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Kurze Nachrichten über die neueste Literatur Italiens.
noch kam er dem Könige von Neäpel zu liberal vor, und so wurde
er nebst einem andern Mönche, del Grillo, aus dem Kloster und dem
Königreiche verwiesen. Der Erste, als Bekannter des Cardinal Tosti,
fand in Rom eine gute Aufnahme, der Letzte aber lebt mit den
andern verbannten Neapolitanern in Turin.
Wie ungestört jetzt übrigens in dem Sardinischen Reiche, bei
aller Frömmigkeit und der vor andern Theilen Italiens sich aus-
zeichnenden Sittlichkeit, Schriften über die Missbräuche der Römi-
schen Kirche in italienischer Sprache verbreitet werden können, sieht
man aus dem Wiederabdruck der Geschichte des Papstes Sixtus V.
von Gregor Leti, welcher, obwohl sein Oheim Bischof war, in der
Mitte des 17. Jahrhunderts in Genf die evangelische Religion an-
nahm und mehrere Werke, als das Leben Cromwells, Carls V., der
Königin Elisabeth u. s. w. herausgab; das Leben des Papstes Six-
tus V. erschien zu Amsterdam 1721, jetzt macht es einen Theil der
weit verbreiteten Volksbibliothek, eines ebenfalls bedeutenden litera-
rischen Unternehmens der Buchhandlung von Pomba in Turin, aus. 9
Neben den bedeutenden Werken des bekannten Geschichts-
schreibers Cesare Cantu dürfen wir ein für die Sittengeschichte von
Ober-Italien wichtiges Werk nicht vergessen, welches sich mit dem
vergangenen Jahrhundert beschäftigt, das einen Verri für die Ver-
waltung, einen Buccaria für das Recht, einen Tomberini für die
geistlichen Angelegenheiten, und einen Parini für die Literatur und
die Sittengeschichte hatte. Cantu hat das Leben und das schrift-
stellerische Wirken des Geistlichen Parini und die Lombardei im
vergangenen Jahrhundert mit seiner gewohnten Meisterschaft be-
schrieben. 1 2) Leider erlaubt Zeit und Raum nicht, mehr darüber
mitzutheilen.
Ebenso erwähnen wir nur die Sammlung von Toscanischen
Sprichwörtern, welche mit Erläuterungen aus den Handschriften des
bekannten Giuseppe Giusti herausgegeben worden sind.3 4)
Wie man die Frauen in Italien zu würdigen versteht, kann
man aus dem von C. Novellis herausgegebenen Dictionair der be-
rühmten Piemontesischen Frauen entnehmen, einem biographischen
Verzeichniss von einigen hundert Frauen, die sich durch ihre Schick-
sale oder ihr Leben oder Schriften ausgezeichnet haben, wozu auch
solche gehören, die mit diesem Lande in irgend einer Verbindung
waren, mit Angabe der Quellen. Freilich finden sich dabei manche
Heilige, manche Prinzessinen, von denen sonst nichts zu erzählen ist.
1) Vita de Sisto quinto, pontefice Romano, scritta da Gregorio Leti. To-
rino. Cagini Pomba. 1855. III Voll.
2) L’ Abate Parini e la Lombardia nel secolo passato, studii di Cesare
Cantu. Milano. 1854. Tip. Grocchi.
3) Raccolta di proyerbi Toscani, dai manoscritti di G. Giusti. Firenze.
1853. Presso le Monier.
4) Dizionario delle donne celebri piemontesi, lequali acquistarono in qual-
siasi modo fama. Del dottore Carlo Novellis. Torino. Tip. Pelazza.
Kurze Nachrichten über die neueste Literatur Italiens.
noch kam er dem Könige von Neäpel zu liberal vor, und so wurde
er nebst einem andern Mönche, del Grillo, aus dem Kloster und dem
Königreiche verwiesen. Der Erste, als Bekannter des Cardinal Tosti,
fand in Rom eine gute Aufnahme, der Letzte aber lebt mit den
andern verbannten Neapolitanern in Turin.
Wie ungestört jetzt übrigens in dem Sardinischen Reiche, bei
aller Frömmigkeit und der vor andern Theilen Italiens sich aus-
zeichnenden Sittlichkeit, Schriften über die Missbräuche der Römi-
schen Kirche in italienischer Sprache verbreitet werden können, sieht
man aus dem Wiederabdruck der Geschichte des Papstes Sixtus V.
von Gregor Leti, welcher, obwohl sein Oheim Bischof war, in der
Mitte des 17. Jahrhunderts in Genf die evangelische Religion an-
nahm und mehrere Werke, als das Leben Cromwells, Carls V., der
Königin Elisabeth u. s. w. herausgab; das Leben des Papstes Six-
tus V. erschien zu Amsterdam 1721, jetzt macht es einen Theil der
weit verbreiteten Volksbibliothek, eines ebenfalls bedeutenden litera-
rischen Unternehmens der Buchhandlung von Pomba in Turin, aus. 9
Neben den bedeutenden Werken des bekannten Geschichts-
schreibers Cesare Cantu dürfen wir ein für die Sittengeschichte von
Ober-Italien wichtiges Werk nicht vergessen, welches sich mit dem
vergangenen Jahrhundert beschäftigt, das einen Verri für die Ver-
waltung, einen Buccaria für das Recht, einen Tomberini für die
geistlichen Angelegenheiten, und einen Parini für die Literatur und
die Sittengeschichte hatte. Cantu hat das Leben und das schrift-
stellerische Wirken des Geistlichen Parini und die Lombardei im
vergangenen Jahrhundert mit seiner gewohnten Meisterschaft be-
schrieben. 1 2) Leider erlaubt Zeit und Raum nicht, mehr darüber
mitzutheilen.
Ebenso erwähnen wir nur die Sammlung von Toscanischen
Sprichwörtern, welche mit Erläuterungen aus den Handschriften des
bekannten Giuseppe Giusti herausgegeben worden sind.3 4)
Wie man die Frauen in Italien zu würdigen versteht, kann
man aus dem von C. Novellis herausgegebenen Dictionair der be-
rühmten Piemontesischen Frauen entnehmen, einem biographischen
Verzeichniss von einigen hundert Frauen, die sich durch ihre Schick-
sale oder ihr Leben oder Schriften ausgezeichnet haben, wozu auch
solche gehören, die mit diesem Lande in irgend einer Verbindung
waren, mit Angabe der Quellen. Freilich finden sich dabei manche
Heilige, manche Prinzessinen, von denen sonst nichts zu erzählen ist.
1) Vita de Sisto quinto, pontefice Romano, scritta da Gregorio Leti. To-
rino. Cagini Pomba. 1855. III Voll.
2) L’ Abate Parini e la Lombardia nel secolo passato, studii di Cesare
Cantu. Milano. 1854. Tip. Grocchi.
3) Raccolta di proyerbi Toscani, dai manoscritti di G. Giusti. Firenze.
1853. Presso le Monier.
4) Dizionario delle donne celebri piemontesi, lequali acquistarono in qual-
siasi modo fama. Del dottore Carlo Novellis. Torino. Tip. Pelazza.