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108 T. Livi libri ed. Aischefski. Vol. I.
Jahrhundert fällt, so wie der andern Pariser Handschrift, welcher
für die dritte Decade massgebend ist (Nr. 5730. Codex Puteanus),
darin am nächsten stehend; eine gelehrte Hand scheint sie frühe
sorgfältig durchgesehen und die darin vorkommenden Fehler ver-
bessert, auch am Rande die richtige und wahre Schreibung öfters
bemerkt zu haben. In diesen drei, oder wenn man will zwei
Handschriften scheint sich uns die älteste, nachweisbare Gestalt
des Livianisehen Textes für diese Decade erhalten zu haben; ^frei-
lich nicht ohne einzelne Fehler, zu deren Berichtigung die der
Zeit und dem Werthe nach am nächsten stehenden Codd. zu be-
nutzen sind, bevor man die Conjecturalkritik zu Hülfe nimmt; in
diese zweite Classe von Handschriften setzt der Verf. eine eben-
falls ziemlich alte Harleyanische Handschrift der acht ersten Bü-
cher und die von Drackenborch verglichene Leidner: so dass die
Zahl der zunächst in Betracht kommenden Handschriften eigent-
lich auf fünf im Ganzen sich beläuft. Die andern Jüngern Hand-
schriften dieser Decade schliessen sich den genannten sämmtlich
in der Weise mehr oder minder an, dass sie nur Abweichungen
in willkürlich gemachten Aenderungen der Abschreiber oder der
Leser erkennen lassen; als solche werden sie bei der Berichti-
gung verdorbener Stellen allerdings in Betracht kommen müssen,
aber nicht als ächte und wahrhaft antike Lesarten, sondern als
Verbesserungsversuche und Vorschläge neuerer Zeit, welche im-
merhin dienlich seyn können, das Wahre und Aechte aufzufinden
Nur ist freilich hier ein höherer Grad von Vorsicht nöthig.
Dies sind im Ganzen die Resultate der Forschung, wie wir
sie in dem Vorwort, auf welches wir verweisen müssen, näher
ausgeführt und begründet finden. Demgemäss hat nun der Verf.
nach den bemerkten ältesten und verlässigsten Quellen einen Text
zu geben gesucht, der sich freilich von dem herkömmlichen Texte,
der sogenannten Vulgata, mehrfach entfernt, aber desto mehr aß
urkundlicher Treue und Sicherheit gewonnen hat. Von Conjectu-
ren und deren Aufnahme in den Text konnte daher kaum und nur
an höchst wenigen Stellen die Rede seyn; wir erkennen aber ge-
rade darin ein wesentliches Verdienst des Herausgebers, dass er
bei einem so vielfach mit unnöthigen Conjecturen jeder Art heim-
gesuchten Schriftsteller diesen unsicheren Pfad verlassen und auf
die sichere Bahn der alten Urkunden zurückgekehrt ist. Aus dem-
selben Grunde, möglichst getreu an diese ^lten Urkunden sich an-
zuechliessen, ist auch manche Aenderung in der hergebrachten Or-
108 T. Livi libri ed. Aischefski. Vol. I.
Jahrhundert fällt, so wie der andern Pariser Handschrift, welcher
für die dritte Decade massgebend ist (Nr. 5730. Codex Puteanus),
darin am nächsten stehend; eine gelehrte Hand scheint sie frühe
sorgfältig durchgesehen und die darin vorkommenden Fehler ver-
bessert, auch am Rande die richtige und wahre Schreibung öfters
bemerkt zu haben. In diesen drei, oder wenn man will zwei
Handschriften scheint sich uns die älteste, nachweisbare Gestalt
des Livianisehen Textes für diese Decade erhalten zu haben; ^frei-
lich nicht ohne einzelne Fehler, zu deren Berichtigung die der
Zeit und dem Werthe nach am nächsten stehenden Codd. zu be-
nutzen sind, bevor man die Conjecturalkritik zu Hülfe nimmt; in
diese zweite Classe von Handschriften setzt der Verf. eine eben-
falls ziemlich alte Harleyanische Handschrift der acht ersten Bü-
cher und die von Drackenborch verglichene Leidner: so dass die
Zahl der zunächst in Betracht kommenden Handschriften eigent-
lich auf fünf im Ganzen sich beläuft. Die andern Jüngern Hand-
schriften dieser Decade schliessen sich den genannten sämmtlich
in der Weise mehr oder minder an, dass sie nur Abweichungen
in willkürlich gemachten Aenderungen der Abschreiber oder der
Leser erkennen lassen; als solche werden sie bei der Berichti-
gung verdorbener Stellen allerdings in Betracht kommen müssen,
aber nicht als ächte und wahrhaft antike Lesarten, sondern als
Verbesserungsversuche und Vorschläge neuerer Zeit, welche im-
merhin dienlich seyn können, das Wahre und Aechte aufzufinden
Nur ist freilich hier ein höherer Grad von Vorsicht nöthig.
Dies sind im Ganzen die Resultate der Forschung, wie wir
sie in dem Vorwort, auf welches wir verweisen müssen, näher
ausgeführt und begründet finden. Demgemäss hat nun der Verf.
nach den bemerkten ältesten und verlässigsten Quellen einen Text
zu geben gesucht, der sich freilich von dem herkömmlichen Texte,
der sogenannten Vulgata, mehrfach entfernt, aber desto mehr aß
urkundlicher Treue und Sicherheit gewonnen hat. Von Conjectu-
ren und deren Aufnahme in den Text konnte daher kaum und nur
an höchst wenigen Stellen die Rede seyn; wir erkennen aber ge-
rade darin ein wesentliches Verdienst des Herausgebers, dass er
bei einem so vielfach mit unnöthigen Conjecturen jeder Art heim-
gesuchten Schriftsteller diesen unsicheren Pfad verlassen und auf
die sichere Bahn der alten Urkunden zurückgekehrt ist. Aus dem-
selben Grunde, möglichst getreu an diese ^lten Urkunden sich an-
zuechliessen, ist auch manche Aenderung in der hergebrachten Or-