Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
272

Krische, De socictatis Pythag. scopo politico Comm.

digung der conservativen Principien, dem drohenden Radikalismus
jener Zeit und dem daraus über kurz oder lang hervorgehenden
Tyrannenthum und damit der Auflösung und Zernichtung alles Ge-
meinwesens und aller Freiheit entgegengesetzt. Und daraus erklärt
sich dann auch weiter die grofse Bedeutung, welche der Stifter
dieses Bundes auf Beobachtung strenger Sittlichkeit, die den
Grund des ganzen dorischen Staatsgebäudes bildete, legte, daraus
erklären sich die strengen Vorschriften, welche in dieser Bezie-
hung den Gliedern der Verbindung auferlegt waren, und die
selbst auf die häusliche Zucht, das Familienleben, insbesondere
das Hauswesen der Frauen, sich erstreckte, was,'wenn man den
grofsen Reichthum der griechischen Städte in Italien, und die
daraus für die Sittlichkeit drohenden Gefahren bedenkt1, gewifs als
nothwendig erscheinen wird. Der Hr. Verf. hat, wie zu erwarten,
auch diesem Punkt wohlverd’ente Aufmerksamkeit zugewendet,
aber er bleibt dabei nicht stehen, er sucht vielmehr den dori-
schen Charakter, welcher den Einrichtungen und der Bestimmung
der Gesellschaft zu Grunde lag und daher im Einzelnen überall
durchschimmert, auch in der Lehre selber, in der Philosophie
des Pythagoras, in sofern sie in dorischer Lebensansicht gewur-
zelt und aus ihr hervorgegangen, nachzuweisen und damit zu-
gleich auf den wesentlichen Gegensatz aufmerksam zu machen,
in welchem Pythagoras mit der ionischen Philosophie und mit
dem ionischen Materialismus steht, und wie er dadurch die Pla-
tonische Philosophie (die so viel, ja mehr als die Meisten glauben,
aus der Pythagoreischen entlehnt hat) vorbereitet und ihr gleich-
sam den Weg gebahnt hat. Aus diesem Grunde erklärt der Verf.
auch das Streben des Pythagoras, Alles, also auch die Welt der
Gedanken, auf bestimmte mathematische Verhältnisse, auf Zahlen
und deren Einigung (Harmonie) zurückzuführen und daher mit
dem Unterricht in der Mathematik zu beginnen und dann erst
zur hohem Anschauung der Dinge, der Welt und damit auch-
' der Gottheit seine Jünger zu fuhren, sie also dann erst zu voll-
kommnen Weisen zu bilden.

(Der Beschlufs folgt.)
 
Annotationen