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ist er am höchsten, von März bis September liegt er in der Nähe der Schnee-
grenze, im October und November aber etwas tiefer. Als einer eigentümlichen
Erscheinung muss des Gletscher-Windes gedacht werden; über ausgedehnten
Gletschern und grossen Schneemassen nimmt man zumal an wärmeren Tagen
einen kalten Luftstrom wahr, der auf die Erniedrigung der Temperatur in der
Nähe der Schneegrenze einen bedeutenden Einfluss ausübt. Mit den Tempera-
turen in höheren Breiten verglichen, entsprechen die Alpen-Gipfel beinahe
70° n. Br.
Es folgen nun die Untersuchungen über atmosphärische Feuchtigkeit, über
Thau- und Wolkenbildung, sowie über die Regen - Verhältnisse. Daran reihen
sich die interessanten Bemerkungen über optische Erscheinungen in der Atmo-
sphäre. (Auf Taf. X sind die, zum Theil neuen oder wenigstens verbesserten
Instrumente abgebildet, deren sich die Verf. bedienten, nämlich das Cyanometer,
Diaphanometer, Pyrheliometer. Prismenporrhometer, Eudiometer, Anthrakome-
ter u. s. w.) Bekanntlich hegte man in früherer Zeit irrthümliche Ansichten
über den Kohlensäure - Gehalt der Luft in höheren Regionen, indem man glaubte,
dass die grössere specifische Schwere der Kohlensäure ihr Vorhandensein in den
niedrigen Luftschichten bedinge. Schon Saussure klärte die Physiker durch seine
Versuche auf dem Montblanc auf. Die Verfasser fanden bis zu einer Höhe von
10,200 Fuss eine progressive Zunahme, glauben indess, dass die Grenze eines
constanten Maximums nun nicht mehr fern liege. Die Höhe hat durchaus kei-
nen absoluten Einfluss. Merkwürdig ist, dass die unmittelbare Gletscher-At-
mosphäre sich ärmer an Kohlensäure zeigt, als ihre Umgebung.
Die letzte Abtheilung des Werkes bilden pflanzengeographische Untersu-
chungen, welche namentlich viele lehrreiche Tabellen enthalten, so besonders
eine grössere, die eine Uebersicbt der vorzüglichsten Vegetations - Grenzen in
verschiedenen Alpen - Gegenden gibt. Auch über die höchsten Grenzen der
Thiere theilen die Verfasser wichtige Beobachtungen mit; Spuren von Gemsen
fanden sie bis zu 10,500 Fuss, Füchse bis zu 10,000, Vögel bis zu ll,000Fuss.
Am höchsten unter allen Tbieren scheinen Insekten während des ganzen Jahres
zu leben; sie finden sich noch 12—14,000 Fuss. Es sind meist Spinnen und
Käfer. Infusorien des Luftstaubes und des rotlien Schnees finden nach der Höhe
wohl keine Grenze. — Was die Grenze der Vegetation betrifft, so gibt es Pflan-
zen, welche noch über die Schneelinie hinausreichen; die Verfasser zählen eine
Menge auf, es sind phanerogamische Pflanzen, Moose und Flechten. Die Dauer
der Vegetationszeil wird natürlich mit der Höhe immer geringer und beträgt
zwischen 7000 und 8000 Fuss nur 95 Tage, an der äussersten Phanerogamen-
Grenze über 1000 Fuss beschränkt sie sich auf etwa einen Monat; in ungün-
stigen Jahren bleiben diese höchsten Pflanzen während des ganzen Sommers mit
Schnee bedeckt.
Die gedrängte Uebersicht, welche wir von dem Inhalte des Werkes der
Brüder S c h 1 a g i n tw eit gegeben haben, wird beweisen, dass derselbe ein
reichhaltiger und gediegener ist, gegründet auf zahllose, mühsame Beobachtun-
gen und Forschungen in den verschiedensten Alpen-Regionen und auf eine ge-
naue Kenntniss der Literatur des In - und Auslandes. Die Ausstattung des Wer-
kes kann eine prachtvolle genannt werden; neben vielen (über 70) Holzschnitten
sind noch 10 Tafeln beigefügt; sie enthalten folgende Gegenstände: Vergleichende
 
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