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Historische Literatur.
Vom Königreiche der Niederlande. Durch den Freiherrn von Keverberg,
Commandeur des königl. Ordens vom niederländischen Löwen, Mitglied
des Staatsraths und Präfecten während des Kaiserreichs u. s. w. Stutt-
gart , Hallberger sehe Verlagsbuchhandlung. 1836. 392 S. 8.
Der Verfasser dieser Anzeige mufs aufrichtig gestehen, dafs
er sich über den historischen Werth des Buchs sehr getäuscht
gesehen, da er es bisher nur aus einseitigen Anzeigen und Aus-
zügen gekannt hat. Wahrscheinlich verdankt das Buch die gün-
stige Aufnahme, die es gefunden hat, theils der Partheilichkeit
eines Theils der Leser, und der Neugierde, die Defension der
Holländer zu lesen, eines andern Theils, theils dem leichten , di-
plomatisch vornehmen Styl und den klingenden Worten und Phra-
sen , ganz besonders aber wohl, wie Ref. hofft, dem Haupttheil,
worüber er sich kein Urtheil anraafst, dem Bericht über die hol-
ländische Verwaltung und Regierung in Belgien. Er überläfst
daher Männern von Fach, die Vertheidigung der Holländer, als
den Haupttheil des Buches, zu prüfen, und beschränkt sich auf
die ersten hundert Seiten, um deutlich zu machen, warum er
sich geirrt hatte , als er es für historisch hielt. Es ist eine im
Style der Napoleonischen Zeit geschickt und gewandt abgefafste
Schrift eines dienstfertigen, geschäftskundigen Kosmopoliten. Das
ist Alles, was man davon sagen kann; historischen Werth hat sie
sehr wenig. Der Übersetzer redet in dieser Beziehung viel of-
fener als der Verfasser. Er sagt nämlich ganz offen heraus, er
wolle , wenn er den zweiten Theil des von ihm sehr hölzern
übersetzten Buchs herausgebe, nicht blos widerlegende Rücksicht
auf die dritte Auflage von Nothombs Buch nehmen, sondern auch
in eignen Nachträgen Alles widerlegen, was Nothombs Übersetzer
Neues beigebracht .habe, ja, er wolle sogar zu Gunsten des Kö-
nigs von Holland gegen Osianders Schrift über die niederländi-
schen Finanzen zu Felde ziehen. Dabei mufs man eingestehen,
dafs das Buch des Baron von Keverberg sich viel besser lesen
läfst (nur nicht in der Übersetzung) als das belgische Buch, dafs
es vortreffliche und genaue Angaben enthält, dafs es vielleicht in
Beziehung auf seinen eigentlichen Zweck vortrefflich seyn mag,
dafs es also ganz allein Ref. Schuld ist, wenn er darin nicht ge-
funden hat, was er suchte. Um anzudeuten, was er suchte und
nicht fand , will Ref. die ersten scheinbar ganz historischen Seiten
des Buchs durchgehen und seine Meinung leise andeuten. Die
Einleitung will Ref. ganz übergehen , da diese vornehme und
geistreiche Manier ihm für diplomatische Aufsätze passender
scheint als für historische, weil es bei den erstem auf glänzen-
den Schein , bei den andern ganz allein auf dürre Wahrheit an-
liomrat; er geht daher gleich zum ersten Abschnitt über, welcher
überschrieben ist: Entstehung des Königreichs der Nie-
derlande. Die Geschichte des Falls der alten Republik der sie-
ben Provinzen hätte Herr von Keverberg lieber ganz übergehen
sollen, sie hat mit seinem Gegenstände nichts zu thun, und was
Historische Literatur.
Vom Königreiche der Niederlande. Durch den Freiherrn von Keverberg,
Commandeur des königl. Ordens vom niederländischen Löwen, Mitglied
des Staatsraths und Präfecten während des Kaiserreichs u. s. w. Stutt-
gart , Hallberger sehe Verlagsbuchhandlung. 1836. 392 S. 8.
Der Verfasser dieser Anzeige mufs aufrichtig gestehen, dafs
er sich über den historischen Werth des Buchs sehr getäuscht
gesehen, da er es bisher nur aus einseitigen Anzeigen und Aus-
zügen gekannt hat. Wahrscheinlich verdankt das Buch die gün-
stige Aufnahme, die es gefunden hat, theils der Partheilichkeit
eines Theils der Leser, und der Neugierde, die Defension der
Holländer zu lesen, eines andern Theils, theils dem leichten , di-
plomatisch vornehmen Styl und den klingenden Worten und Phra-
sen , ganz besonders aber wohl, wie Ref. hofft, dem Haupttheil,
worüber er sich kein Urtheil anraafst, dem Bericht über die hol-
ländische Verwaltung und Regierung in Belgien. Er überläfst
daher Männern von Fach, die Vertheidigung der Holländer, als
den Haupttheil des Buches, zu prüfen, und beschränkt sich auf
die ersten hundert Seiten, um deutlich zu machen, warum er
sich geirrt hatte , als er es für historisch hielt. Es ist eine im
Style der Napoleonischen Zeit geschickt und gewandt abgefafste
Schrift eines dienstfertigen, geschäftskundigen Kosmopoliten. Das
ist Alles, was man davon sagen kann; historischen Werth hat sie
sehr wenig. Der Übersetzer redet in dieser Beziehung viel of-
fener als der Verfasser. Er sagt nämlich ganz offen heraus, er
wolle , wenn er den zweiten Theil des von ihm sehr hölzern
übersetzten Buchs herausgebe, nicht blos widerlegende Rücksicht
auf die dritte Auflage von Nothombs Buch nehmen, sondern auch
in eignen Nachträgen Alles widerlegen, was Nothombs Übersetzer
Neues beigebracht .habe, ja, er wolle sogar zu Gunsten des Kö-
nigs von Holland gegen Osianders Schrift über die niederländi-
schen Finanzen zu Felde ziehen. Dabei mufs man eingestehen,
dafs das Buch des Baron von Keverberg sich viel besser lesen
läfst (nur nicht in der Übersetzung) als das belgische Buch, dafs
es vortreffliche und genaue Angaben enthält, dafs es vielleicht in
Beziehung auf seinen eigentlichen Zweck vortrefflich seyn mag,
dafs es also ganz allein Ref. Schuld ist, wenn er darin nicht ge-
funden hat, was er suchte. Um anzudeuten, was er suchte und
nicht fand , will Ref. die ersten scheinbar ganz historischen Seiten
des Buchs durchgehen und seine Meinung leise andeuten. Die
Einleitung will Ref. ganz übergehen , da diese vornehme und
geistreiche Manier ihm für diplomatische Aufsätze passender
scheint als für historische, weil es bei den erstem auf glänzen-
den Schein , bei den andern ganz allein auf dürre Wahrheit an-
liomrat; er geht daher gleich zum ersten Abschnitt über, welcher
überschrieben ist: Entstehung des Königreichs der Nie-
derlande. Die Geschichte des Falls der alten Republik der sie-
ben Provinzen hätte Herr von Keverberg lieber ganz übergehen
sollen, sie hat mit seinem Gegenstände nichts zu thun, und was