JV°. 2. HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
v. Rommel: Geschichte von Hessen, Bd. IV—VI.
( B e s c hluf s.)
Dieser Ludwig und seine Augsburgische Confession und seine
Conspiration mit Rudolph und den Jesuiten, mit Ferdinand II.
und den Spaniern, seine Hoffnung dem Vetter Moritz mitzuspie-
len , wie der sächsische Moritz dem unglücklichen Johann Frie-
drich mitgespielt hatte; welcher reiche Stoff! Aber freilich nicht
für einen Mann, der Verhältnisse zu wahren hat; kein Mensch
wird es daher Hrn. v. Rommel verdenken, wenn er leise auftritt.
Diese Hessische Geschichte ist für Viele, man mufs sie von der
Geschichte für Wenige unterscheiden; weil Herr v. Rommel
Recht hat, wenn er meint, dafs zum Laufen das Schnellseyn al-
lein nicht nutze, und dafs, wenn es blos aufs Schneiden ankom-
me, die schärfsten Messer bald am Rrode stumpf würden. Nicht
alle Messer sollen aber gerade Tisch-und Brodmesser seyn , nicht
alles Laufen ist Wettlaufen. Die Art Geschichte, die wir hier
vermissen, gehört freilich nicht für das grofse Publicum, sondern
für eine ganz kleine Anzahl Menschen, die da lernen sollen, dafs
das Mehrste, was sie für Geld (aera) halten, doch beim Lichte
besehen nur Bohnen (lupini) sind. Welche Materialien finden sich
nicht hier im zweiten Hauptstück gehäuft, um. zu zeigen wie es
in Deutschland zugieng und wie schmählig die heiligsten Interes-
sen der Gesammtheit den erbärmlichsten Einfällen und Lappalien
der Machthaber nachstehen mufsten!! Wie der Verf. die Sachen
zu fassen weifs, kann man unter andern aus der Stelle sehen,
wo von dem schmähügen Benehmen des Darmstädter Fürsten
die Rede ist, zu einer Zeit, als nach der schrecklichen Wuth
der jesuitischen Baiern gegen das arme Donauwörth endlich die
Union zur Rettung der Protestanten und ihrer Freiheit geschlos-
sen war. Herr v. Rommel sagt S. 163 : »In allen diesen Ge-
schäften zeigte Landgraf Ludwig, der sich von Prag nach Cöln
und hierauf nach Jüterbock zur Ausgleichung Kursacbsens mit
Brandenburg begab, (sehr gut gewendet!!) auch seinen Vet-
ter Moritz, wiewohl vergebens, von der Union ab-
mahnte, so thätigen Eifer, dafs er sich nicht nur den
XXXI. Jahrg. 1. Heft. 2
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
v. Rommel: Geschichte von Hessen, Bd. IV—VI.
( B e s c hluf s.)
Dieser Ludwig und seine Augsburgische Confession und seine
Conspiration mit Rudolph und den Jesuiten, mit Ferdinand II.
und den Spaniern, seine Hoffnung dem Vetter Moritz mitzuspie-
len , wie der sächsische Moritz dem unglücklichen Johann Frie-
drich mitgespielt hatte; welcher reiche Stoff! Aber freilich nicht
für einen Mann, der Verhältnisse zu wahren hat; kein Mensch
wird es daher Hrn. v. Rommel verdenken, wenn er leise auftritt.
Diese Hessische Geschichte ist für Viele, man mufs sie von der
Geschichte für Wenige unterscheiden; weil Herr v. Rommel
Recht hat, wenn er meint, dafs zum Laufen das Schnellseyn al-
lein nicht nutze, und dafs, wenn es blos aufs Schneiden ankom-
me, die schärfsten Messer bald am Rrode stumpf würden. Nicht
alle Messer sollen aber gerade Tisch-und Brodmesser seyn , nicht
alles Laufen ist Wettlaufen. Die Art Geschichte, die wir hier
vermissen, gehört freilich nicht für das grofse Publicum, sondern
für eine ganz kleine Anzahl Menschen, die da lernen sollen, dafs
das Mehrste, was sie für Geld (aera) halten, doch beim Lichte
besehen nur Bohnen (lupini) sind. Welche Materialien finden sich
nicht hier im zweiten Hauptstück gehäuft, um. zu zeigen wie es
in Deutschland zugieng und wie schmählig die heiligsten Interes-
sen der Gesammtheit den erbärmlichsten Einfällen und Lappalien
der Machthaber nachstehen mufsten!! Wie der Verf. die Sachen
zu fassen weifs, kann man unter andern aus der Stelle sehen,
wo von dem schmähügen Benehmen des Darmstädter Fürsten
die Rede ist, zu einer Zeit, als nach der schrecklichen Wuth
der jesuitischen Baiern gegen das arme Donauwörth endlich die
Union zur Rettung der Protestanten und ihrer Freiheit geschlos-
sen war. Herr v. Rommel sagt S. 163 : »In allen diesen Ge-
schäften zeigte Landgraf Ludwig, der sich von Prag nach Cöln
und hierauf nach Jüterbock zur Ausgleichung Kursacbsens mit
Brandenburg begab, (sehr gut gewendet!!) auch seinen Vet-
ter Moritz, wiewohl vergebens, von der Union ab-
mahnte, so thätigen Eifer, dafs er sich nicht nur den
XXXI. Jahrg. 1. Heft. 2