Literärgeschichte.
205
Zeit zu betrachten ist, die gerade von dieser Seite bisher eher
verkannt als näher bekannt geworden ist.
Was die nähere Veranlassung des hier bekannt gemachten
merkwürdigen Reisetagebuchs und die Person des Verfassers,
seine Stellung u. s. w. betrifft, so erhalten wir darüber in dem
Vorwort des Hrn. v. Medern eine in jeder Hinsicht befriedigende
Auskunft, die zugleich auf manches Andere, dessen Bekanntma-
chung noch zu erwarten steht, hinweist, und den Charakter des
Tagebuchs treffend bezeichnet. In jenen Zeiten, wo noch nicht
durch Zeitungen, Kuriere, Dampfschiffe u. dgl. m. eine schnelle
Kunde der Tagesereignisse verbreitet werden konnte, wie dies
heutigen Tags der Fall ist, pflegten die Fürsten, um von dem,
was auswärts vorfiel, sichere und zuverlässige Kunde zu erhalten,
auswärtige Correspondenten an den bedeutendsten Orten zu halten,
wozu sie natürlich nur Männer von Bedeutung, von Ansehen und
Bildung wählten, zumal als damit oft auch die Besorgung von
Geldangelegenheiten, von Ankäufen verschiedener Art u. dgl. m.
verbunden war. So hatten denn auch die pommer’schen Herzoge
zu Nürnberg, Prag, Leipzig u, a. O. ihre- Correspondenten und
Agenten; in Augsburg, das damals als freie Reichsstadt, sowie
als reiche Handelsstadt, also in politischer wie in commercieller
Hinsicht so sehr hervorragte, hatte Herzog Philipp II. von Pom-
mern einen solchen Correspondenten in der Person eines dortigen
Patriciers, des als Künstler, wie als Gelehrten gleich hoch ste-
henden Philipp Hainhofer, gewonnen, welcher ihm bald
treuen Bericht über die Tagesereignisse abstattete, bald dessen
Liebe zur Kunst durch Ankauf und Zusendung seltener und be-
sonders merkwürdiger Kunstgegenstände erfreute. Das Leben
dieses Mannes fällt in eine sehr bewegte Zeit; in die Zeit der
Religionsstreitigkeiten und in die Zeit des dreifsigjährigen Kriegs;
und da Hainhofer der evangelischen Lehre, und zwar recht eifrig
zugethan war, und mit durch religiöse Ueberzeugung in seiner
Handlungsweise geleitet und bestimmt wurde, so traf auch ihn
mannigfach der Wechsel der Zeitereignisse. Von welchem An-
sehen und von welcher Bedeutung aber dieser Mann war, das
sehen wir aus der in dem Vorwort sorgfältig zusammengestellten
biographischen Notiz, so wie aus dem nachfolgenden, aus einer
Wolfenbüttler Handschrift S XXI— XXXII. abgedruckten: »Phi-
lippHeinh ofer’s Lebenslauf“ — eine chronologische Skizze
der denkwürdigsten Begebenheiten in dem Leben dieses Mannes,
welche offenbar aus jener Zeit selbst stammt und wohl bald nach
seinem Tode 1647 — vielleicht aus handschriftlichen Notizen des-
selben — von einem seiner Verwandten oder Freunde aufgesetzt
wurde; wir sehen dies noch mehr aus dem hier bekannt gemachten
Reisetagebuch selber, wir sehen dies aus dem Verhältnifs, in wel-
chem Hainhofer zu den bedeutendsten Männern und Fürsten jener
Zeit stand, die Aufnahme, die ihm bei diesen zu Theil wurde,
die öfteren Besuche derselben u. dgl. m. Wir fügen in dieser
Beziehung noch weiter bei, dafs Hainhofer in ähnlicher Weise,
wie für den Herzog von Pommern, auch die Correspondenz für
205
Zeit zu betrachten ist, die gerade von dieser Seite bisher eher
verkannt als näher bekannt geworden ist.
Was die nähere Veranlassung des hier bekannt gemachten
merkwürdigen Reisetagebuchs und die Person des Verfassers,
seine Stellung u. s. w. betrifft, so erhalten wir darüber in dem
Vorwort des Hrn. v. Medern eine in jeder Hinsicht befriedigende
Auskunft, die zugleich auf manches Andere, dessen Bekanntma-
chung noch zu erwarten steht, hinweist, und den Charakter des
Tagebuchs treffend bezeichnet. In jenen Zeiten, wo noch nicht
durch Zeitungen, Kuriere, Dampfschiffe u. dgl. m. eine schnelle
Kunde der Tagesereignisse verbreitet werden konnte, wie dies
heutigen Tags der Fall ist, pflegten die Fürsten, um von dem,
was auswärts vorfiel, sichere und zuverlässige Kunde zu erhalten,
auswärtige Correspondenten an den bedeutendsten Orten zu halten,
wozu sie natürlich nur Männer von Bedeutung, von Ansehen und
Bildung wählten, zumal als damit oft auch die Besorgung von
Geldangelegenheiten, von Ankäufen verschiedener Art u. dgl. m.
verbunden war. So hatten denn auch die pommer’schen Herzoge
zu Nürnberg, Prag, Leipzig u, a. O. ihre- Correspondenten und
Agenten; in Augsburg, das damals als freie Reichsstadt, sowie
als reiche Handelsstadt, also in politischer wie in commercieller
Hinsicht so sehr hervorragte, hatte Herzog Philipp II. von Pom-
mern einen solchen Correspondenten in der Person eines dortigen
Patriciers, des als Künstler, wie als Gelehrten gleich hoch ste-
henden Philipp Hainhofer, gewonnen, welcher ihm bald
treuen Bericht über die Tagesereignisse abstattete, bald dessen
Liebe zur Kunst durch Ankauf und Zusendung seltener und be-
sonders merkwürdiger Kunstgegenstände erfreute. Das Leben
dieses Mannes fällt in eine sehr bewegte Zeit; in die Zeit der
Religionsstreitigkeiten und in die Zeit des dreifsigjährigen Kriegs;
und da Hainhofer der evangelischen Lehre, und zwar recht eifrig
zugethan war, und mit durch religiöse Ueberzeugung in seiner
Handlungsweise geleitet und bestimmt wurde, so traf auch ihn
mannigfach der Wechsel der Zeitereignisse. Von welchem An-
sehen und von welcher Bedeutung aber dieser Mann war, das
sehen wir aus der in dem Vorwort sorgfältig zusammengestellten
biographischen Notiz, so wie aus dem nachfolgenden, aus einer
Wolfenbüttler Handschrift S XXI— XXXII. abgedruckten: »Phi-
lippHeinh ofer’s Lebenslauf“ — eine chronologische Skizze
der denkwürdigsten Begebenheiten in dem Leben dieses Mannes,
welche offenbar aus jener Zeit selbst stammt und wohl bald nach
seinem Tode 1647 — vielleicht aus handschriftlichen Notizen des-
selben — von einem seiner Verwandten oder Freunde aufgesetzt
wurde; wir sehen dies noch mehr aus dem hier bekannt gemachten
Reisetagebuch selber, wir sehen dies aus dem Verhältnifs, in wel-
chem Hainhofer zu den bedeutendsten Männern und Fürsten jener
Zeit stand, die Aufnahme, die ihm bei diesen zu Theil wurde,
die öfteren Besuche derselben u. dgl. m. Wir fügen in dieser
Beziehung noch weiter bei, dafs Hainhofer in ähnlicher Weise,
wie für den Herzog von Pommern, auch die Correspondenz für