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N". 38. HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Jt. Hanke: der Schmuck.
(Beschluf s.)
1. Theil, S. 79: »Die religiösen Elemente meiner Eltern
finden sich in mir gemischt. Wenn der Sinn für das Ewige und.
Wahre, wenn Nächstenliebe, mit eigener Aufopferung geübt, den
Christen ausmacht, so war nie ein besserer als mein Vater. Sie
haben ihn gebannt. So wissen Sie aber auch, dafs er heinen
Prunh mit diesem Namen trieb. Sein Herz schlug für die ganze
Menschheit, auch für die, welche vor unserer Zeitrechnung ge-
lebt hat. Er lebte, wie ein Unsterblicher, jeden Tag selig vor-
aus; aber jener milde Himmel griechischer Weisheit war der
Athem seiner theuern Seele. — Ich, seine Tochter, angehaucht
von diesem Geist, dachte in meinem bindlichen Unverstände, es
wäre doch Schade, dafs die alten Tempel nicht mehr ständen.
Da lehrte meine Mutter mich den Gott finden, dessen Tempel
jedes reine Herz ist. Der Vater hatte den Sinn für das Göttliche
in mir gewecbt. — Vielleicht gab es in religiöser Beziehung nie
eine ungleichartigere Verbindung als die Ehe meiner Eltern ; den-
noch wüfste ich mich bäum einer Uneinigbeit zwischen ihnen zu
erinnern. Der Glaube meiner Mutter hängt einfältiglich an der
reinen Lehre , und ihr Vertrauen — gewifs die heiligste Kraft im
menschlichen Gemüthe — zieht seine Stärbe aus den evangelischen
Verheifsungen. Sie liefs -— wie viele Frauen mögten es ihr nach-
thun ? — meinen Vater gewähren und ehrte seine Ansichten,
ohne sie zu verstehen.c<
1. Th., S. 82: »Es liegt eine bräftige Innigbeit in dem We-
sen dieser alten Frau (der Schiffsbapitänin Telbyn). Sie bat herz-
lich , dafs ich mich ihrer lieben Mitha (Sulamith) annehmen mögte,
und sagte dabei: es würde mein Schade nicht seyn. Ach ! ich
verzeihe es ihr. Sie mag den guten Willen, ihr zu nützen, wenn
auch mittelbar — nur von der Seite des Eigennutzes hennen.
Merbwürdiger Weise hat diese Frau den gröfsten Theil ihres Le-
bens zur See zugebracht, und ist als ein sehr junges Mädchen
ihrem Manne in die Gefahren seines Berufes gefolgt. »Manchen
Sturm habe ich erlebt, manche Fährlichbeit bestanden « — setzte
sie lächelnd mit einem Blieb auf den Apostel hinzu, der da spricht;
XXXI. Jahrg. fi. lieft, 38
 
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