Jan: C. Plini Secundi naturalis historiae libri XXXVII.
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sen, ebenso Jan, der also nach seinem subjectiven Erkennen den
alten Schreiber des Palimpsesten und Plinius selbst mit den Wor-
ten: minus recte zurecht zu weisen für gut findet. Nach meinem
Dafürhalten haben die alten Culturvölker wohl nicht desshalb eine
Literatur geschaffen und hat eine tausendjährige Zeit, welche uns
diese Cultur vermittelte, diess nicht desshalb gethan, damit im
19. Jahrhundert ein Gelehrter, der mühsam die lateinische Gram-
matik und Sprache erlernte, die Ausdrücke der alten Classiker
mit: minus recte zurecht weise. Wenn Jan meine Conjectur oder
vielmehr paläographischen Commentar p. 7, not. quibus os intus
etpedes subtushirti mit den Worten: „quodnon est opus,
dumodo ad verba quibus intus ex antecedentibus intelligas sint
pili“ für überflüssig hält, so tritt hier wieder der grosse Unterschied
meiner Art zu emendiren und der von Jan hervor. Ich bin durch
die Autoritas Codicum zu dieser Emendation gezwungen, weil keiner
meiner Vorgänger paläographisch erklären konnte, welche Lesart
den Handschriften nach den Regeln der Buchstabenverwechslung,
Abkürzungen und Siglen zu Grunde liegen muss. Es versteht sich
von selbst, dass ich desshalb nur aus dem Palimpsesten d. h. nach
dem paläographischen Studium dieser einen Handschrift Emendatio-
nen versuche und auch nur für diesen Codex sie im Sinne seiner
Schrift und Schreibweise als wahrscheinlich aufstelle. Was ich aber
aus inneren paläographischen Gründen dieser Hs. beweisen zu können
glaube, will ich nicht generalisiren, sondern zur Beurtheilung Jeder-
mann überlassen. Jan dagegen meint man solle sich nicht zu viel um
die Hss. kümmern, sondern sich beruhigen, wenn ein Verständniss
und Einklang mit der Grammatik hergestellt sei. Zur Rechtfertigung
meiner Conjectur, die aber eigentlich, wie ich gesagt, nur ein pa-
läographischer Commentar zu der Stelle ist, muss ich bemerken. Der
Codex rescriptus hat allerdings os ausgelassen und schreibt: quibus
intus. Diese Lesart ist entstanden aus quib.[us] os, was der Ab-
schreiber als quibus wieder gab. Da er das folgende os als us
(o und u sind nicht strenge geschieden) als Dittograpbie nahm und
zu quib. bezog. Gerade den entgegengesezten Fehler machte der
Antiquarius p. 8, 22 agnascentib.[us] us; siehe hierüber prolegg.
p. XXV. Die Codd. Ra haben quibus eos d. i. etos (welche
Lesart neben os zu billigen ist), denn e ist Sigle für et; die Hss.
Td. haben in os, das ist Verwechslung der Sigle für et und der für
in. Hätte in diesem Sinne und dieser Weise Jan meine prolegg.
ausgebeutet und alle seine Conjecturen auf paläographische Inter-
pretation gegründet, so hätte man wirklich etwas erhebliches für
die Kritik des Plinius erwarten können. Urlichs schlug in seiner
Vindiciae diesen Weg ein und hat auch in der Recension über mein
Werk Proben dieser paläographischen Kritik gegeben; jezt nach-
dem der an Fehlern und lehrreichen Entstellungen so reichhaltige
Palimpsest veröffentlicht ist, kann und wird Urlichs noch weit mehr
auf diesem Wege leisten; es ist dieser Gang, der einzige der zu
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sen, ebenso Jan, der also nach seinem subjectiven Erkennen den
alten Schreiber des Palimpsesten und Plinius selbst mit den Wor-
ten: minus recte zurecht zu weisen für gut findet. Nach meinem
Dafürhalten haben die alten Culturvölker wohl nicht desshalb eine
Literatur geschaffen und hat eine tausendjährige Zeit, welche uns
diese Cultur vermittelte, diess nicht desshalb gethan, damit im
19. Jahrhundert ein Gelehrter, der mühsam die lateinische Gram-
matik und Sprache erlernte, die Ausdrücke der alten Classiker
mit: minus recte zurecht weise. Wenn Jan meine Conjectur oder
vielmehr paläographischen Commentar p. 7, not. quibus os intus
etpedes subtushirti mit den Worten: „quodnon est opus,
dumodo ad verba quibus intus ex antecedentibus intelligas sint
pili“ für überflüssig hält, so tritt hier wieder der grosse Unterschied
meiner Art zu emendiren und der von Jan hervor. Ich bin durch
die Autoritas Codicum zu dieser Emendation gezwungen, weil keiner
meiner Vorgänger paläographisch erklären konnte, welche Lesart
den Handschriften nach den Regeln der Buchstabenverwechslung,
Abkürzungen und Siglen zu Grunde liegen muss. Es versteht sich
von selbst, dass ich desshalb nur aus dem Palimpsesten d. h. nach
dem paläographischen Studium dieser einen Handschrift Emendatio-
nen versuche und auch nur für diesen Codex sie im Sinne seiner
Schrift und Schreibweise als wahrscheinlich aufstelle. Was ich aber
aus inneren paläographischen Gründen dieser Hs. beweisen zu können
glaube, will ich nicht generalisiren, sondern zur Beurtheilung Jeder-
mann überlassen. Jan dagegen meint man solle sich nicht zu viel um
die Hss. kümmern, sondern sich beruhigen, wenn ein Verständniss
und Einklang mit der Grammatik hergestellt sei. Zur Rechtfertigung
meiner Conjectur, die aber eigentlich, wie ich gesagt, nur ein pa-
läographischer Commentar zu der Stelle ist, muss ich bemerken. Der
Codex rescriptus hat allerdings os ausgelassen und schreibt: quibus
intus. Diese Lesart ist entstanden aus quib.[us] os, was der Ab-
schreiber als quibus wieder gab. Da er das folgende os als us
(o und u sind nicht strenge geschieden) als Dittograpbie nahm und
zu quib. bezog. Gerade den entgegengesezten Fehler machte der
Antiquarius p. 8, 22 agnascentib.[us] us; siehe hierüber prolegg.
p. XXV. Die Codd. Ra haben quibus eos d. i. etos (welche
Lesart neben os zu billigen ist), denn e ist Sigle für et; die Hss.
Td. haben in os, das ist Verwechslung der Sigle für et und der für
in. Hätte in diesem Sinne und dieser Weise Jan meine prolegg.
ausgebeutet und alle seine Conjecturen auf paläographische Inter-
pretation gegründet, so hätte man wirklich etwas erhebliches für
die Kritik des Plinius erwarten können. Urlichs schlug in seiner
Vindiciae diesen Weg ein und hat auch in der Recension über mein
Werk Proben dieser paläographischen Kritik gegeben; jezt nach-
dem der an Fehlern und lehrreichen Entstellungen so reichhaltige
Palimpsest veröffentlicht ist, kann und wird Urlichs noch weit mehr
auf diesem Wege leisten; es ist dieser Gang, der einzige der zu