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Nr. 35. HEIDELBERGER 1861.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Literaturberichte aus Italien.

Eine der Erziehung gewidmete Zeitschrift, welche mehrere Geistliche zu
Mitarbeitern hat, ist folgende:
L’istrullore, foglio ebdomadario, per G. Lanza. Torino 1860. Tip. Scolaslica. 8vo.
Diese Wochenschrift enthalt zuvörderst die amtlichen Verfügungen und
Ernennungen im Fache der Erziehung und des öffentlichen Unterrichts. Hier-
auf folgen Aufsätze über Gegenstände des Unterrichts, Auszüge aus neuen
Werken, biographische Nachrichten, und pädagogische Aufgaben. Den Schluss
machen die auf die Erziehung im Allgemeinen Bezug habenden Nachrichten aus
der Nähe und Ferne. Eine fleissige Mitarbeiterin dieser Zeitschrift ist Frau
Colombini-Molini, eine sehr geachtete italienische Dichterin, die sich aber ne-
ben ihrer bedeutenden Vermögensverwaltung besonders viel mit weiblicher
Erziehung beschäftigt und das anerkannt beste Werk über diesen Gegenstand
herausgegeben hat. Sie ist Ehrenvorsteherin mehrerer weiblichen Erziehungs-
Anstalten in Turin, von denen sich besonders eine dadurch auszeicbnet, dass
aus ihr seit dem Bestehen derselben seit 10 Jahren gegen 900 Lehrerinnen
für Mädchenschulen hervorgegangen sind. So viele weibliche Erziehungsan-
stalten sind nämlich in dem Königreiche Sardinien eingerichtet worden, seit
hier das constitutionelle Leben angefangen hat.
Note necrologiclie del cav. Domenico Cappellina, professore. Torino 1860: 8vo.
presto Franco.
Cappellina, Professor der italienischen Literatur an der Universität zu
Turin, starb vor Kurzem. Einer seiner Collegen , Professor Lanza, hat hier
seine Lebensbeschreibung geliefert. Auf derselben Universität, besonders durch
den gelehrten Philologen Peyron gebildet, wurde er zuerst durch geschicht-
liche Forschungen über seine Vaterstadt, Vercelli, bekannt, welche er 1842
unter dem Titel: „I Tizzoni e gli avogadri“ herausgab. Hierin beschrieb er
den Uebergang dieses Freistaats Vercelli in der ersten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts, wo die tapferen Bürger der italienischen Städte das Lehenwesen
und die weltliche Macht der Bischöfe beseitigten und das Wachsthum der
savoisch-piemontesischen Monarchie ermöglichten. Auch als Dichter wurde
Cappellina bekannt, besonders aber geachtet wurden seine Uebersetzungen von
Hesiod und Aristophanes, so wie seine Geschichte der griechischen und der
lateinischen Literatur; sein Handbuch zum Unterricht in der Literatur über-
haupt befindet sich in den Händen der meisten Studenten. Obgleich erst 1819
geboren, starb er doch als Professor der Literatur und Mitglied des Studien-
rathes im Ministerium des öffentlichen Unterrichts und als Ritter des sardini-
LIV. Jahrg. 7. Heft. 35
 
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