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696 Kohl: Ueber deutsche und dänische Nationalität und Sprache.
ist, als Jütland, und zwar auf dem schleswig’schen Festland, und die
grössere deutsche Hälfte am stärksten. In Schleswig nemlich auf dem
Lande kommen beinahe einmal so viel Menschen auf die Quadrat - Meile,
als in Jütland auf dem Lande, und Schleswig hat allein in 12 Städten
eben so viele Einwohner, als Jütland in mehr als einmal so vielen. Auch
haben die Herzogthümer Schleswig und Holstein zusammen über 300,000 Ein-
wohner mehr als ganz Jütland, welches über 120 Quadrat-Meilen
Flächeninhalt mehr enthält, als die beiden Herzogthümer zusammen.
Im 4. Abschnitt wird gelehrt, dass die Nationalität des Volks im
alten Angeln durch das Vordringen der Dänen, nach der Gründung Eng-
lands, grösstentheils verschwunden sei. Das steht nirgends in der Geschichte
geschrieben, und es zeigt sich auch bis auf diesen Tag an den heutigen
Angeln nicht, dass sie durch und durch danisirt worden. Bei der Bestim-
mung der Grenzen des ältesten Angelnlandes, welche sehr vag und
willkürlich ist, weil der Herr Verf. nichts davon weiss, hätte angemerkt
werden müssen, dass der englische Chronist Ethel werd um das Jahr 1000
die Stadt Schleswig eine Stadt in Angeln nennt. „Bis in die Nähe der
Eider,“ fährt der Tourist fort, „sei alles dänisch geworden und jedes
Dorf, jeder Ort, und so auch jeder Fluss, jeder Meerbusen und jeder
sonstige merkwürdige Naturgegenstand habe einen dänischen Namen be-
kommen.“ Eine solche unerhörte Erscheinung sei also über das ganze
jetzige Herzogthum Schleswig hereingebrochen, denn der Herr Kohl
dehnt ohne Bedenken, ohne Beweis — und einen solchen gibt es nicht —
das Gebiet der alten Angeln von der Eider bis zur Koldinger Föhrde
aus. Es ist die unverantwortlichste Unwahrheit und die schamloseste Unwis-
senschaftlichkeit, zu behaupten, dass die Dänen sich über den grössten Theil
des jetzigen Herzogthums Schleswig ergossen und alles so danisirt hätten, dass
jedes Dorf, jeder Ort, jeder Fluss, jeder Meerbusen und was noch sonst einen
dänischen Namen bekommen. Bei weitem die grösste Zahl aller Ortsna-
men im gesammten Herzogthum Schleswig sind von jeher bis auf heute
deutsch und frisisch gewesen. Selbst auf der danisirten Nordseite dieses
Herzogthums sind die westgermanischen Ortsnamen die vorherrschenden,
und alle auf um, büll, bei etc. in Nordschleswig und Angeln sind durch-
aus nicht dänisch. Dass im nordfrisischen Landgebiet keine dänischen
Ortsnamen vorkommen, versteht sich von selbst. Die Ortsnamen heissen
nur so, wie die Eingebornen dieselben nennen, nicht wie Fremde sie
nennen möchten. Herr Kohl hat sehr trübe Quellen gebraucht. Aus
geschichtlichen Forschungen und aus eigenen Beobachtungen an Ort und
Stelle weiss ich, dass die Dänen in jener alten Zeit, wovon hier die
 
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