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Tytler history of Scotland.

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alltägliche Begebenheiten dagegen, und Menschen gewöhnlichen
Schlages, kleine Kriege ohne bleibende Folgen und jährlich wie-
derholte Raubzöge ohne höhere Motive, der verdienten Vergessenheit
ühergäbe oder mit wenigen allgemeinen' Schilderungen abthäte.
Zu den wichtigsten ‘ Ereignissen aber, nicht allein für Schottland,
sondern für die dteäcftichtfe der Menschheit im Allgemeinen, gehört
unstreitig die Äeformation der schottischen Kirche mit ihren Fol-
gen, auf deren Entstehung und Gestaltung wir die Aufmerksam-
keit des Lesers richten wollen.
Die geistige Ausbildung, als deren Folge die Kirchenrefor-
mation in den meisten Ländern anzusehen ist, war im Anfang des
XVI. Jahrhunderts in Schottland äusserst gering Der Adel, der
seine Zeit und seine Kräfte auf Familienfehden, oder auf Raub-
zöge in das benachbarte England, oder auf Bekämpfung der kö-
niglichen Macht verwendete, und seine freien Stunden der Jagd,
Faiknerei und den Gelagen widmete, hatte keine Ahnung von der
tiefen geistigen Bewegung, die auf dem Festlande alle Stände und
Verhältnisse erschütterte. Der Clerus der in Schottland unermess-
liche Reiehthümer besass, war ganz entartet, indem die höhere
Geistlichkeit, die lediglich aus jüngern Söhnen adeliger Familien
bestand, der Schwelgerei und jeder Art von Ausschweifung in
hohem Grade ergeben war und nur nach den weltlichen Freuden
des Lebens trachtete, die niedern Geistlichen' dagegen und die
übermässige Anzahl von Mönchen aller Orden, mit gedankenlosem
Stumpfsinne die kirchlichen Funktionen in hergebrachter Form
verrichteten und in Trägheit und Unwissenheit so versunken wa-
ren, dass viele glaubten, das Neue Testament sey von Luther
verfasst. Das Volk bestand theils aus Pächtern und Hörigen, die
mit der Welt nicht vielen Verkehr hatten, theils aus den Bewoh-
nern unbedeutender Städte, die nur geringen Handel trieben und
daher auch nur wenig Verbindung mit dem Festlande unterhielten.
Die mittelalterlichen Klosterschulen waren in einem erbärmlichen
Zustande, und so weit war man in Schottland entfernt, an den
geistigen Regungen des Festlandes Antheil zu nehmen, dass man
erst im Jahr 4609 einige geringe Versuche mit der ßuchdrucker-
kunst vor nahm, und im Jahr 1534 der Anfang mit dem griechi-
schen Unterricht an einer neugegründeten Schule gemacht wurde.
Zwar waren im Laufe des XV. Jahrhunderts zwei Universitäten
zu St. Andrews und Glasgow entstanden und mit dem Anfänge
des XVI. noch eine dritte zu Aberdeen errichtet worden; aber
 
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