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Nr. 59. HEIDELBERGER 1861.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die Episteln des H or atius Flaccus. Lateinisch und deutsch
mit Erläuterungen von F. S. Feldbausch. Leipzig und
Heidelberg. C. F. Vinter’sehe Verlagsbuchhandlung. 1860.
Erstes Bändchen. Die Episteln des ersten Buches. XII und
303 8. Zweites Bändchen. Die Episteln des zweiten Buches
nebst drei Anhängen. 232 S. in 8vo.
Der Verfasser hat diese Bearbeitung der Epistein des Horatius
für einen Kreis von Lesern bestimmt, „die eine harmlose, aber nicht
gehaltleere Unterhaltung in Musestunden suchen, welche ihnen aus
einem der Sprach- und Alterthumsforschung fern liegenden Berufe
übrig bleiben“; sie ist hiernach nicht sowohl für den gelehrten
Gebrauch der Männer des Faches, für die gelehrten Philologen be-
stimmt, wiewohl auch diese, wie wir demnächst zeigen werden, nicht
Weniges darin finden, was ihre volle Beachtung verdient, und keiner
der zahlreichen Gelehrten oder Schulmänner, die sich mit der Lec-
türe der Episteln beschäftigen, diese Bearbeitung wird unbeachtet
lassen dürfen; sie ist zunächst bestimmt für gebildete Männer, die
auch dann noch , nachdem sie zu andern Berufsai ten übergegangen
sind, gern zu den Beschäftigungen ihrer Jugend zurückkehren und
an dem ewig frischen Born des Alterthums sich laben und stärken
wollen. Und dass für einen solchen Zweck sich vorzugsweise die
Episteln des Horatius eignen, die uns die Früchte einer stets ge-
sunden und frischen Lebensweisheit bieten, wird Niemand in Abrede
zu stellen vermögen. Eben so wenig wird man aber auch verkennen
wollen, dass der Verf., der dem Studium dieses Dichters ein ganzes Le-
ben gewidmet, mit ihm sowohl in Folge seines Berufes, wie in den
Stunden der Muse sich vorzugsweise beschäftigt, und davon schon
vor zehn Jahre in der in das Studium des Dichters einleitenden Er-
klärung die Beweise dieser Bekanntschaft mit dem Dichter, seiner
ganzen Sinn- und Denkweise, wie der ganzen auf ihn bezüglichen
neueren Literatur niedergelegt hatte, zur Lösung einer solchen Auf-
gabe berufen war, wie er sich dieselbe hier gestellt batte.
Zu einer solchen Lösung gehörte vor Allem eine angemessene,
in allen Theilen wohl verständliche, aber auch durchaus getreue
Uebertragung der Episteln in unsere Muttersprache, weil auf diesem
Wege der Inhalt der Episteln allerdings dem Kreise, den der Ver-
fasser im Auge hatte, am nächsten gebracht werden kann.
Nun fehlt es bekanntlich nicht an Uebersetzungen der Horazi-
schen Episteln in’s Deutsche: und wenn man hier in neuer Zeit den
von Wieland eingeschlagenen Weg der Uebertragung in einem dem
Original fremden Rhythmus verlassen hat, weil der wesentliche Cha-
L1Y. Jabrg. 12. Heft. 59
 
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