Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Krische, De societatis Pythag. scopo politico Conim.

271

zu erkennen und auch zu würdigen vermögen. Darum dringt
der Hr. Yerf. in dem drittem Abschnitt, in welchem er von den
Institutionen dieser Gesellschaft handelt, vor Allem auf ein sorg-
fältiges Ausscheiden des früheren Pylhagoreismus von dem spä-
teren, der mit jenem nur zu oft vermengt worden und dadurch
die Quelle mancher Irrthümer und falscher Ansichten über die
Einrichtung dieser Gesellschaft und ihre Zwecke geworden ist,
indem man in dieser Verbindung selbst eine Art von Klosterbrii-
derschaft, die, strengen Ordensregeln in Allem unterworfen, sogar
durch Gütergemeinschaft verbunden war, finden wollte. Diese
und ähnliche Ansichten der neueren Zeit, entstanden aus irrigen
Angaben späterer Schriftsteller, welche selber den alten, reinen
Pythagoreismus nicht mehr kannten und darzustellen wufsten,
werden hier beseitigt; nach den älteren, reineren und ungetrübten
Quellen wird hier der wahre Charakter dieser Verbindung dar-
gestellt, welche allerdings in sofern einen rein politischen Zweck
hatte, als sie bestimmt w'ar, junge Leute, insbesondere aus den
vornehmeren Familien des dorischen Adels, für die Erhaltung
der überlieferten dorischen, durch Neuerer gefährdeten Einrich-
tungen durch Lehre und sittliche Strenge zu gewinnen, und
durch höhere geistige Bildung sie für die Grundsätze dorischen
Lebens und deren Verwirklichung würdig vorzubereiten.. Diesen
dorischen Grundcharakter zeigt die ganze Verbindung in allen
ihren verschiedenen Einrichtungen, sowie selbst der ganze Cha-
rakter dessen, was uns als Lehre des Pythagoras überliefert ist
und nur in dieser Beziehung auf Staat und Leben gehörig aufge-
fafst werden kann. So erhält dann auch der Cultus des Apollo,
an dem Pythagoras so sehr hielt, Grund und Bedeutung, ebenso
der Einflufs der Musik, das Lyraspiel u. dgl. m., jene xaSaj-xrn;,
welche pflichtmäfsig den Gliedern der Gesellschaft aurerlegt war,
so erklärt sich nun auch das Verhältnifs der einzelnen Glieder
selber zu einander, ihre gegenseitige Freundschaft und die stren-
gen im Leben und im Umgang mit Andern zu beobachtenden
Vorschriften u. A. der Art, was wir hier nicht Alles aufführen
können, was aber der Hr. Verf. mit grofser Sorgfalt zusammenge-
stellt hat. So war diese Verbindung allerdings zw ar hervorgegangen
aus einer verderbten und entarteten Zeit, aber bestimmt, die Fol-
gen einer solchen Entartung zu hemmen und eine bessere Zeit
zurückzuführen, sie wrar, so würde man sich vielleicht in moderner
Weise ausdrücken können, gebildet zum Schutz und zur Verthei-
 
Annotationen