der Seele. In-
dessen mufs doch für die Natur der Seele die Einzelheit des
Subjekts aller Seelenthäligkeiten behauptet werden. Der Verf.
hat sich hier in die ganz widersprechende Behauptung verirrt,
dafs die Seele ihrer Wirklichkeit und Gegenwart nach einfach,
ihrer Entstehung und Auflösung nach zusammengesetzt sey. Er
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hebt der Verf. mit besonderem Nachdruck hervor, und Ref. fin-
det ihn allerdings hier sehr passend, ohne ihn jedoch als einen
für dieses Verhältnis ganz neuen, von ihm oder sonst Jemand
erst kürzlich entdeckten betrachten zu können. Die Wohnung
der bewufsten Seele, fährt der Verf. fort, ist das Nerven-
system, und zwar das ganze, doch so, dafs sich die Seele hier
an gewissen Punkten mehr sammelt. In alie dem stimmt der
Verf. ganz mit der gewöhnlichen Ansicht zusammen. Eigenthüm-
lich ist nur die Ansicht von der Identität der vegetativen Le-
benskraft mit der Seele, die er hier näher entwickelt Die Seele
nämlich als unbewufste ist die Lebenskraft und diese ist die
durch die Vereinigung mit dem Körper ganz an diesen gebun-
dene Seele, wie sie auch in den Pflanzen schon lebt. Die Seele
als bewufste ist der Geist, und dieser ist gleichsam der Ueber-
schufs der Seele über die Lebenskraft, die von dem Körper
ungebundene Seele, wie in den Thieren und Menschen. Der
Sitz der ungebundenen, bewufsten Seele ist allein in dem Ner-
vensystem , das der gebundenen unbewufsten in dem ganzen Körper.
Es folgt (Kap. 6.) die Darstellung der Vermögen der Seele.
Der Verf. theilt sie nach einem doppelten Princip ein 1) ihrem
Product nach: theoretische — Erkenntnifs, ästhetische — Ge-
fühl, praktische — Begehren; 2) ihrer Natur nach, die oben
genannten drei Entwickelungsstufen der Lebenskraft, Seele, Geist.
Ref. stimmt der Einthcilung bei, doch scheint ihm die Eintheilung
richtiger bezeichnet 1) der Qualität, 2) den Entwickelungsgraden
nach. Die ersteren drei Grundvermögen glaubt er noch auf die
einfacheren Elemente des Bewufstseyns uod des Willens reduciren
zu können, was nur durch die gewöhidiche Verkennung der ur-
sprünglichen Qualität des Gefühls geschehen konnte, das er nur
als die gleichmäfsige Mischung jener beiden Elemente betrachtet
und worunter er nur die blofse Zuständlichkeit oder Subjekti-
vität des Geistes versteht. — Im yten Kap. wird endlich noch die
»Einfachheit oder Zusammengesetztheit der Seele«
untersucht. Streng genommen gehört der Begriff der Einfach-
heit nicht in die Psychologie als Naturlehre der Seele, sondern
sie ist nur eine Eigenschaft des idealen Wesens der Seele. In-
dessen mufs doch für die Natur der Seele die Einzelheit des
Subjekts aller Seelenthäligkeiten behauptet werden. Der Verf.
hat sich hier in die ganz widersprechende Behauptung verirrt,
dafs die Seele ihrer Wirklichkeit und Gegenwart nach einfach,
ihrer Entstehung und Auflösung nach zusammengesetzt sey. Er