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Blasedow und seine Söhne von Gutzkow. (53
historischer Romane nicht wieder in’s Leben gerufen werden.
Wie viel treffender hat Göthe (dem hier Blasedow II. bei
jeder Gelegenheit ein Blatt am dichten, unzerstörbaren Lorbeer-
kranz zu krümmen versucht} die so viel entscheidende Re-
gel auszuführen gewufst: Verschwendet Eure Poesie nicht
an Stoffe, die nichts wehrt oder nicht fähig sind, in der
Zeitendauer erhalten zu werden! War es nicht Unsinn, dafs
die, jetzt auch längst in ihre Katakomben eingegangene, deut-
sche Romantiker lautere Poesie ohne Stoff wollten?
Gut! Aber an einen in sich unwahren und unhaltbaren Stoff
Poesie zu vergeuden, ist wahrlich um nichts verständiger
und belohnender.
Im zweiten Theil wird der Contrast, wie wenn in der
neuen Welt- und Romanenschöpfung zwischen den angege-
benen Ursachen und den Erfolgen kein Zusammenhang seyn
dürfte, noch auffallender. Blasedow soll seinen Erziehung-
grundsatz, dafs jeder Mensch für einen vorausbestimmten
Lebenszweck und durchweg nur für diesen erzogen, unter-
richtet, präformirt werden sollte, an seinen vier Söhnen auf
viererlei, sehr verschiedene Weise mehrere Jahre lang aus-
geübt haben. (Er that dafür redlich, was sein Educations-
eifer in dem acht deutschen Pfarrdorf, „Kleinbettelheim“
thun konnte.) Nunmehr werden sie auf die Sayn-Saynische
Residenz-Universität geschickt. Nunmehr sollte also durch
den Dichter ersichtlich gemacht werden, dafs und wie aus
jener verkehrten Educationsmaxime verkehrte Früchte er-
wuchsen. Aber von diesem Zusammenhang zwischen Ursach
und Wirkung dispensiert sich der Comicker ganz. Was wäre
freilich bequemer, als diese Zufalls - Dichterei, die sich vor-
erst im Ausmalen der Motive alles das bizarreste erlaubt und
auf die Wirkung davon begierig macht, alsdann aber sich
der Mühe, die Erfolge aus jenen Motiven entstehen zu lassen,
sich ganz und gar überhebt, und nach der absolutesten Schick-
salstheorie geschehen läfst, was ohne jenes (immer doch
halbwahre) Erziehungsprincip aus ganz alltäglichen Ursachen
entstehen mufste.
Bl asedows Quartett von Söhnen spielt unglücklich,
nicht weil jeder für ein besonderes Instrument vom Vater
prädestiniert war. Der Erfolg ist schlecht, nicht wegen der
Unrichtigkeit der Blasedow’schen Methode. Auch hatte er es
als Lehrer an aufregenden Vorbereitungen gar nicht fehlen
 
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