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Schriften über die Wandmalerei der Alten,

sublinere gebraucht bei Plin. XXXV, 26. Pingentes sandyce sub-
lita — fulgorem minii faciunt. Si purpuram facere malunt, cae-
ruleum sublinunt. Wenn aber Plinius sagt, das Weifs von Melos
(Melinum) lasse sich nicht auf frischem Mauerbewurf auftiagen,
so finden wir darin keinen Widerspruch mit der Angabe, dafs
dieses Melinum eine der vier Hauptfarben war, deren die alten
Maler sich bedienten : denn sehen wir die Stelle XXXV, 32. nä-
her an, so heifst es : quatuor coforibus solis immortalia illa opera
fecere, ex albis Melino, ex silaceis Attico, ex rubris Sinopide
Pontica, ex nigris atramento, Apelles, Echion, Melanthius, Nico-
machus, clarissimi pictores, cum tabulae eorum singulae oppido-
rum venirent opibus : es ist also nicht allgemein von allen alten
Malern ausgesprochen, wie es Herr Hirt p. 352 und Herr Le-
tronne p. 367 angeben, sondern nur von vieren, die wir als
Maler auf Tafeln kennen. Wollte man aber den Ausspruch des
Plinius auch auf die älteren Maler und selbst auf die Wand-
maler ausdehnen, so konnten ja letztere das Melische Weifs auf
einen Kreidegrund auftragen. Herr Letronne führt ferner an,
nach Plinius XXXV, 25. haben Polygnot und Micon ihr Schwarz
aus Traubenmark bereitet, diese vegetabilische Farbe aber sey
von der Frescomalerei ausgeschlossen; es ist aber nicht gesagt,
dafs sie dieses Schwarz bei allen ihren Gemälden gebraucht ha-
ben, sondern unter den verschiedenen Arten, Schwarz zu berei-
ten, wird auch diese angeführt; dabei versteht sich aber von
selbst, dafs sie dieselbe nur bei der Art von Malerei, womit sie
sich vertrug, anwendeten. Die Herren Hirt und Letronne hätten
noch weiter darauf aufmerksam machen können, dafs sich auf
den alten Gemälden Purpurissum finde, was nach Plinius XXXV,
3i. auf dem nassen Bewurf nicht zu gebrauchen ist; allein Herr
Wiegmann beseitigt diesen möglichen Einwurf damit, dafs diese
Farbe erst mit Eiweifs oder dergl. aufgetragen werden konnte,
nachdem alles Übrige vollendet und durchaus trocken war. Viel-
leicht gab man auch , um vor der Wirkung des Kalkes ganz si-
cher zu seyn, auf den Stuk einen schwachen Kreidegrund. Solche
Farben waren natürlicher Weise nie so dauerhaft und fest, wie
die andern : aber was blieb den Alten für ein anderes Mittel, wenn
sie nun einmal das Purpurissum anwenden wollten ? —- Unter den
Frescofarben gab es keine ähnliche und giebt es noch gegenwär-
tig keine. Und die Schönheit und Kostbarkeit derselben entschul-
digt jene Inconsequenz hinlänglich.
(Der Beschlu (s folgt.)
 
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