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Blasedow und seine Söhne von Gutzkow.
lassen. Das Meiste aber Misslingt, nicht etwa als Beweis^
dafs die volksthümlichere Methode falsch sei, sondern blos,
weil die zur Selbstthätigkeit aufgeregten, braven Jungen in
der unmittelbar organisirten Residenzakademie weder Lehrer
noch Mitschüler antrafen, an die sie sich zum Weiterlernen
anschliessen konnten, und dann, weil sie kaum Hungerkost
von Kleinbettelheim her und, wie gewöhnlich, keine Mittel
hatten, um für sich studieren und die Anschauung· der erwei-
terten Umgebungen zur Selbstausbildung brauchen zu können.
Was ist leider, alltäglicher, und also ohne alle dichterische Er-
findungskraft wahr? Aber hat denn diese das Ihrige gethan,
wenn sie ungewöhnliche Causalitäten vorausschickt und dann
doch das Gemeinste folgen läfst? Besteht denn hierin die
komische Kraft?
Blasedows Methode unternimmt der Dichter lächerlich zu
machen, weifs aber in dem Erfolge nichts, wovon sie die Ur-
sache wäre, darausx abzuleiten. Was ist leichter, aber auch
leerer, als diese nichts motivirende Erfindungskunst. Der
Dichter ist freilich absoluter Gebieter über Leben und Tod
seiner Figuren. Aber darf dieser pseudo-ästhetische Absolu-
tismus mehr Bewunderung erwarten, als jeder andere? Er
tritt auf, als erfinderischer Darsteller von übertriebenen Thor-
heiten, mit der Miene sie durch ihre Effecte lächerlich zu
machen; er selbst aber stockt da, wo er diese Effecte als
solche erfinden und vorzeigen sollte. Gewiss wollte er doch
nicht auf sich selbst und seine vis comica eine Satyre ma-
chen? statt seines Blasedowischen Alboins, in dessen Na-
men er nichts hervorsatyrisirt, ausser einem Selbstzeugniss,
dafs er gerne etwas hervorgebracht hätte.
(Der Bes c, hlufs folgt)
Blasedow und seine Söhne von Gutzkow.
lassen. Das Meiste aber Misslingt, nicht etwa als Beweis^
dafs die volksthümlichere Methode falsch sei, sondern blos,
weil die zur Selbstthätigkeit aufgeregten, braven Jungen in
der unmittelbar organisirten Residenzakademie weder Lehrer
noch Mitschüler antrafen, an die sie sich zum Weiterlernen
anschliessen konnten, und dann, weil sie kaum Hungerkost
von Kleinbettelheim her und, wie gewöhnlich, keine Mittel
hatten, um für sich studieren und die Anschauung· der erwei-
terten Umgebungen zur Selbstausbildung brauchen zu können.
Was ist leider, alltäglicher, und also ohne alle dichterische Er-
findungskraft wahr? Aber hat denn diese das Ihrige gethan,
wenn sie ungewöhnliche Causalitäten vorausschickt und dann
doch das Gemeinste folgen läfst? Besteht denn hierin die
komische Kraft?
Blasedows Methode unternimmt der Dichter lächerlich zu
machen, weifs aber in dem Erfolge nichts, wovon sie die Ur-
sache wäre, darausx abzuleiten. Was ist leichter, aber auch
leerer, als diese nichts motivirende Erfindungskunst. Der
Dichter ist freilich absoluter Gebieter über Leben und Tod
seiner Figuren. Aber darf dieser pseudo-ästhetische Absolu-
tismus mehr Bewunderung erwarten, als jeder andere? Er
tritt auf, als erfinderischer Darsteller von übertriebenen Thor-
heiten, mit der Miene sie durch ihre Effecte lächerlich zu
machen; er selbst aber stockt da, wo er diese Effecte als
solche erfinden und vorzeigen sollte. Gewiss wollte er doch
nicht auf sich selbst und seine vis comica eine Satyre ma-
chen? statt seines Blasedowischen Alboins, in dessen Na-
men er nichts hervorsatyrisirt, ausser einem Selbstzeugniss,
dafs er gerne etwas hervorgebracht hätte.
(Der Bes c, hlufs folgt)