Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEIDELBERGER

1861.

Nr. 40.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Cicer. oratt. agrarr. rec. Zumpt.

(Schluss.)
Mit possidet für Ernesti’s possideret, der Auslassung von est,
und eiecit für deiecit werden III, 11 nur Schreibfehler sanctionirt.
Als solchen müssen wir auch II, 83 privatum haec causa commovet
betrachten, da offenbar ein einzelner Fall, nicht was einmal gesche-
hen, immer wiederkehren kann, den Zuhörern als lehrreiches Bei-
spiel vorgehalten wird. In 57 sed quae haec impudentia scheint est
nicht entbehrlich zu sein, desgleichen nicht 48, welchen Satz Z. unserem
Gefühl nach nicht zum besten in dieser Weise umgestaltet hat: ut in suis
rebus, ita in republica luxuriosus nepos, qui prius silvas vendat quam
vineas, Italiam percensuit. Er konnte percensuit aus 1 9 aufnehmen,
ohne darum Lambins luxuriosus est zu verwerfen, und musste die
Periode mit vineas abschliessen. Schwerlich wird II, 70 idem est
zu halten sein, wo Klotz id est oder illud est vorschlägt; die Iden-
tität der Deduction der Plebs aus der Stadt mit ihrer Verpflanzung
in öde Strecken will Cicero nicht urgiren, nur das geheime Motiv
des Rullus bei seiner lex aufdecken. Gezwungen erscheint auch die
Vertheidigung des in einem Satze II, 56 wiederholten ne quidem:
cur non dicatur: vestra vectigalia vendent Xviri non modo ita, ut
ne vos quidem iusseritis, sed etiam ita ut ne praeco quidem publicus
intersit? wo die Phrase doch nur an der zweiten Stelle passt, man
wird also dem Vorschläge von Lauredanus non modo vobis arbitris
beipflichten müssen. III, 4 wäre confessus in dem Satze qui otii
et concordiae patronum me in hunc annum populo Romano professus
sim allerdings nur in ironischem Sinne zu verstehen, aber wie ver-
trägt sich diese Ironie mit dem Ernst der ganzen Erörterung? Auch
am Schlüsse der Rede §.16 scheint convocaverunt, wofür Madvig
evocaverunt verlangt, nur aus einem Versehen der Abschreiber zu
erklären, nicht aus der Analogie von coire und convenire, wie Z.
will, der convocaverunt sogar für nothwendig hält, denn ‘populus
flagitarat, ut Cicero in contionem cum Rullo eiusque amicis conveniret’.
Dies Bestreben, die Ueberlieferung zu bewahren, hat Z. öfters
gehindert, treffende Veränderungen des Textes als solche anzuerken-
nen: In I, 5 geht doch wol aus der weitern Aufzählung, wo lauter
Relative folgen: qui — qui — quam hervor, dass hos, wie Lambin
sah, nur verschrieben ist aus quos. Daselbst ist schwer zu begrei-
fen, warum Cicero nicht quod adfectent iter gesetzt habe, wofür die
von Halm und Z. selbst citirte Stelle p. S. Roscio 140 spricht, mögen
LIV. Jahrg. 8. Heft. 40
 
Annotationen