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Rommel: Geschichte von Hessen Bd. IV7— VI.
Beifall des Kaisers, dessen Bruder Matthias und der
Erzherzoge, sondern auch das Vertrauen des Hauptes
der katholischen Ligue, Maximilians I. von Baiern,
erwarb.« Das Princip aller doctrinären Briefträgerei und Ach-
selträgerei unserer Zeit klar ausgesprochen lautet also : Man soll
immer Gott auf die Weise dienen, dafs man es mit dem Teufel
nicht ganz verdirbt. Unser Geschichtschreiber berichtet daher
naiv und ohne allen Unwillen auf der folgenden Seite, dafs als
Maximilian von Baiern, der Donauwerth als Unterpfand seiner
auf die Vollziehung der Acht gewendeten Kosten behalten hatte,
endlich habe Rechnung ablegen sollen, er sich denselben pro-
testantischen Fürsten Ludwig von Darmstadt, der die rechte
Mitte so gut zu halten wufste, als kaiserlichen Commissarius er-
beten habe: — und die Liquidation, wie die Rückgabe
der Stadt, sey unterblieben. Es wäscht eine Hand die an-
dere, dachte der Landgraf.
Die Geschichte des Aufstandes in Frankfurt unter Fettmilch
und Consorten scheint uns in der Ausführlichkeit, wie sie hier
S. 169—171 erzählt wird, um so weniger der hessischen Ge-
schichte anzugehören , als der Leser am Ende doch nicht erfährt,
worauf es eigentlich ankam. Ein Einfall der Frankfurter war
nicht übel. Sie schalten nach S. 170 den gerühmten Landgrafen
einen Pfaffenknecht, und trauten ihm zu, dafs er Jesuiten
nach Darmstadt bringe. Es mufs sogar sein Geschichtschreiber
einräumen (S. 178), dafs auf dem Reichstage i6i3 im März er
(der vortreffliche Ludwig) der einzige weltliche Fürst,
der bei diesem Reichstag in. Person erschien, mit den
zahlreichen Prälaten dem römisch-katholischen Got-
tesdienst in der Domkirche beiwohnte. Nachdem her-
nach der schändliche Verrath , die gänzliche Vergessenheit der
heiligsten Pflichten gegen Lehre, Verwandte, Vaterland und ehe-
malige Verbündete angeführt sind , sagt der hessische Historio-
graph ganz mild : sein Landgraf, der hinter dem Rücken seiner
Mitstände allein einen Reichsabschied unterschrieben, den sie
nicht gewollt hätten, sey nicht ohne Verdacht eigennützi-
ger Absichten geblieben. Auch die abentheuerliche Reise
des Landgrafen Ludwig kurz vor dem Ausbruch des 3ojährigen
Krieges nach Spanien und zum Pabst hat der Vf. aufs gelindeste
erzählt; doch sieht man, dafs er zu den^Leuten nicht gehören
will, welche der Geschichte einen modischen Mantel umhängen ,
oder die evangelische Wahrheit mit philosophischem Lug und
Rommel: Geschichte von Hessen Bd. IV7— VI.
Beifall des Kaisers, dessen Bruder Matthias und der
Erzherzoge, sondern auch das Vertrauen des Hauptes
der katholischen Ligue, Maximilians I. von Baiern,
erwarb.« Das Princip aller doctrinären Briefträgerei und Ach-
selträgerei unserer Zeit klar ausgesprochen lautet also : Man soll
immer Gott auf die Weise dienen, dafs man es mit dem Teufel
nicht ganz verdirbt. Unser Geschichtschreiber berichtet daher
naiv und ohne allen Unwillen auf der folgenden Seite, dafs als
Maximilian von Baiern, der Donauwerth als Unterpfand seiner
auf die Vollziehung der Acht gewendeten Kosten behalten hatte,
endlich habe Rechnung ablegen sollen, er sich denselben pro-
testantischen Fürsten Ludwig von Darmstadt, der die rechte
Mitte so gut zu halten wufste, als kaiserlichen Commissarius er-
beten habe: — und die Liquidation, wie die Rückgabe
der Stadt, sey unterblieben. Es wäscht eine Hand die an-
dere, dachte der Landgraf.
Die Geschichte des Aufstandes in Frankfurt unter Fettmilch
und Consorten scheint uns in der Ausführlichkeit, wie sie hier
S. 169—171 erzählt wird, um so weniger der hessischen Ge-
schichte anzugehören , als der Leser am Ende doch nicht erfährt,
worauf es eigentlich ankam. Ein Einfall der Frankfurter war
nicht übel. Sie schalten nach S. 170 den gerühmten Landgrafen
einen Pfaffenknecht, und trauten ihm zu, dafs er Jesuiten
nach Darmstadt bringe. Es mufs sogar sein Geschichtschreiber
einräumen (S. 178), dafs auf dem Reichstage i6i3 im März er
(der vortreffliche Ludwig) der einzige weltliche Fürst,
der bei diesem Reichstag in. Person erschien, mit den
zahlreichen Prälaten dem römisch-katholischen Got-
tesdienst in der Domkirche beiwohnte. Nachdem her-
nach der schändliche Verrath , die gänzliche Vergessenheit der
heiligsten Pflichten gegen Lehre, Verwandte, Vaterland und ehe-
malige Verbündete angeführt sind , sagt der hessische Historio-
graph ganz mild : sein Landgraf, der hinter dem Rücken seiner
Mitstände allein einen Reichsabschied unterschrieben, den sie
nicht gewollt hätten, sey nicht ohne Verdacht eigennützi-
ger Absichten geblieben. Auch die abentheuerliche Reise
des Landgrafen Ludwig kurz vor dem Ausbruch des 3ojährigen
Krieges nach Spanien und zum Pabst hat der Vf. aufs gelindeste
erzählt; doch sieht man, dafs er zu den^Leuten nicht gehören
will, welche der Geschichte einen modischen Mantel umhängen ,
oder die evangelische Wahrheit mit philosophischem Lug und