Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
48

Schneidawind: Der Feldzug des Herzogs von Braunschweig.

die Schuhe zu putzen, als einem Fremden die Füsse zu
küssen.“ —
Der moralische Eindruck des kühnen Zuges, welcher, von überle-
genen Feinden umgeben, innerhalb 14 Tagen 62 Meilen von der Sächsich-
Böhmischen Gränze bis zur Nordsee zurückgelegt und mehre blutige Treffen
bestanden hatte, war gewaltig. Er bekundete wie Schilfs Aus- und
Todesfahrt das Erwachen eines neuen Geistes auch ausserhalb der Armeen;
man bewunderte, besonders in Teutschland, den Muth und die Beharr-
lichkeit der Freischaar, und selbst die Frauen liessen es nicht, sagt der
Verfasser, bei Worten bewenden. „Sie feierten vielmehr das Gedächt-
niss an die schwarze Legion dadurch, dass sie schwarze Spencer mit
blauen Kragen a la Brunswic trugen. Daher sang Rückert:“
„Damals hat der Damen Mode
Dort sich ihm bequemt sogar,
Dass sie ihren Putz vom Tode
Lieh, wie er und seine Schaar!“ ·,.
Napoleon aber rief zu Schönbrunn auf die Kunde des Geschehe-
nen lobend aus: „Ah! c’est un vaillant guerrier!“ — (S. 175.) Am
14. August landete der Herzog bei Grimsby in England; alle anwesende
Schiffe flaggten; das Abentheuer war bestanden, mancher fruchtbare
Saame der Aufregung in den Gemiithern des von dumpfer Betäubung
oder Gleichgültigkeit gefesselten Volks zurückgeblieben.
Wer die weitern Schicksale der Braunschweigischen Schaar bis zur
Fahrt nach Portugal und daneben viele aus dem Leben gegriffene Züge
und Bilder des dermaligen und frühem Kriegswesens kennen zu lernen
wünscht, der findet in dem Tagebuch des Herrn von Wach holtz reiche
Belehrung. Der Verfasser trat als Lieutenant zu Nachod an der Böhmi-
schen Gränze in das Corps ein, machte alle Züge desselben, auch ,in.
Spanien mit, focht an der Seite des Herzogs, welcher bekanntlich fi^l,
bei Quatrebras und starb als Generalmajor und Commandant des braun-
schweigischen Feldcorps im Jahr 1841. Seine Aufzeichnungen, bear-
beitet und herausgegeben durch C. Fr. von Vechelde — (Braunschweig
1843) dienen nicht nur als Hauptquelle für die Geschichte der Oelsischen
Schaar und ihres Führers, sondern liefern auch überhaupt treffliche Bei-
träge zur allgemeinen Kennlniss des verhängnissvollen Zeitabschnittes, wel-
chen die französische Revolution beginnt und der Sturz N ap ο 1 e ο n' s endigt.
(Schluss folgt.)
 
Annotationen