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i\T0. 89. HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Römische und griechische Literatur.
(Bes clil uf s.)
Das Eigenthumliche oder vielmehr Unterscheidende seiner
Interpretation bestehe darin, dafs er, ungeachtet er häufig Les-
arten und Erklärungen beurtheile, doch sich aller schneidenden
Urtheile oder Herabsetzung Anderer enthalte, meistens die Namen
seiner Gegner verschweige, um ja den Schein irgend einer Er-
bitterung zu vermeiden, da er das Herumstreiten in einer für Stu-
dirende geschriebenen Schrift für sittlich nachtheilig halte. Uebri-
gens habe er auch häufig Parallelstellen vollständig abdrucken
lassen, die Nachbildungen aus dem Griechischen der frühem, bei
Horatius nachgewiesen , auch zuweilen gefällige Aehnlichkeiten
bemerkt, endlich auch öfters den Unterschied der prosaischen und
poetischen Diction gezeigt.
Wie diefs Alles geschehen sey, wie der Text constituirt und
der Dichter erklärt worden, darüber können w’ir nur im Allge-
meinen sprechen. Uns scheint die Aufgabe, an welcher vielleicht
Einige die Verschiedenheit der Zwecke tadeln, Andere deren Un-
vereinbarkeit «u beweisen suchen werden , in hohem Grade befrie-
digend gelöst, die Handschriften mit Treue, jedoch ohne Abgöt-
terei, beuützt, auch die zwei einzigen Conjecturen , die H. v. O.
in den Text aufnahm, zu billigen. Die eine ist von Daniel Hein-
sius III. 17. 5. ducit für ducis; die andere Von Barth, Epod. 4,8.
bis triam ulnarum für bis ter ulnarunu Dafs wir uns übrigens
nicht mit allen Lesarten und Erklärungen befreunden können, ist
zu erwarten; denn nicht leicht werden zwei Individualitäten in
einer zahllosen Menge von Einzelnheiten, die zu beurtheilen sind,
vollkommen harmoniren, wrenn nicht eine, von beiden ihr Urtheil
gefangen giebt. Wir werden uns jedoch nur über ein Paar Stel-
len unsere Zwaifel vorzutragen erlauben, und nur noch zum Vor-
aus bemer ken, dafs der Herausgeber dem Hrn. Pr. Meinecke auch
darin beistimmt, dafs er keine sogenannte monostrophiseben Ge-
dichte annimmt, sondern z. B. die aus blofsen asklepiadeischen
Versen bestehenden Gedichte, so wie die, wo glykonische Verse
mit Asklepiadeen wechseln, kurz alle, welche sonst keine Stro-
phenabtheilung hatten, in vierzeilige Strophen eintheilt: z. B. I.
i. 3. 4. 7. 8. 11. i3. i5. 19. 28. 36., bei einer sogar, die in dieses
tetrastrophische System nicht paPst (IV. 8.), weil sich die Zahl
ihrer Verse nicht durch 4 dividiren läfst, wird angenommen, es
fehle der 18te und lQte Vers, während an derselben Stelle merk-
würdiger Weise der zweite der von uns zu besprechenden Her-
ausgeber vier Verse (14. bis 17) für eingeschoben erklärt und
XXXI. Jalirg. 6. Heft, 39
 
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