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25$ Reisig: Vorlesungen über Latein. Sprachwissenschaft.
Gutes und Interessantes, sind aber doch im Ganzen etwas mager
ausgefallen. Ueberhaupt sieht man natürlich dem ganzen Buche
an, dass es aus eines geistreichen Professors Collegienheften ent-
standen, von ihm selbst aber nicht zu einpm Buche verarbeitet
worden ist. Doch dafür gibt es auch der Herausgeber nicht aus.
Zur Bezeichnung der Laune, mit welcher R. seine Vorträge zu
zu würzen pflegte, heben wir die Bemerkung über die Aussprache
des Namens Maria aus, wo eigentlich die Pänultima falsch betont
ist; „der Name der Maria“, sagt er, „kann um so eher eine Aus-
nahme bleiben, da sie ja auch unter den Jungfrauen eine so rühm-
liche Ausnahme gemacht hat“. — S. 278. nennen wir noch eine
sehr hübsche Ausgabe der Orthographie des Aldus Manutius vom
J. 1564. Antwerpen, bei Plantin. 16. Auch durfte in dieser Be-
ziehung wohl der zweite, von G. F. Grotefend bearbeitete, Theil
der Wenk’schen Grammatik genannt werden. — In Betreff der nun
von Vielen angenommenen lateinischen Orthographie, deren Schwan-
ken selbst bei den Alten auch R. zugibt (S. 278 f.), welche ei-
gentlich vor der Hand doch nur noch ein buntscheckiges Gemenge
aus allen Zeitaltern darbietet, kann Ref. sein zum Cicero de Rep.
und den Tusculanen ausgesprochenes Glaubensbekenntniss noch
nicht zurücknehmen. Gesetzt, man ermittelte noch mehr, als bis
jetzt gelungen ist; Alles wird man schwerlich ins Reine bringen.
Man drucke nun aber wirklich am Ende die Klassiker so antik-
modern; wie wird sich dann das Schreiben des eigenen Lateins in
dieser Gestalt ausnehmen? so modernantik, wie ein maskirter in
einen Damisch gesteckter Salonsbesucher, mit seinen neumQdischen
Bewegungen. — Wenn S. 283. ganz recht gelehrt wird, man soll
paene schreiben, nicht pene, so fragen wir, warum ist im Buche
8. 272. u. a. 0. immer penultima und antepenultima geschrieben?
— S. 284. Die Regel, respublica, in der Bedeutung Staat, als
Ganzes, als Ein Wort zu schreiben, und, wenn es jede einzelne
öffentliche Angelegenheit bedeute, es in zwei, Wörter zu trennen,
ist im Grunde nur für die Praxis, gleichsam äusserlieh bequem;
begründet ist sie in Nichts, denn in der letzten Instanz und im
ursprünglichen Gebrauch fist Eins res publica, wie das Andere.
Die doppelte Schreibung wäre nur dann eigentlich begründet, wenn
im erstem Falle das Wort res in» Genitiv nicht declinirt würde,
und man respublicae sagte.
Das Gapitel, Semasiologie betitelt, ist ein in den Gram-
matiken nicht gewöhnliches. Wir .hätte« ihm gerne eine grössere
 
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