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656 Jan: C. Plini Secundi naluralis historiae libri XXXVII.
nam, als Bischof von Pavia und Basel aufgeführt, ohne dass indessen
in jener Erzählung, welche aus einem Codex vom Anfänge des 11. Jahrh.
erhalten ist, sich eine Stelle fände, dass Waldo damals Bücher aus Pavia
gebracht hätte. Aber angenommen nun, es sei doch der Fall gewesen, so
müsste die Ueberbringung des Rescriptus durch Waldo aus Pavia ins Jahr
800 und nicht nach 806, wie man aus dem obenangefiihrten Codex
229 zu schliessen versucht ist, gesetzt werden; denn jener übernahm
als Abt 806 das Kloster St. Denis. Auch wenn man bei dieser
höchst dürftigen Angabe Ohem’s und nach der Legende vom heil.
Blute, welche übrigens der Bücher gar nicht gedenkt, die aufgestellte
Vermuthung halten wollte, wornach der fragliche Rescriptus 800
durch Waldo aus Pavia nach Augia maior gekommen sei, so bleibt
noch die Beweisführung zu erledigen, welchen Zusammenhang hatte
das Bisthum Pavia damals mit Bobbio? Bei diesem Punkte fehlt
für die mit grosser dogmatischer Anmasung aufgestellte Hypothese
des Recensenten in Zarnke's Blatt auch jede Begründung. Einmal
lag Bobbio nicht in der Diöcese Pavia, sondern gehörte zum Erz-
bisthum Genua, und ward, da es von den Bewohnern benachbarter
Städte und den Bischöfen von Tortona, Piacenza und Lodi wegen
seines Vermögens in seinem Eigenthume zu sehr beeinträchtigt ward,
(Peyron 1. d. p. VIII,) später im Jahre 1014 selbst zum Bisthume er-
hoben, somit kann von einer Einmischung des Bischofs von Pavia
in die Eigenthumsverhältnisse Bobbio’s oder von einer theilweisen
Wegführung seiner Bibliothek nach Pavia gar keine Rede sein. Zwei-
tens weiss Peyron nichts von Schenkungen oder Verleihungen aus
der Bobbienser Bibliothek an den Bischof Waldo von Pavia; ferner
findet sich in dem Katalog von Bobbio, der übrigens nur von 1461
da ist, nichts von einem Commentarius in Ecclesiasten des 8. Jahrh.
und endlich sind die als wirkliche Bobbienser naebgewiesenen Palimp-
sesten in zweiter Schrift jünger als der des Plinius. Mithin ist keine
Brücke da, auf welcher man von dem Episcopat Waldo’s in Pavia
auf die Erwerbung des Codex rescriptus in Bobbio sicher hinüber-
kommen könnte, wenn nicht durch den leichter Flug willkührlicher
Hypothesen. Die Notiz des Schreibers vom Codex 229, wornach
801 (nach Einhard’s annal.), nach ihm selbst 802 (mit falscher In-
diction XIII statt X und falschem Monats- und Wochentage) Chieti
bei Ortona und 806 Fuscitana (das der Schreiber Vucitana nennt)
am See Celano (s. Mone, Zeitschr. Bd. 2. S. 256) von den Franken
verbrannt worden seien, beweist direct nichts für die Heimath des
Schreibers der beiden Handschriften, des Rescriptus und des Codex
Nr. 229, denn Verona und Pavia oder Bobbio liegen alle gleich-
weit entfernt von Chieti und dem See Celano. Aus keinem Orte
kann man den Umstand erklären, dass der Schreiber dennoch so
genau das Datum der zulezt angeführten Thatsache wusste. Diess
bleibt immer noch unerklärt.
(Schluss folgt.)
 
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