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Nr. 57. HEIDELBERGER 1861
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Onderka: Mathematische Geographie*

(Schluss.)
Nach einigen der Astronomie entlehnten Erklärungen wird die
scheinbare Kugelgestalt des Weltraumes (Elimmeisgewölbes?) erklärt
und dann gezeigt, wie man mittelst zwei (Polar-) Koordinaten die
Lage eines Punktes aut dieser (wie auf jeder) Kugel feststellen
könne. Diese Polarkoordinaten sind dreierlei: Aequator und Dekli-
nationskreis, Ekliptik und Breitenkreis, Etorizont und Scheitelkreis,
und für jedes dieser drei Systeme tragen die beiden Koordinaten
besondere Namen.
Die besondern Punkte der Ekliptik (Aequinoctial- und Solsti-
tialpunkte), Parallelkreise, Wende- und Polarkreise und was damit
zusammenhängt, so wie die (angenäherte) Weise, die Sonnenbahn
am Elimmel zu ermitteln, folgen jenen Erklärungen.
Sich zur Erde wendend, wird die Form derselben näher unter-
sucht. Aus der Beobachtung, dass man bei der Annäherung an
ferne Gegenstände, die auf einer weitgedehnten Ebene sich befinden,
zuerst nur die Spitze und erst nach und nach die untern Theile
wahrnehme, wird auf die gekrümmte Gestalt geschlossen. Dasselbe
schliesst man aus der Aenderung der Ansicht des Elimmeis bei Erd-
umschiffungen u. s. w. Dass aber die Krümmung eine überall gleich-
förmige sei, wird daraus geschlossen, dass überall der zurückgelegte
Weg proportional ist dem Winkel, um den der Polarstrom sich senkt
oder hebt. Eben so wenn man von Osten nach Westen reist und
die Verspätung der Uhren beobachtet, ergibt sich, dass die Krüm-
mung der Erde eine kreisförmige sei (was durch Figuren nebst An-
wendung der Rechnung nachgewiesen wird).
Die Feststellung von Punkten auf der Erdfläche geschieht nun
eben so wie am Elimmel, wobei der Unterschied zwischen wahren
und scheinbarem Horizonte für einen Punkt der Erde hervorgeho-
ben wird.
Die (scheinbare) tägliche Umdrehung des Himmelsgewölbes um
die Erdaxe gibt zunächst Anlass zur Frage über Auf- und Unter-
gang der Gestirne, so wie nach der Zeit während welcher sie für
einen Ort der Erde sichtbar bleiben. Letztere Frage wird mittelst
der Formel cos s tg p —tg 97 = 0 gelöst (vergl. des Referenten
„Handbuch der eb. und sphär. Trigonometrie“, 2. Aufl. S. 289),
wo cp die geographische Breite des Beobachtungsortes, p die Pol-
distanz des Gestirns, s der Stundenwinkel hei AufgaDg oder Unter-
gang ist.
LIV. Jahrg. 12. Heft.

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