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Hävernick Einleitung in das A. T.

Handbuch der historisch-kritischen Einleitung in das Alte Testament, von
H. A. Ch. Hävernick, der Theologie Licentiaten und Privatdocenten
an der Universität Rostock. Erster Theil , ■ erste Abtheilung. Erlan-
gen , Verlag von Carl Heyder. 1836. VIII und 312 S. 8.
Herr Hävernick, ein Theologe von der strengen Observanz,
hat schon in der Auslegung Daniels seine dogmatische Überzeu-
gung walten lassen ; dieselbe durchdringt diesen Anfang einer Ein-
leitung allenthalben, aber nicht zum Vortheile des allerdings fleifsig
gearbeiteten und gelehrten Buches. Vergebens bemüht sich der
Verf., seinen Standpunkt als wissenschaftlich zu rechtfertigen, und
sich gegen die Andersdenkenden in Vortheil zu setzen. Er meint
S. 3, die Betrachtung der biblischen Urkunden nach religiöser
Ansicht zu verwerfen, wie de Wette getban habe, sey eine ir-
religiöse Betrachtung, und somit eine partheiische, während sie
doch als unpartheiisch dastehn wolle. Nun hat aber de Wette
die Betrachtung nach religiöser Ansicht nicht verworfen, sondern
sie für die Einleitungswissenschaft nur in die nöthigen Schranken
gewiesen; und weifs denn Hrn. Hävernicks Logik nicht, dafs
zwischen nicht religiös und irreligiös ein Unterschied be-
steht? Der Verf. gibt S. 4 zu, die Einleitung wolle und müsse
historisch seyn. » Geschichte ist aber ohne sichere und feste zu
»Grund liegende Principien keine Wissenschaft: nicht eine ge-
»priesene, aber in der Praxis unmöglich zu Stande kommende
» Unparteilichkeit verleiht der historischen Forschung ihren Werth,
»sondern allein die wahre und allein haltbare ihr zur Basis die-
»nende Überzeugung.« Meint Herr H., es sey überhaupt nicht
möglich, je unpartheiisch zu seyn, so spricht er sich sein eignes
Urtheil; sagt er aber, eine vollkommene Unparteilichkeit sey
nicht zu erreichen , so fragen wir, soll man sie etwa darum nicht
anstreben? Soll der Mensch, weil Sündlosigkeit in praxi hienie-
den unmöglich zu Stande kommt, die Sünde nicht ernstlich mei-
den? Auch glaube uns der Vf., eine zu Grunde liegende Über-
zeugung, wie er sie wünscht, gibt nicht der Geschichtforschung,
sondern der Geschichtschreibung einen Werth , wenn sie anders
die wahre ist. Aber da liegt es eben. Was nennt Herr H. die
wahre Überzeugung, welche der Geschichtforschung zur Basis
dienen soll? Schwerlich etwas anderes, als das feste zum Voraus
Fürwahrhalten von Sätzen, welche doch erst das Resultat der
Forschung und Prüfung seyn sollten. Des Vfs Forschung weifs
also theilweise und gerade in den Hauptsachen zum Voraus , Was
sie herauszubringen hat; sie kennt das Ziel, bei welchem sie an-
 
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